Vertrauen ist das Fundament einer Beziehung. Der Auffassung ist auch Dominic Hennig, Psychologe aus Karlsruhe:
Es macht letztendlich ja auch zufriedener.
In der SWR3-Beziehungsshow haben wir mit dem Psychologen über verschiedene Aspekte des Vertrauens gesprochen und lernen ein Paar kennen, das eine besondere Beziehung führt. Auch hier spielt Vertrauen eine große Rolle.
Warum tut uns Vertrauen so gut?
Vertrauen schenkt uns Sicherheit. Wir können über Vertrauen sicher sein, dass der Mensch der uns gegenüber ist, uns guttun wird. Der andere wolle positive Dinge für einen tun, uns unterstützen und will, dass man sich in seiner Gegenwart wohlfühlen darf, so Hennig.
Wie vertraue ich anderen Menschen?
Dominic Hennig spricht von einem Vertrauensvorschuss oder auch dem Vertrauen auf den ersten Blick, den wir Menschen einräumen. Das ist insbesondere dann der Fall, wenn uns dieser Mensch an einen anderen Menschen erinnert, mit dem wir bereits positive Erfahrungen hatten. Dabei spielt auch die Kindheit eine große Rolle: Haben wir positive Erinnerungen daran, welche Menschen uns in der Kindheit geprägt haben, fällt es leichter, Vertrauen aufzubauen.
Wie baue ich Vertrauen auf?
Der Psychologe spricht von verschiedenen Phasen des Vertrauensaufbaus in der Beziehung:
- In der Kennenlernphase geht es vor allem darum, dass jeder viel von sich erzählt, um das gegenseitige Verständnis füreinander zu fördern.
- Wenn das Verständnis aufgebaut wurde, folgt eine Phase der Verlässlichkeit: „Erst geht es um so eine Vorhersehbarkeit. Wir verstehen, was der andere tut und was der andere will.“ Wir wissen oder können es abschätzen, wie sich der andere in Zukunft verhält.
- In der nächsten Phase geht es um die Zuverlässigkeit: Wir erfahren, dass die andere Person auch in Krisenzeiten für uns da ist, uns unterstützt und uns zuhört.
- Irgendwann geht es dann in ein Gefühl der vollkommenen Sicherheit über: Wir wissen, dass der Partner Gutes für uns will und Rücksicht nimmt.
Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser: Stimmt das wirklich?
Hennig ist der Meinung, Freiräume sind in einer Beziehung wichtig. Dazu sei es am Anfang einer Beziehung wichtig, den jeweiligen Partner und die Lebenswelt des Partners kennenzulernen. Wo arbeitet der Partner oder die Partnerin? Welchen Sport macht der andere gerne? Wenn man diese Dinge über den anderen weiß, kann man sich besser in den anderen hineinversetzen. Auch das kann Vertrauen stärken und den Drang der Kontrolle minimieren.
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Warum fällt es manchen Menschen schwer zu vertrauen?
Der Psychologe spricht von einer möglichen Mischung aus zwei Faktoren, die es manchen Menschen erschwert, Vertrauen aufzubauen:
- Persönlichkeit: Die Genetik spielt eine Rolle, wenn es um Vertrauen geht. Manche Menschen sind nahezu krankhaft eifersüchtig. Sie vermuten hinter den Handlungen anderer Menschen etwas Böses und misstrauen jedem von Grund auf. Das sei das Extrem, das nicht auf schlechten Erfahrungen beruht. „Es gibt aber auch Abstufungen, die mehr oder weniger in den Normalbereich kommen, aber schon in so eine paranoide Richtung zeigen. Das ist dann akzentuiert“, so Hennig.
- Erfahrungen im Bereich Bindung und Beziehung: Neben der Persönlichkeit spielen auch individuelle Erfahrungen in der Vergangenheit eine Rolle. Wenn man beispielsweise ohne Bezugspersonen aufwächst oder Eltern nicht da waren, kann das im späteren Verlauf eines Menschen Vertrauensprobleme hervorrufen. „Da geht so ein Stück weit unser Urvertrauen in die Menschen verloren und dann können wir niemandem wirklich vertrauen, weil wir diese schlechten Erfahrungen haben.“
Was kann man tun, um das Vertrauen aufzubauen?
Das Hauptthema bei solchen Thematiken ist ein Gefühl von Kontrollierbarkeit und von Sicherheit über Kontrolle. Das heißt, wichtig ist erstmal, dass man deren Selbstwert erstmal stärkt und aber auch deren Kompetenzen, gut auf sich aufzupassen.
Selbst wenn es keinen gibt, der auf diese Personen aufpasst, sollten sie selbst in der Lage sein, das für sich zu übernehmen, so Hennig. Eine Übung gibt es dafür nicht direkt. Aber: Man kann trainieren, die eigenen Grenzen aufzuzeigen und sich in erster Linie darauf konzentrieren, sich um sich selbst zu kümmern. Auf sich selbst aufzupassen, ist wichtig, um Vertrauen aufbauen zu können.
Wenn wir einen guten Selbstwert haben, dann passen wir auch gut auf uns auf und wenn wir uns sicher sind, dass wir auf uns aufpassen, (...), dann können wir auch besser vertrauen, weil wir uns sicher sind, uns kann ja nichts Schlimmes passieren.
Vertrauen kann aber auch gebrochen werden. Ein Beispiel, dass der Psychologe oft in seiner Praxis erlebt ist der Seitensprung eines Partners. Meist führt das bei dem betrogenen Partner zu einem Vertrauensverlust. Doch aus psychologischer Sicht ist das Fremdgehen ein Symptom für eine gewisse Distanz innerhalb der bestehenden Beziehung. Sein Tipp, wenn man die Beziehung retten möchte: Mit dem Partner darüber sprechen und fragen, wie es dazu kommen konnte, dass man sich in der Beziehung so weit voneinander entfernen konnte. Welche Bedürfnisse sind nicht erfüllt worden? Wo haben wir nicht zusammengepasst? Mit diesen Fragen schaffe man den Raum, dass der Partner sich öffnen kann und gibt Gelegenheit, einen weiteren Seitensprung eventuell zu vermeiden.
Wenn es nicht anständig aufgearbeitet wird, brodelt das die ganze Zeit und führt irgendwann zu noch mehr Konflikten. Wenn es anständig aufgearbeitet wird, braucht man immer noch – naja, jetzt mal so eine grobe Prognose – ein halbes Jahr auf jeden Fall.
Wichtig dabei sei vor allem, seinen eigenen Anteil an der Situation zu verstehen und dem entgegenzuarbeiten. Nur wenn man sich von einer Situation der Hilflosigkeit befreien kann, ist es möglich, an der Beziehung und an dem Wiederaufbau des Vertrauens zu arbeiten. Und auch als derjenige, der den Seitensprung begangen hat, sei es wichtig, zu seinem Gegenüber offen zu sein: Die Gründe für den Seitensprung benennen. In diesem Moment ist Ehrlichkeit, so Hennig, enorm wichtig. Wenn das gegenseitige Verständnis dann wieder aufgebaut wurde, sollte derjenige, der den Partner betrogen hat, auch wieder eine gewisse Sicherheit ausstrahlen. Dem anderen zu zeigen, dass man sich wieder auf ihn verlassen kann, helfe der Situation und der Aufarbeitung weiter.
Wenn das Handy kontrolliert werden möchte, dann stimme ich dem zu. Ich offenbare, ich lege alles offen. Die betrogene Person hat vollkommenen Zugriff auf alles, was sie sich wünscht.
Denn nur, wenn eine gewisse Vorhersehbarkeit wieder hergestellt werden kann, könne ein Vertrauen wieder aufgebaut werden.
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Vertrauen in einer Beziehung mit einem Escort-Girl
Beziehungen können ganz verschiedener Natur sein. Ein Seitensprung kann sie natürlich auf eine Probe stellen. Doch auch andere Beziehungsmodelle sind nicht immer von Anfang an leicht. So wie bei Okatvia und Peter. Als sie sich kennenlernten berichtete Oktavia ihm direkt, was sie arbeitet: Sie ist Escort-Girl. Die beiden gehen damit sehr offen um und erzählen sich alles. Für sie ist das Vertrauen und das Wissen darum, dass sie einander alles erzählen, ein Baustein ihrer Beziehung, der auch Vertrauen aufbaut.
Die Heimlichkeit ist das, was so giftig ist.
Peter war froh, dass sie ihm direkt erzählt hat, was sie beruflich macht. Auch wenn mal etwas bei ihrer Arbeit schief geht und die Gefahr besteht, dass sie sich eine Geschlechtskrankheit eingefangen hat, geht sie damit offen um. Peter weiß, dass Oktavia ihm alles erzählt. Was Peter allerdings nicht wissen will: Was genau bei den Dates von Oktavia passiert oder was sie mit den Männern macht.
Aber wie kann das gehen?
Ich würde sagen, dass Sexualität nicht das Intimste ist, sondern nur ein Mittel, um Intimität herzustellen.
Wichtiger ist für die beiden, gemeinsame Ausflüge zu machen. Das erzählen die beiden auch im Interview:

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Vertrauen in einer Beziehung mit einem Escort-Girl: Kann das gut gehen? Oktavia und Peter zeigen, dass es geht.