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Vanessa Valkovic
Vanessa Valkovic (Foto: SWR3)
Lea Kerpacs
Lea Kerpacs (Foto: SWR3)

Tanja hat sich immer Kinder gewünscht, aber auch Zeit für ihre Karriere eingeräumt. Mit 40 kam sie in die Wechseljahre und hatte das Gefühl, etwas verpasst zu haben.

Als Tanja mit ihrem Partner zusammenkam, hatte sie bereits einen Kinderwunsch; er jedoch nicht. Also wurde das Thema „vertagt“. Als sie 30 wurde, war sie in ihrem Beruf erfolgreich und genoss das freie Leben mit ihrem Partner; für Kinder war ja auch noch etwas Zeit. Doch mit 44 kam dann die Ernüchterung beim Gynäkologen: Sie kam bereits in die Wechseljahren und der Traum, der noch immer da war, rückte in unerreichbare Ferne. Doch es war nicht ihre Entscheidung; sondern die ihres Körpers, an der sie nichts mehr ändern konnte.

Kinderwunsch: Mit Anfang 40 kam die Sinnfrage

Für Tanja bedeutete das zunächst ein Gefühlschaos. Wie mit der neuen Situation umgehen? Sie beschloss, zunächst nicht mit ihrem Partner darüber zu sprechen, sondern sich Zeit für sich zu nehmen. Sich zu fragen, was sie in dieser Situation wirklich wolle, wo sie mit sich gerade steht. Ihr Partner wollte noch immer keine Kinder – das wusste Tanja. Sie sprach dann erst mit ihrem Mann über das Thema als auch für sie klar war: Es passt schon so, wie es ist. „Was für ihn dann überraschend war, war, dass es für mich dann nochmal wirklich so ein Thema war“, erzählt Tanja. Sie setzt sich für Frauenförderung bei der Arbeit ein und versucht nachhaltig zu leben – und hat sich damit die Sinnfrage anders beantwortet, als sich im letzten Moment noch für Kinder zu entscheiden. Das bereue sie nicht, sagt Tanja. Auch, wenn es ihr manchmal einen kleinen Stich gebe, wenn sie Kinder vor ihrem Bürofenster auf dem Spielplatz sehe.

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Wechseljahre: Was passiert da in meinem Körper?

Wechseljahre – das klingt für viele Frauen erstmal beunruhigend. Aber: „Die Wechseljahre sind tatsächlich richtig fabelhaft“, sagt Frauenärztin Sheila de Liz.

In den Wechseljahren ist es so, dass wir Frauen nochmal richtig in unsere Kraft reinkommen. Die ganzen Unsicherheiten aus unseren 20ern und unseren 30ern die fallen weg, oder die werden immer weniger. Und man wird eigentlich mit einer Klarheit gesegnet, dass man plötzlich weiß, was man will, was man nicht will und was man nicht länger bereit ist, zu akzeptieren. Und hier fangen viele Frauen an, mit ihrem Leben aufzuräumen und wirklich für sich einen Weg einzuschlagen, der endlich ihr eigener ist.

Das fühlt sich für manche Frauen im ersten Moment vielleicht gar nicht so an. Was passiert denn zu dieser Zeit im Körper? Für Frauen sind drei Hormone entscheidend, erklärt de Liz: Östrogen, Progesteron und Testosteron. Diese drei Hormone haben unterschiedliche Funktionen im weiblichen Körper – und sie werden in den Wechseljahren weniger.

Östrogen in den Wechseljahren

„Das Östrogen ist unser, ich nenne es jetzt mal, „Haupt-Weiblichkeits-Hormon“, was zuständig ist für Kurven, aber auch für die Dramatik, die viele von uns kennen, also diesen Hang zum Drama.“ Das Östrogen sorgt dafür, dass Frauen andere versorgen, es allen Recht machen und sich ein „Nest bauen“ wollen, so de Liz. Diese „Östrogen-Vernebelung“ lasse nach, wenn auch die Eierstöcke in ihrer Funktion nachlassen. „Dass wir plötzlich merken: 'Äh moment mal, ich bin all die Jahre als Letzte dran gekommen und jetzt ist es mir egal was alle anderen denken.'“ Die eigenen Bedürfnisse würden deshalb wieder eine größere Rolle spielen, so de Liz.

Progesteron in den Wechseljahren

Das Hormon Progesteron sei dafür zuständig, dass wir gut schlafen und dass wir entspannter sind. „Progesteron gleicht ein bisschen das Drama von Östrogen aus“, erklärt die Frauenärztin. Das Problem: Mit Beginn der Wechseljahre verschwinde das Progesteron häufig als erstes. Viele Frauen könnten dann nachts nicht mehr schlafen und manchen sich viele Gedanken. Darin kann aber auch eine Chance liegen: Durch die Auseinandersetzung mit dem eigenen Leben könnten auch neue Lebenswege entstehen, sagt die Expertin.

Testosteron in den Wechseljahren

Testosteron gibt uns Energie, Durchsetzungsvermögen und auch Selbstbewusstsein,“ erklärt de Liz. Außerdem sei Testosteron zuständig für die Libido der Frau, also den Sexualtrieb. „Wenn Frauen Testosteron fehlt ist es häufig so, dass sie keinen Antrieb haben.“ Deshalb sei Testosteron auch für Frauen extrem wichtig.

In den meisten Fällen fehle in den Wechseljahren als erstes das Progesteron – das heißt, diese Frauen haben Schlafstörungen und sind gereizter. Dann sinke das Östrogen, das habe häufig Hitzewallungen zur Folge. Da das Testosteron in dieser Phase noch mehr vorhanden ist, haben viele Frauen trotzdem noch eine hohe Libido, so de Liz. Die gesamte Phase dauert mehrere Jahre. Die meisten Frauen kommen zwischen 45 und 55 in die Wechseljahre. Im Schnitt haben Frauen mit 51 ihre letzte Periode.

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Wie merke ich, dass ich in den Wechseljahren bin?

Ein häufiges Anzeichen, dass die Wechseljahre beginnen, sind Schlafstörungen, so die Frauenärztin. Die Periode kommt häufiger, Frauen sind gereizter, bei manchen treten auch Wassereinlagerungen, Haarausfall, Gelenkschmerzen oder eine Depression auf. Aber: Die Wechseljahre sind nicht nur negativ.

Man schüttelt ganz, ganz viel seelischen Ballast ab in den Wechseljahren. Ich sage den Frauen immer, dass sie sich freuen können. Es ist eine Umstellung – natürlich. Der Körper wird anders – natürlich. Es gibt ein paar Dinge, an die man eher denken muss. Man muss mehr Sport machen, man muss mehr auf die Ernährung achten, man kann nicht jeden Abend zwei, drei Gläser Wein trinken. Das verträgt man alles nicht mehr so gut.

Haben auch Männer Wechseljahre?

Bei Frauen hört der Eierstock innerhalb von ein paar Jahren auf zu arbeiten, sie verlieren 90 Prozent ihrer hormonellen Versorgung. Das haben Männer so nicht, erklärt de Liz. Männer verlieren demnach ab dem 40. Lebensjahr etwa ein Prozent Testosteron pro Jahr, der ganze Prozess geht dann zwanzig bis dreißig Jahre.

Wechseljahre in der Beziehung: Das hilft

Die Wechseljahre können auch zur Belastungsprobe für die Beziehung werden. Die Partnerin macht eine Veränderung durch – Unterstützung hilft und tut der Bindung gut. „Ganz, ganz viel Verständnis aufbringen und fragen 'Was kann ich gerade tun, damit es dir besser geht?'“, rät Frauenärztin de Liz. Manchmal könnten es auch die einfachen Dinge sein: „Das man einfach sagt: 'Du kannst ausschlafen, ich mache heute den Einkauf.', ich nehme dir ein paar Sachen ab. [...] Das man zumindest mal zeigt, dass man empathisch ist, dass man versteht, dass der andere gerade einen Prozess durchmacht [...].“

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