„Nimm es ruhig und gelassen, Mädchen. Ein Bild ist doch nichts weiter als Leinwand, Holz, Farbe, Firnis. Das Einzige, was zählt, ist, was es dir in die Tasche bringt, wenn es den Besitzer wechselt. Der Rest, das sind alberne Geschichten.“ Das sagt natürlich eine Galeristin, die leider das Ende des Buches nicht mehr lebend erreicht. Auch ein berühmter Kunsthistoriker wird umgebracht, und irgendwie hängen diese Morde mit dem Gemälde Die Schachpartie von Pieter van Huys zusammen. Dieses Bild ist also mehr als nur Leinwand, Holz, Farbe und Firnis. Dieses Bild hat ein jahrhundertealtes Geheimnis. Davon erfahren wir auch gleich auf den ersten Seiten, da bekommt die Restauratorin Julia nämlich die Röntgenaufnahmen dieses Gemäldes zugeschickt, und darauf kann man einen verborgenen Satz erkennen: „Wer tötete den Ritter“ steht da auf lateinisch. Genau das will Julia herausfinden.
Auf dem Bild sind zwei Ritter, ein Schachspiel, und im Hintergrund eine schwarzgekleidete Frau. Um zunächst mal die dargestellte Schachpartie zu entschlüsseln, braucht Julia den besten Schachspieler von Madrid. Der ist allerdings kein Held, sondern ein eher unscheinbarer Mann, der seine Spiele nie gewinnen will und trotzdem in Schachkreisen bewundert wird wie kein Zweiter - und der sich im Laufe der Geschichte zum echten Detektiv entwickelt.
Kunst schmackhaft gemacht
Hilfe bei ihren Nachforschungen erhält sie außerdem von Cesar, einem Antiquitäten-Händler und väterlichem Freund, den ich gerne sofort kennenlernen würde. Auch Julia ist mir hochsympathisch. Eine Frau, die selbstgedrehte Zigaretten raucht, die bei der Arbeit Musik von Don Cherry und Miles Davis hört, und die es schafft, mir die alten Meister so schmackhaft zu machen, dass ich ihr wirklich interessiert bei der Arbeit über die Schulter geguckt habe. Seit ich dieses Buch gelesen habe, weiß ich mehr über alte flämische Maler, über Intrigen und Morde aus dem 15. Jahrhundert, über Schach und über Freundschaft. Kann ich alles nur empfehlen.