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AUTOR/IN
Stefanie Tücking

Science-Fiction und Realität

„Sehr geehrter Dr. Carter. Wir haben Beweise für Ihre Bemühungen, eine Probe der DNS von Jesus Christus zu finden. Wir sind der festen Überzeugung, dass ihre Suche bisher erfolglos verlaufen ist. Diese Gewissheit entspringt einer simplen Tatsache: Nur wir haben, wonach sie suchen.“ Bis Tom Carter diese Einladung bekommt, muss man schon ein paar Seiten lesen, aber jede einzelne ist hochspannend.

Tom ist Chirurg und Genforscher. Er hat das menschliche Genom entschlüsselt, seine Firma hat einen Apparat gebaut, der die Daten auch auswerten kann. Das Genoscope. Für seine Arbeit wird er mit dem Nobelpreis ausgezeichnet, und dieser Tag wird der Schlimmste seines Lebens. Noch in Schweden wird seine Frau bei einem Anschlag erschossen, der eigentlich ihm galt. Bei ihrer Obduktion stellt man einen Gehirntumor fest, der sie ohnehin in näherer Zukunft umgebracht hätte - und jetzt hat Tom Carter Angst. Angst um seine Tochter Holly, denn die Veranlagung zu Krebs kann vererbt werden.

Hoffnung auf Heilung contra Missachtung der Schöpfung

Damit nicht genug, da ist ja auch noch der Profikiller, der seinen Job vermasselt hat. Man nennt ihn den Prediger, weil er bei seinen Opfern immer ein Bibelzitat hinterlässt. Auftraggeber des Predigers ist eine geheime Bruderschaft, die schon seit 2000 Jahren auf die Rückkehr des Messias wartet, stinkreich und verdammt mächtig. Tom Carter sollte umgebracht werden, weil er mit seinen Gen-Forschungen in ihren Augen versucht, Gott zu spielen.

All das ist Tom zunächst wurschtegal, er will eine Heilmethode für seine Tochter finden, die Zeit wird knapp, denn sie hat nur noch ein paar Jahre zu leben. Im besten Fall. Wie Tom und die Bruderschaft dann dazu kommen, einen Deal zu machen, wer der neue Messias ist und was die Genforschung leisten kann, das ist eine Geschichte, von der ich mich ganz schwer trennen konnte.

Das Nazareth Gen ist ein Buch, das noch lange neben meinem Bett gelegen hat, obwohl ich es schon längst ausgelesen hatte. Man merkt dem Autor Michael Cordy an, dass er seine Personen mag, sie haben alle Tiefe und Charakter, sogar bei den bösen Jungs kann man verstehen, warum sie sind, wie sie sind.

Und es hat mich zum Nachdenken gebracht. Das Buch ist von 1997. Vor nur vier Jahren war es noch Science-Fiction. Heute hat man das menschliche Genom entschlüsselt. Vor diesem Hintergrund könnte die restliche Geschichte auch bald möglich sein. Warten wir's ab.

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Stefanie Tücking

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