Wer früher gerne Märchen gelesen hat, wird vieles in diesem Buch wiedererkennen. Sechs Brüder und eine Schwester, die gemeinsam aufwachsen und eine starke magische Bindung untereinander haben. Die Brüder werden von einer Hexe verzaubert, die Schwester muss sie retten. Soweit, so bekannt. Wäre das aber schon alles, hätte ich bestimmt nicht weiter als bis auf Seite 15 gelesen. Hab ich aber, und zwar in einer Nacht - alle 650 Seiten.
Die Geschichte spielt im 9. Jahrhundert in Irland. In dieser Zeit gab es schwere Kämpfe zwischen den Briten und den Iren, und unsere Heldin ist die Tochter eines Kriegsherren, der nichts anderes im Kopf hat, außer Briten abzuschlachten. So ist ihm auch seine Familie ziemlich egal. Die Söhne sollen Kämpfer werden, die Tochter ist gerade mal zum Verheiraten gut.
Zunächst mal ist einem die irische Seite in diesem Krieg die sympathischere. Dann aber retten Sorcha und ihr Bruder einen gefangenen Briten aus den Verließen ihres Vaters, und Sorcha pflegt ihn halbwegs gesund. Dadurch relativiert sich die einseitige Sicht Iren gut - Briten böse, und die Story bekommt einen neuen Dreh. Als Sorcha später ihre verzauberten Brüder retten will, verschlägt es sie ausgerechnet zu den verhassten Briten, die ihrerseits natürlich nichts für eine Irin übrig haben.
"Die Tochter der Wälder" ist die Lebensgeschichte von Sorcha bis zum Alter von etwa 16 Jahren. Damals war man in dem Alter schon erwachsen, und als Frau schon verheiratet. Das ist Sorcha am Ende des Buchs auch, aber sie darf sich zumindest aussuchen mit wem. Und das wiederum ist eine wirklich schöne Liebesgeschichte.