„Wir haben beide einen Hut auf.“, ist der erste Satz in Panikherz. Und schon der deutet an: Udo Lindenberg ist sowas wie die Lebensdroge von Stuckrad-Barre – und längst nicht die einzige in seinem Leben. Natürlich hat er einen Hut von Udo auf. Beide sind nach L.A. geflogen. Darum geht´s im ersten, sehr lustigen Kapitel. Stuckrad-Barre beschreibt darin, wie er und Lindenberg nach dem langen Flug in die USA einreisen wollen. Sie stehen also vor dem Grenzbeamten und Stuckrad Barre ist nervös.
Erst jetzt bemerke ich, dass Udo tatsächlich Zigarre raucht, ganz lässig, beiläufig, im Flughafengebäude, im rauchparanoiden Amerika.
Sie schaffen es. Ein Glück, sonst hätte es das Buch vielleicht nicht gegeben. Stuckrad-Barre hat es in einem Hotel in L.A. geschrieben. Der Pfarrerssohn, der in der Kleinstadt aufwächst und sehr früh die Musik und vor allem natürlich Udo Lindenberg entdeckt. Erst auf seinen Platten, später persönlich. Udo ist der rote Faden des Buchs und taucht auch immer wieder mit Songzeilen auf.
Mir fiel ein alter Udo-Text ein, so wie mir eigentlich in jeder Situation ein alter Udo-Text einfällt.
Panikherz ist auch ein Trip durch die Popmusik der letzten 20 Jahre. Es gibt sooo schöne Backstageinfos, von denen ich noch nichts wusste. Meine Lieblingsszene: Campino von den Toten Hosen beschwert sich bei Stuckrad-Barre, weil er ihn in einem Zeitungsartikel „Roberto Blanco des Bierdosenpunks“ genannt hat.
Er griff mir von hinten um den Hals und zog mir, scheinbar zum Spaß, dabei aber ziemlich ernst und grob, die Krawatte enger, immer enger.
Die Flucht in die Großstadt, der Erfolg als Autor mit seinem ersten Buch „Soloalbum“. Stuckrad-Barre beschreibt auch gnadenlos detailliert seinen Abstieg durch Bulimie und Drogensucht. Das war teilweise ekelhaft zu lesen, aber auch fesselnd. Vor allem wollte ich als Leser immer wissen: Das kann doch nicht sein, dass der immer noch lebt – wie kommt dieser Typ aus diesem Abgrund wieder raus? Unbedingt lesen!