Weil Qualityland das beste Land der Welt ist, hat es sich diesen Namen verpasst. Und weil alles am besten ist, wird auch nur noch bei allen Dingen der Superlativ verwendet. Um moderner zu wirken, tragen alle Menschen als Nachnamen die Berufsbezeichnung des gleichgeschlechtlichen Elternteils. Konsum ist das Wichtigste. Der größte Versandhandel – The Shop – liefert die Artikel aus, ohne dass sie bestellt werden müssen, denn sein Algorithmus weiß genau, was welcher Kunde haben möchte.
Jeder Mensch hat einen sichtbaren Score zwischen 1 und 100, der zeigt, wie wichtig er ist. Je nach Höhe der Punkte gibt es extra Rechte wie immer grüne Ampeln. Umgekehrt dürfen Menschen mit einem niedrigen Wert zum Beispiel grundlos von der Polizei kontrolliert werden – was eher schlecht ist, weil die auf Provisionsbasis arbeitet.
Der Antiheld von QualityLand: Peter Arbeitsloser
In dem Buch wird im Wesentlichen die Handlung von drei Personen verfolgt. Da ist einmal Aisha Ärztin; sie leitet den Wahlkampf für den ersten Androiden-Präsidentschaftskandidaten namens John of Us. Dessen Gegenkandidat erinnert sehr an Trump. Ebenfalls in der Partei ist Martyn Vorstand, ziemlich reich, unglücklich verheiratet und nicht besonders clever. Er gibt eine gute Einsicht in die Welt der höheren Scores. Der eigentliche Protagonist ist der Antiheld Peter Arbeitsloser.
Ein Keller voller Roboter mit Psychoproblemen
Peter soll beruflich Maschinen verschrotten, weil das Reparieren verboten ist. Das macht er aber nicht immer, weshalb er einen ganzen Keller voller Roboter mit eher psychischen Problemen hat: eine Drohne mit Flugangst oder eine E-Poetin mit Schreibblockade. Peter und seine Roboter sind im Prinzip eine ziemliche Losergruppe. Erst wird Peter verlassen, weil seine Freundin per Algorithmus einen besseren Partner vorgeschlagen bekommt, dann lernt er eine eigenartige Frau namens Kiki kennen, die versucht allen Algorithmen zu entgehen und dann bekommt er noch vom Versandhändler The Shop einen Delfinvibrator, den er sich wirklich nicht gewünscht hat und den er mit allen Mittel versucht umzutauschen.
Super unterhaltsames Buch
Es ist nicht unbedingt die Story, die mir so gut gefällt. Da hab ich schon Besseres von Marc-Uwe Kling gelesen. Aber diese erschaffene Welt ist für mich aus genau der richtigen düsteren satirischen Perspektive dargestellt und ist für mich fantastisch komisch-schrecklich oder schrecklich komisch. Im Buch wird die Handlung immer wieder mit mehreren Seiten füllender angeblicher Werbung oder Nachrichten mit Nutzerkommentaren aus Qualityland unterbrochen. Das ist super unterhaltsam und macht diese Welt komplett. (Es gibt das Buch übrigens in Hell und in Dunkel – mit unterschiedlicher Qualityland-Werbung).
Ich musste bei eigentlich fast jeder Seite schmunzeln oder lachen. Wem das Buch gefällt, kann sich freuen - es gibt auch schon einen zweiten Teil namens Qualityland 2.0 Kikis Geheimnis – das hat mir sogar noch besser gefallen.