Es ist die Geschichte von Liz, Marty und Jules. Ihr Lebensmotto, das sie mal in einer Doku aufgeschnappt haben, lautet: „Stark im Ei”, angeblich ein Zitat von Ramses, der sich schon im Mutterbauch stark und mächtig gefühlt haben soll. Sie wachsen in zufriedenen und intakten Verhältnissen in München auf. Die Eltern kümmern sich rührend und verständnisvoll um ihre Kinder, pflegen Traditionen: Sommerferien bei der französischen Großmutter, wunderschöne Weihnachtsfeste, bei denen die Mutter immer „Moon River“ auf der Gitarre spielt. Dieses schöne Leben bricht auseinander, als die Eltern bei einem Autounfall sterben.
Drei Waisenkinder auf Abwegen
Da ist Jules, der Erzähler der Geschichte, gerade mal 10. Die drei Geschwister kommen auf ein Internat. Liz nimmt Drogen und schläft mit vielen Männern. Gilt irgendwann als Schulschlampe. Beziehungen halten bei ihr nie lange, sie verlässt die Männer ziemlich schnell, um selbst nicht nochmal verlassen zu werden. Marty ist der typische nerdige Streber, macht später viel Geld mit einer Computerfirma und hat den heimlichen Tick, Türklinken nach einem speziellen Zahlensystem herunterzudrücken. Jules, der vor dem Tod der Eltern ein Draufgänger war, wird immer mehr zum blassen, dünnen Jungen, mit dem keiner befreundet sein will. Er schreibt Kurzgeschichten, wird nie Schriftsteller, sondern landet irgendwann bei einer Musikfirma und hasst seinen Job. Zum Glück ist da Alva. Jules beste Freundin aus dem Internat. Sie verändert alles. Aber auch Alva verschwindet irgendwann.
Buch eines jungen Autoren mit ganz viel Lebensweisheit
Was mich an diesem Buch so sehr fasziniert, ist, dass der Autor Benedict Wells erst 25 war, als er damit angefangen hat. Insgesamt hat er 7 Jahre an Vom Ende der Einsamkeit geschrieben, fertig war das Buch dann als er 32 war. Er schreibt aber mit so viel Lebensweisheit, dass es wirkt, als wäre der Autor 80.
Und außerdem liebe ich die Zitate im Buch. Hier nur ein Beispiel:
Wir sind von Geburt an auf der Titanic. Wir gehen unter, wir werden das hier nicht überleben, das ist bereits entschieden. Nichts kann das ändern. Aber wir können wählen, ob wir schreiend und panisch umherlaufen, oder ob wir wie die Musiker sind, die tapfer und in Würde weiterspielen, obwohl das Schiff versinkt.
Ich empfehle Taschentücher beim Lesen, für spontane Heulattacken.