Nicole Kidman, Elton John oder Pink – sie alle haben schon Hunderttausende Dollar für Australien gespendet. Auch im Netz gibt es bereits viele Spendenaufrufe – von Influencern oder kleineren Organisationen. Doch fürs Spenden ist es noch zu früh, meint Burkhard Wilke, Geschäftsführer des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI) und nennt Gründe.
Katastrophale Bilder lösen Solidarität aus – doch Stopp!
Eine Katastrophe löse Ängste aus und auch Gefühle der Solidarität und des Mitgefühls – gerade auch wenn Tiere leiden.
Wir empfehlen aber den Spendern und Spenderinnen in Deutschland Zurückhaltung, weil es bisher noch kaum überschaubar ist – und zwar auch für australische Organisationen und Experten, für welche Zwecke Spenden konkret benötigt werden.
Es kursieren im Internet zwar viele Spendenkonten von Naturschutzorganisationen oder von regionalen freiwilligen Feuerwehren, das sage aber noch nichts darüber aus, wo wirklich wirksam Geld eingesetzt werden kann. Eine kleine regionale freiwillige Feuerwehr könne durch unvermutete große Summen aus dem Internet von weltweit überfordert werden.
In der Vergangenheit gibt es Beispiele von tragischer Entwicklung von Organisationen, die an einer Überforderung mit ungeplanten Einnahmen zerbrochen sind.
Ein Beispiel sei Hurrikan Katrina. Die Katastrophe traf 2005 die USA – ein wohlhabendes Land. „Die emotional geleisteten Spenden haben in vielen Fällen zu Überzahlungen geführt, weil erst später erkennbar war, welche Schäden von Versicherungen abgedeckt waren und wo noch Bedarf übrig blieb“, erklärt Wilke.
Als weiteren Grund nennt Wilke, dass in der humanitären Hilfe immer einen Grundsatz gelte: „Man bietet und leistet Hilfe dann, wenn der Hilfsbedürftige konkret darum bittet. Die australische Regierung hat meines Wissens nach die internationale Gemeinschaft noch nicht um Unterstützung gebeten. Deswegen sollte man seine Unterstützungsbereitschaft erst dann in Geld ummünzen, wenn wirklich klar ist, welche Organisationen die Spendengelder wirksam einsetzen können.“
Dies wird laut Wilke aber wahrscheinlich noch ein paar Wochen dauern.
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Das kannst du tun, wenn du trotzdem spenden willst
Wer trotzdem bereits helfen will, solle diesen emotionalen Impuls nutzen, um sich entweder ehrenamtlich oder durch Geldspenden für Klimaschutz einzusetzen. Spendentipps von der DZI findest du hier.
Eine allgemeine Sammeladresse ist aus der Sicht von Wilke für diejenigen, die jetzt schon unbedingt Geld spenden wollen, die beste Adresse. Zum Beispiel hat die Regierung des Bundesstaates Victoria ein zentrales Spendenkonto eingerichtet. Die Regierung könne dann selbst in den nächsten Wochen und Monaten entscheiden, welche Organisation, das Geld am besten einsetzen kann. Auch dem Deutschen Roten Kreuz könne gespendet werden, sie helfen mit entsprechenden australischen Partnerorganisationen vor allem betroffenen Menschen, die ihre Häuser verloren haben oder vor den Bränden fliehen mussten.
Das kannst du tun, ohne Geld zu spenden
Wer kein Geld spenden kann oder will, könne trotzdem helfen.
Die Katastrophe in Australien ist Teil einer weltweiten Klimakatastrophe. Da sind sich alle Experten und auch große Teile der Bevölkerung einig. Und jeder kann mit seinen eigenen Lebensgewohnheiten oder mit ehrenamtlichem Engagement in Umweltschutzorganisationen seinen Teil dazu beitragen, dass der Klimaschutz verstärkt wird.
Dazu zählt: regional und saisonal kaufen, Plastik vermeiden, Dinge mehrfach oder gemeinsam nutzen, nachhaltig reisen, Leitungswasser trinken und viele weitere Dinge.
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Influencer bekommen Shitstorm wegen Spendenaktionen
Viele Influencer sammelten bereits Geld für Australien. Doch im Netz kommen diese Spendenaktionen nicht bei allen gut an.
Beispielsweise die beiden Influencer Marie & Jake: Mit ihrem Spendenaufruf für das Land haben sie bereits mehr als 415.000 Dollar gesammelt (Stand: 08.01.2020). Jedoch haben sie unter einem Foto, auf dem Marie einen Koala im Arm hat, sehr viele Hasskommentare bekommen. Einige User behaupten, dass gerade Influencer der Grund für den Klimawandel seien. Andere sagen, ohne die Influencer gäbe es auch nicht so viele Spenden.
Influencerin Sarah hat sich auch gefragt, wie sie bei den Bränden in Australien helfen kann. Sie will für jede Sache, die sie in ihrem Merchandise-Shop verkauft, einen Dollar nach Australien spenden. Fans beschweren sich, dass das alles nur eine billige Marketing-Strategie sei. Sie solle besser 50 Prozent oder 100 Prozent ihrer Einnahmen, zum Beispiel innerhalb von 48 Stunden, spenden – aber nicht einfach nur einen Dollar.
Nacktbilder gegen Spenden für Australien
Diese Stars spenden für Australien
Bei einem Konzert in Sydney hat Elton John mitgeteilt, dass er eine Million Dollar für die Opfer der Buschbrände spenden will.
Der Schauspieler Chris Hemsworth hat ein Video auf Instagram gepostet, in dem er erzählt, dass er und seine Familie bereits eine Million Dollar gespendet haben.
Zuvor rief die australische Künstlerin Celeste Barber über Facebook zum Spenden auf. Bei dem internationalen Spendenaufruf für australische Feuerwehrleute sind bereits 27 Millionen Euro zusammen gekommen (Stand 07.01.2020). Unter den Spendern waren mit jeweils 500.000 Dollar US-Popstar Pink und die australische Schauspielerin Nicole Kidman.
Was ist los in Australien?
Australien wird seit Monaten von verheerenden Buschbränden heimgesucht. Dadurch wurden bisher mehr als zehn Millionen Hektar zerstört – das ist so groß wie Baden-Württemberg und Bayern zusammen.
25 Menschen starben in den Flammen. Nach Schätzungen des WWF Australien sind etwa 1,25 Milliarden Tiere direkt oder indirekt durch die Feuer getötet worden.