Die Omikron-Variante, die Ende November 2021 zum ersten Mal in Südafrika nachgewiesen wurde, versetzte die Welt in Sorge. Weil sie noch ansteckender ist als die Delta-Variante, hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Omikron als besorgniserregende Variante eingestuft.
Omikron-Subtyp BA.2: Wohl ansteckender aber nicht gefährlicher
Jetzt breitet sich offenbar ein neuer Subtyp der Omikron-Variante aus: BA.2. Auch in Deutschland werden mehr Infektionen mit ihm nachgewiesen. Laut Robert Koch-Institut (RKI) ist der Anteil aber noch gering. „International wird beobachtet, dass sich BA.2 stärker ausbreitet als BA.1“, schreibt das RKI. Das betreffe zum Beispiel Dänemark und das Vereinigte Königreich. Klinisch-epidemiologisch gebe es noch keine gesicherten Erkenntnisse für andere Eigenschaften – dazu liefen Untersuchungen.
Corona-Pandemie Neuer Subtyp BA.2 der Omikron-Variante aufgetaucht
BA.2 heißt ein Subtyp der Omikron-Variante des Coronavirus, der in Dänemark innerhalb kürzester Zeit dominant wurde. Müssen wir uns deswegen Sorgen machen?
Was wir über die Coronavirus-Variante Omikron bisher wissen:
Warum heißt B.1.1.529 jetzt Omikron?
Darum könnte die neue Virus-Variante gefährlich sein
Wie wirksam sind unsere Impfstoffe gegen Omikron?
Müssen die Impfstoffe an B.1.1.529 angepasst werden?
Erkennen Schnelltests und PCR-Tests die Omikron-Variante?
Diese Eigenschaften hat die Omikron-Variante
Ist Omikron gefährlicher als die Delta-Variante?
Hier wurde die neue Variante zum ersten Mal nachgewiesen
Warum heißt B.1.1.529 jetzt Omikron?
Die WHO benennt neu auftretende Coronavirus-Varianten schon länger nach dem griechischen Alphabet. Damit soll verhindert werden, dass die Orte, an denen die Mutanten erstmals auftreten, als Bezeichnung verwendet und sprachlich an den Pranger gestellt werden. Vor Omikron wären noch die griechischen Buchstaben Ny und Xi an der Reihe gewesen. Ny klinge zu sehr nach new (deutsch: neu) und wäre daher missverständlich gewesen, erklärte die WHO. Xi wurde nicht genommen, weil es ein verbreiteter Nachname in China sei, so die WHO.
Darum könnte die neue Virus-Variante gefährlich sein
Der neue Corona-Expertenrat der Bundesregierung warnt, Omikron bringe eine neue Dimension in das Pandemiegeschehen. Nach bisherigen Erkenntnissen ist die Omikron-Variante deutlich ansteckender als bisherige Coronavirus-Varianten – ein Grund zur Sorge: „Sollte sich die Ausbreitung der Omikron-Variante in Deutschland so fortsetzen, wäre ein relevanter Teil der Bevölkerung zeitgleich erkrankt und/oder in Quarantäne“, schreibt das Expertengremiums. „Dadurch wäre das Gesundheitssystem und die gesamte kritische Infrastruktur unseres Landes extrem belastet.“
Laut Weltgesundheitsorganisation breitet sich Omikron mit einer Geschwindigkeit aus, die es bei keiner vorherigen Variante gegeben hat. In den USA ist Omikron beispielsweise in kurzer Zeit zur vorherrschenden Variante geworden. Die Gesundheitsbehörde CDC schätzt, dass Omikron in der dritten Dezemberwoche für gut 73 Prozent der Neuinfektionen verantwortlich war – in manchen Bundesstaaten sogar für mehr als 90 Prozent. Ob Omikron im selben Ausmaß schwere Verläufe verursacht wie die zuletzt vorherrschende Delta-Variante, ist noch unklar.
Experten befürchten, dass die neue Omikron-Variante wegen der ungewöhnlich vielen genetischen Veränderungen des Virus nicht nur hochansteckend sein könnte, sondern möglicherweise auch den Impfschutz viel leichter umgehen könnte. Nach Angaben des südafrikanischen Instituts für Ansteckende Krankheiten (NICD) weist B.1.1.529 insgesamt 50 Veränderungen auf – allein auf dem Spike-Protein seien es 30 Mutationen.
„Dieses Protein braucht das Virus, um in die Zelle einzudringen und sie zu infizieren“, sagt David Beck aus der SWR-Wissenschaftsredaktion. Auf der anderen Seite ist das Spike-Protein auch der Punkt, an dem die Impfstoffe greifen. Veränderungen am Spike-Protein können dazu führen, dass die Impfstoffe weniger wirksam sind und das Virus somit ansteckender ist.
Wie wirksam sind unsere Impfstoffe gegen Omikron?
Zwar liegt die Vermutung nahe, dass die neue Variante die Wirksamkeit der Vakzine beeinträchtigt, mit Sicherheit sagen lässt es sich aber noch nicht. Fachleute gehen davon aus, dass die verfügbaren Impfstoffe grundsätzlich auch gegen die neue Variante schützen, insbesondere gegen schwere Krankheitsverläufe. Allerdings umgehe die neue Variante offensichtlich zumindest teilweise die Immunantwort des Körpers, erklärte Christian Drosten im ZDF. Zudem sieht es danach aus, als ob ein guter Schutz gegen Omikron erst nach der Booster-Impfung besteht.
Mittlerweile haben Biontech/Pfizer, Moderna und auch Astrazeneca mitgeteilt, dass eine dritte Impfung mit dem jeweiligen Vakzin die Schutzwirkung deutlich erhöhen soll.
Fest steht: Omikron kann auch Geimpfte befallen. Die Schutzwirkung des Biontech-Impfstoffs etwa fällt bei Omikron nach der Zweitimpfung wohl schnell wieder ab. Geimpfte können das Virus wohl auch leichter weitergeben als bisher bei den Corona-Varianten. Das könnte daran liegen, dass sich Omikron in den Bronchien etwa 70 Mal schneller vermehrt als Delta, wie Forscher aus Hongkong kürzlich in einer noch nicht begutachteten Studie berichteten.
Ihr habt Fragen zum Boostern? Hier gibt's Antworten von Virologe Dr. Martin Stürmer
Müssen die Impfstoffe an B.1.1.529 angepasst werden?
Die Impfstoffhersteller Biontech und Moderna kündigten bereits an, die neue Variante im Labor zu überprüfen. Biontech erklärte, dass man nun auch an einer angepassten Variante des Impfstoffs arbeite – vorbeugend für den Fall, dass dieser notwendig werden könnte. Gemeinsam mit dem US-Partner Pfizer habe man schon vor Monaten Vorbereitungen getroffen, um im Fall einer sogenannten Escape-Variante des Virus den Impfstoff innerhalb von sechs Wochen anzupassen und erste Chargen innerhalb von 100 Tagen auszuliefern, erklärte Biontech.
Vom US-Unternehmen Moderna, dem zweiten großen Produzenten von mRNA-Impfstoffen, die in der EU zugelassen sind, hieß es anfangs, es könne Monate dauern, bevor ein auf das Omikron-Virus abgestimmtes Vakzin ausgeliefert werden könnte.
Erkennen Schnelltests und PCR-Tests die Omikron-Variante?
Der Virologe Martin Stürmer äußerte im ARD-Morgenmagazin hinsichtlich der PCR-Tests optimistisch: „Die PCR-Tests funktionieren sehr gut bei der Omikron-Variante. Es gibt da keine mir bekannten Ausfälle in irgendeiner Art und Weise.“
Nicht ganz klar ist, wie zuverlässig die Antigen-Schnelltests die neue Omikron-Variante erkennen können. Schnelltests sind bereits seit Jahresanfang 2021 in größeren Mengen verfügbar und Teil der nationalen Teststrategie zur Pandemiebekämpfung. Im wissenschaftlichen Strategiepapier für den Corona-Winter 21/22 heißt es, dass Schnelltests bei korrekter Anwendung im Schnitt etwa die Hälfte der Infektionen erkennen könnten, die auch ein PCR-Test entdecken würde.
Diese Eigenschaften hat die Omikron-Variante
Die Omikron-Variante habe Eigenschaften von allen vier „Varianten, die uns beschäftigen“ – also Eigenschaften von Alpha-, Beta-, Gamma- und Delta-Variante, sagte Professor Salim Abdool Karim, der Ex-Vorsitzende des südafrikanischen Beratungskomitees für Covid-19: „Auf den ersten Blick wirkt es also, als ob diese Variante die zwei Eigenschaften hat, die uns bisher am meisten sorgen: eine hohe Übertragbarkeit und ein gewisses Level an Immunevasion“ – es kann also die Immunabwehr umgehen.
Passagiere aus Südafrika positiv: Omikron-Variante ist in Deutschland angekommen
Ist Omikron gefährlicher als die Delta-Variante?
Das ist noch unklar. Bisher dominiert die Delta-Variante das Infektionsgeschehen in den meisten Ländern, darunter auch in Deutschland. Laut Experten könnte Omikron aber auch hierzulande bereits Mitte oder Ende Januar die vorherrschende Variante werden. Die in den vergangenen Monaten aufgetretenen Varianten wie Mu oder Lambda konnten sich nicht durchsetzen. Wissenschaftler gingen deshalb davon aus, dass die nächste besorgniserregende Variante sich aus Delta entwickeln müsste. Tatsächlich ist Omikron laut dem RKI jedoch unabhängig von der Delta-Variante entstanden.
Zwei neue Studien aus England kommen zu dem Ergebnis: Infektionen mit der Omikron-Variante haben wohl deutlich mildere Verläufe als noch bei Delta. Doch wegen der rasanten Ausbreitung droht trotzdem Gefahr für das Gesundheitssystem.
Aus Südafrika gab schon kurz nach Entdeckung der Variante Berichte, dass die mit Omikron infizierten Patienten eher milde Verläufe hätten. Der Hausarzt Unben Pillay praktiziert in der Provinz Gauteng, in der 81 Prozent der neuen Fälle gemeldet wurden. Die Patienten litten an grippeähnlichen Symptomen, trockenem Husten, Fieber, nächtlichen Schweißausbrüchen und Schmerzen, sagte er. Die meisten würden zu Hause behandelt. Den geimpften Patienten gehe es deutlich besser als den ungeimpften, betonte Pillay.
Die Vorsitzende des südafrikanischen Ärzteverbands, Angélique Coetzee, sagte der BBC über die ersten Omikron-Patienten: „Die Patienten klagen meist über einen schmerzenden Körper und Müdigkeit, extreme Müdigkeit, und wir sehen es bei der jüngeren Generation, nicht bei den älteren Menschen.“ Es handele sich nicht um Patienten, die direkt in ein Krankenhaus eingeliefert würden, sagte Coetzee. Dem Telegraph sagte sie, man müsse sich aber Sorgen machen, dass die neue Variante ältere Menschen, die zusätzlich an Diabetes oder Herzkrankheiten litten, viel härter treffen könnte.
Die Karte zeigt die Ausbreitung der Delta-Variante in Deutschland:
Virusvariante zum ersten Mal in Botswana nachgewiesen
Erstmals nachgewiesen wurde B.1.1.529 in Botswana. Doch aufgefallen war die Mutation, nachdem in der südafrikanischen Region Gauteng vermehrt Menschen positiv auf das Coronavirus getestet wurden.
Die Wissenschaftlerin Anne von Gottberg vom Nationalen Institut für Ansteckende Krankheiten NICD in Südafrika sagt: „Botswana hat als erstes eine der Sequenzen identifiziert.“ Die Wissenschaftler des Nachbarstaates hätten ihre Erkenntnisse dann in eine international zugängliche Datenbank eingetragen. Die Information aus Botswana habe südafrikanischen Experten geholfen, nach weiteren Untersuchungen den steilen Anstieg der täglichen Infektionszahlen im eigenen Land mit der neuen Variante zu erklären.
Botswanas Gesundheitsministerium hatte betont, bei den ersten Verdachtsfällen habe es sich um vier ausländische Diplomaten gehandelt. Deren Nationalitäten wurden allerdings nicht genannt. Ministeriumssprecherin Shirley Mukamambo bestätigte, dass die vier am 11. November positiv getestet wurden. Am 22. November ergaben sich Hinweise auf eine neue Variante, die schließlich am 24. November den Namen B.1.1.529 erhielt.