„Ärztinnen und Ärzte berichten in der Pandemie immer öfter von Anfeindungen und Drohungen“, sagt die Vorsitzende der Ärztegewerkschaft Marburger Bund, Susanne Johna, den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
Vor allem verbale Gewalt hat in der Corona-Krise zugenommen
Insbesondere diejenigen, die für das Impfen werben, erlebten oft direkte Bedrohungen. „Vor allem die verbale Gewalt hat an Häufigkeit und Schärfe zugenommen“, beschreibt es Johna. Sie selbst bekomme viele Drohmails und sei gezwungen, praktisch täglich auf ihren Social Media-Accounts Personen zu sperren.
Ähnlich äußerten sich Vertreter von Pflegekräften etwa in Kliniken. „Wir beobachten, dass Patientinnen und Patienten aggressiver und ungehaltener reagieren, als wir das bisher kannten“, sagt Grit Genster, Expertin für den Bereich Gesundheitswesen bei der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi.
Das Pflegepersonal kriegt es am stärksten ab
Das gelte besonders bei der Durchsetzung von coronabedingten Hygiene-Maßnahmen wie Isolation, Kontaktbeschränkungen, Maskenpflicht oder bei PCR-Tests. Pflegekräfte seien solchen Konflikten mit Patienten und deren Angehörigen stärker ausgesetzt, da sie auf den Stationen im Alltag präsenter sind als etwa ärztliches Personal, mahnt Genster. „Daher entlädt es sich am Pflegepersonal besonders viel.“
Es ist schon belastend zu erleben, was manche Impfgegner anrichten können.
Ärztevertreterin Johna ärgert sich außerdem über das Verhalten vieler Impfgegner, die sogar noch als schwerkranke Covid-Patienten die Wirkung des Virus unterschätzten oder gar leugneten. „Es ist kaum zu fassen, wie uneinsichtig manche Menschen sind und für wie unverwundbar sie sich halten.“
Diskussionen mit uneinsichtigen Corona-Patienten „zehren an den Nerven“
Für das Klinikpersonal sei es „sehr frustrierend“, in der knappen Zeit auch noch Diskussionen mit uneinsichtigen Patienten führen zu müssen. „Es zehrt an den Nerven, wenn etablierten Therapieverfahren mit Misstrauen begegnet wird.“
Bei der Behandlung aber spiele das keine Rolle: „Ungeimpfte Patienten werden genauso behandelt wie Geimpfte. Dazu verpflichtet uns unser Berufsethos“, versichert Johna. Bei leichteren Fällen aber könne es durchaus sein, „dass man auch mal denkt: ‚Das hätten Sie durch eine Impfung vermeiden können.‘“