Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat eine Positivliste für Corona-Schnelltests angekündigt, die die neue Omikron-Variante gut erkennen. „Ich habe am Nachmittag das Paul-Ehrlich-Institut veranlasst, eine Positivliste vorzubereiten mit Tests, die für Omikron besonders geeignet sind beziehungsweise Omikron früh erkennen“, sagte der SPD-Politiker dem ARD-Hauptstadtstudio.
Das werde allerdings einige Zeit in Anspruch nehmen. Damit soll eine bessere Orientierung bei der Test-Auswahl ermöglicht werden.
Hier das ganze Interview:
Im Interview gab Lauterbach am Sonntagabend zu: „Wir wissen nicht genau, wie gut diese Tests für Omikron wirken.“ Das habe man bisher aber auch noch nicht prüfen können, weil man keine Referenzwerte gehabt habe. „Also wir wussten nicht genau: Wie viel Viruslast muss da sein, damit jemand, der mit Omikron infiziert ist, überhaupt für andere ansteckend ist? Diese Daten bekommen wir gerade jetzt.“
Klar sei aber, die „Alternative, gar nicht zu testen, ... wäre viel zu gefährlich“. Aus Studien sei bekannt, dass die Tests am Anfang einer Omikron-Infektion nicht so zuverlässig seien, am Ende aber sehr wohl. Daher sei es relativ sicher, sich aus der Quarantäne nach der vorgegebenen Frist freizutesten.
Paul-Ehrlich-Institut ist optimistisch
Eine erste Einschätzung hatte das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) bereits abgegeben – demnach sind die meisten der in Deutschland angebotenen Corona-Schnelltests auch zum Nachweis der neuen Omikron-Variante geeignet. Davon sei „auf der Grundlage der aktuellen Datenlage auszugehen“, schreibt das PEI auf seiner Internetseite.
Bis Mitte Dezember hätten insgesamt 245 verschiedene sogenannte Antigentests ein allgemeines Prüfverfahren durch ein PEI-Labor durchlaufen, 199 hätten die Untersuchung bestanden, 46 seien als ungenügend eingestuft worden.
Welche Schnelltests auch bei Omikron funktionieren: Hier geht's zur Liste des Paul-Ehrlich-Instituts
Von diesen 199 könnten wiederum die allermeisten eine Omikron-Infektion nachweisen. Der Grund: Die große Mehrheit der in Deutschland angebotenen Tests schlage auf ein Protein des Virus an, dass von den Omikron-Mutationen vergleichsweise wenig betroffen sei.
Verbraucherschützer unzufrieden mit Schnelltest-Angebot
Zuvor hatten Verbraucherschützer eine generelle Überprüfung aller in Deutschland verfügbaren Antigen-Schnell- und Selbsttests gefordert. Ihre Wirksamkeit müsse unabhängig bewertet werden, sagte der Gesundheitsmarktexperte der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, Arne Weinberg, dem ARD-Hauptstadtstudio. Zudem müssten Informationen zur Qualität einzelner Tests besser aufbereitet werden.
Weinberg kritisierte auch die Darstellung der Ergebnisse bezüglich der Schnelltests, die das PEI auf seiner Website veröffentlichte: "Die Untersuchungsergebnisse sind nicht so verständlich, dass der Verbraucher oder die Verbraucherin sofort sehen kann, was taugt der Test, den ich gerade in der Hand habe", kritisierte der Verbraucherschützer.
Selbst bei „hoher“ Viruslast funktionieren viele Schnelltests nicht
„Es haben Tests diese Überprüfung bestanden, die bei sehr hoher Viruslast um die 100 Prozent (an Treffsicherheit, Anmerkung) haben, also sehr gut sind, bei hoher Viruslast aber unter zehn Prozent liegen.“ Es sei nicht nachvollziehbar, warum solche Tests in der Bewertung des Instituts nicht durchfielen.
Sie dürften dann trotzdem auch für Bürgertests eingesetzt werden, die der Staat bezahle, kritisierte Weinberg.
PEI-Chef: Bei Schnelltests kommt es nicht auf absolute Genauigkeit an
Dem gegenüber stellte allerdings Klaus Cichutek, der Präsident des PEI, im Gespräch mit der ARD klar, „hundertprozentige Sicherheit“ gebe es bei den Antigen-Schnelltests nicht. Sie seien ein erster Hinweis und dazu da, „sogenannte Superspreading-Events“ zu verhindern.
„Das heißt, bei Personen anzuschlagen, die noch hohe Viruslast im Nasen-Rachenraum haben und bei denen auch im Kontakt mit anderen ein hohes Risiko der Übertragbarkeit des Virus besteht. Das ist die Funktion dieser Tests und keine absolute Genauigkeit.“