Ab September 2021 sollen Risikopatienten eine dritte Impfung gegen Corona erhalten. Wieso eine dritte Impfung erforderlich ist, ob eine Impfung wirklich bei der Eindämmung des Virus hilft und weitere Fragen kannst du in unserem FAQ nachlesen.
Welche Rechte und Freiheiten bekommen vollständig geimpfte in Deutschland wieder zurück?
Dürfen Gaststätten, Konzertveranstalter, Fluganbieter sagen: Hier kommen nur Geimpfte rein?
Private dürfen – mit Ausnahmen etwa im Bereich der Daseinsvorsorge – frei entscheiden, mit wem sie Verträge abschließen. „Wir können die nicht zwingen, dass sie auch mit Ungeimpften Geschäfte machen“, sagt Juristin Andrea Kießling. Ob Gastwirte oder Konzert-Veranstalter in der Praxis tatsächlich zwischen Geimpften und Ungeimpften unterscheiden und damit auch entsprechende Kontrollen durchführen wollen, wird sich zeigen.
Grundsätzlich gilt: Der Arbeitgeber kann eine Impfung nicht einfordern. Natürlich hat der Arbeitgeber das Recht, Anweisungen zu erteilen. Christoph Kehlbach aus der SWR-Rechtsredaktion sieht aber einen Unterschied zwischen dienstlichen Anweisungen und dem Privatleben.
Aber dieses Recht bezieht sich auf die Ausführung der Arbeit, also auf dienstliche Belange. Es reicht nicht weit in das Privatleben der Angestellten hinein. Eine dienstliche Impf-Anweisung darf der Arbeitgeber daher nicht aussprechen.
Auch wenn die Impfung vor einer schweren Corona-Erkrankung schützen soll, handelt es sich um einen Eingriff in die körperliche Unversehrtheit.
Bekomme ich Probleme bei der Arbeit, wenn ich keine Impfung habe?
Grundsätzlich darf der Arbeitgeber jemanden, der nicht geimpft ist, nicht anders behandeln. Gesetzlich ist dies im § 612a BGB festgehalten. Dort heißt es: "Ein Arbeitgeber darf einen Arbeitnehmer bei einer Vereinbarung oder Maßnahme nicht benachteiligen, weil der Arbeitnehmer in zulässiger Weise seine Rechte ausübt." Da derzeit keine gesetzliche Impfpflicht vorliegt, muss es jedem freistehen, auf eine Impfung zu verzichten. Demnach dürfen einem Arbeitnehmer daraus keine Probleme entstehen.
Allerdings gibt es eine Ausnahme: Da aktuelle Studien darauf hinweisen, dass die Weitergabe des Virus durch die Impfung gemindert wird, könnte der Arbeitgeber Einschränkungen vorschreiben. Der Zugang zur Kantine oder anderen Gemeinschaftsräumen könnten in diesem Falle verwehrt werden, so Christoph Kehlbach. Auch eine strenge Maskenpflicht für Ungeimpfte könnte in diesem Zusammenhang angeordnet werden können.
Eine dritte Impfung wird wohl, so der Beschluss der Gesundheitsminister des Landes am Montag, den 02.08.2021 ab September verimpft. Wer diese Impfung zunächst erhalten soll und wieso die dritte Impfung notwendig sein kann, haben wir für dich zusammengestellt.
Aktuell sind in Deutschland vier Impfstoffe zugelassen. Von den beiden mRNA-Impfstoffen von Biontech/Pfizer und Moderna und dem Vektorimpfstoff Astrazeneca werden jeweils zwei Impfdosen verabreicht. Beim Impfstoff des Herstellers Johnson und Johnson wird eine Dosis verimpft.
Alle Impfstoffe haben eine unterschiedlich hohe Wirksamkeit. Alle, die in Deutschland zugelassen sind, schützen mit hoher Wahrscheinlichkeit vor einem schweren Verlauf durch eine Infektion mit dem Coronavirus .
Kann es sein, dass der Impfstoff bei mir gar nicht wirkt?
Es kann sein, dass bei einem kleinen Prozentsatz von Menschen die Wirkung ausbleibt. Bei der Impfung geht es aber nicht nur darum, dich selbst zu schützen. Eine Hoffnung ist die sogenannte Herdenimmunität. Das bedeutet: Wenn sich möglichst viele Menschen impfen lassen, dann hat der Erreger eine geringere Chance, sich über noch nicht geimpfte Menschen weiter auszubereiten. Allerdings kann derzeit noch nicht ausgeschlossen werden, dass Menschen den Erreger trotz Impfung aufnehmen und weitergeben können – auch wenn bei ihnen selbst keine Covid-19-Erkrankung auftritt.
Studien zu den Impfstoffen zeigen: Bei allen kann es in den Tagen nach der Impfung zu Impfreaktionen kommen. In den meisten Fällen handelt es sich dabei unter anderem um Schmerzen an der Einstichstelle, Kopfschmerzen und Fieber.
Lohnt es sich vor der Impfung z.B. eine Ibuprofen einzunehmen, um eine Impfreaktion zu vermeiden?
Wahrscheinlich schadet es nicht, aber davon wird abgeraten. Erstens weiß man vor der Impfung gar nicht, ob es eine Impfreaktion gibt und wie stark sie sein wird. Zweitens wirkt die Impfung dadurch nicht stärker. Außerdem ist gut, die Impfreaktionen, die man möglicherweise bekommt, im Blick zu behalten – sei es nur um sie zu über die App dem Paul-Ehrlich-Institut zu melden.
David Beck von der SWR3 Wissenschaftsredaktion empfiehlt nach der Impfung erstmal abzuwarten und sich auszuruhen. Wenn es wirklich unangenehm werden sollte, könne man immer noch etwas einnehmen . Wenn es aber über ein paar Tage wirklich gar nicht besser wird, dann auf jeden Fall auch zum Arzt gehen.
Ist die Impfung schädlich, wenn ich schon Covid-19 hatte?
Nein, die Impfung ist nicht schädlich, wenn du vorher an Covid-19 erkrankt warst. Natürlich kann es auch dann passieren, dass man zu den wenigen Menschen gehört, bei denen die Impfung nicht anschlägt. Aber ein Immunschutz ist durch die bereits überstandene Covid-19-Erkrankung ja schon da. Im besten Fall hat man einen noch besseren und länger andauernden Immunschutz, weil das die Impfung das Immunsystem nochmal zusätzlich ankurbelt. Wenn jemand geimpft wird, der gerade unwissentlich infiziert wurde, verhindert das nicht unbedingt die Erkrankung. Aber die Impfung kann ein bisschen bei der Abwehr des Virus helfen. Der volle Schutz baut sich erst nach mehreren Wochen nach insgesamt zwei Impfungen auf.
Eine Impfung gegen das Coronavirus ist in Deutschland freiwillig – es gibt ein Impfangebot, aber keine Impfpflicht. Hier könnt ihr nachlesen, wie viele Menschen in Deutschland vollständig geimpft sind.
Die Bekämpfung der Corona-Pandemie ist ein globales Ziel. Eine der zentralsten Rollen spielen hierbei die Impfstoffe gegen das Coronavirus.
Welchen Weg geht der Impfstoff, bis er bei mir ist?
Wie der Impfstoff verteilt wird, ist aus Sicherheitsgründen ein großes Geheimnis. Welchen ungefähren Weg nimmt zum Beispiel der Impfstoff von Biontech und Pfizer von der Fabrik bis in unseren Oberarm? Die SWR3 Recherche von Reporter Jakob Reifenberger hat für dieses Beispiel in Rheinland-Pfalz ergeben:
Im Industriegebiet des belgischen Ortes Puurs steht das Werk des Pharmariesen Pfizer . Hier kommen die Fläschchen bei bis zu minus 80 Grad in spezielle Thermotransportboxen. Pro Box: 23 Kilo Trockeneis. So rollen die Transporter los. Und wir wahrscheinlich auf der Autobahn an ihnen vorbei, ohne sie zu erkennen. Ihr Ziel: Die Impfstofflager der Bundesländer. In Rheinland-Pfalz gibt es zum Beispiel nur ein Zentrallager. Wo genau, wissen nur die, die es zwingend wissen müssen. Selbst im Gesundheitsministerium wissen das nur wenige, sagt ein Sprecher auf Anfrage von SWR3. Auch er habe nur eine Vermutung, und die sei auch geheim.Vom Zentrallager rollt der Impfstoff in die Impfzentren. Über jeden einzelnen Transport ist die Polizei laut Gesundheitsministerium informiert. Am Anfang seien teilweise Eskorten mitgefahren, also sichtbarer Polizei-Schutz. Es gebe aber auch verdeckten, unauffälligen Schutz. Das werde je nach Lage entschieden. Kommen die Impf-Transporter in Pirmasens, Ingelheim oder Wittlich tagsüber an – oder im Schutz der Nacht? Auch das ist geheim. Im Impfzentrum selbst passen private Security-Firmen auf die Dosen auf.
Seit dem 7. Juni gibt es in Deutschland keine Impf-Priorisierung mehr. Das bedeutet, dass sich jeder, der möchte, gegen das Coronavirus impfen lassen kann.
Wo wird geimpft?
In Baden-Württemberg und in Rheinland-Pfalz gibt es mehrere Möglichkeiten, sich impfen zu lassen. Eine Möglichkeit sind zum Beispiel Impfzentren . Mittlerweile impfen aber auch viele Arztpraxen und Betriebe . Für einen Termin bei einem Impfzentrum können auf dieser Seite Termine vereinbart werden. Wer lieber von seinem Arzt oder seiner Ärztin geimpft werden möchte, fragt am besten direkt in seiner oder ihrer Praxis nach. In der Regel informieren Betriebe ihre Mitarbeitenden, falls dort geimpft werden sollte.
Hier könnt ihr schauen, wo in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz Impfzentren in eurer Nähe sind.