Impfmüdigkeit ist das Stichwort – der Zustand, in dem sich irgendwie nicht mehr so viele Leute eine Spritze geben lassen wollen. Die Zahlen der Menschen, die sich in Deutschland gegen Corona impfen lassen, stagnieren nun seit Wochen. Die für eine Herdenimmunität nötige Prozentzahl an vollständig Geimpften rückt immer weiter in die Ferne. Wurde sie anfangs noch mit 70 Prozent angegeben, geht das Robert-Koch-Institut seit Verbreitung der Delta-Variante von weit mehr als 80 Prozent aus.
Erst dann wären durch großflächige Immunisierung auch Menschen geschützt, die etwa aus medizinischen oder Altersgründen nicht geimpft werden können. Dabei hatte man große Ambitionen, es noch vor dem Herbst zu schaffen. Spätestens dann wird die nächste Runde im Kampf Mensch versus Corona erwartet – die vierte Welle.
Wo es noch vor Kurzem ein zeit- und nervenaufreibendes Unterfangen war, an einen heiß ersehnten Impftermin zu kommen, wirkt es inzwischen teilweise so, als würde man die Corona-Impfung hinterhergeworfen bekommen. Mittlerweile scheinen die meisten (Erwachsenen) geimpft zu sein, die das wollten. Erste Bundesländer geben ungenutzte Impfdosen an den Bund zurück – aus Berlin und Hamburg sollen Zehntausende Dosen zurückgeführt werden.
Belohnung als Impfanreiz: Was kriege ich dafür?
Seit einiger Zeit diskutiert man deshalb darüber, wie man diejenigen, die bisher nicht so in Impflaune sind, davon überzeugen kann, sich immunisieren zu lassen. Information ist eine Idee: Integrationsstaatsministerin Annette Widmann-Mauz (CDU) wünscht sich beispielsweise mehr Aufklärungsangebote für Migranten mit geringen Deutschkenntnissen.
Aber: Der Mensch wäre nicht Mensch, würde er sich nicht mit Materiellem locken lassen. So könnte etwa eine Geldprämie den entscheidenden Anreiz schaffen. Eine Professorin am KIT hat ermittelt: Prämien in Höhe von 100 Euro würden demnach zu einer Impfbereitschaft von 80 Prozent führen. In den USA starteten manche Bundesstaaten Lotterien mit teilweise Millionengewinnen, aber auch Autos oder Kreuzfahrten.
Thüringer Bratwurst lockt Impflinge an
Impfmeister Israel setzte schon früh auf Essen als Belohnung. Dort kredenzte man Hummus, Pizza und den klassischen jüdischen Schabbateintopf Tscholent, um vor allem strengreligiöse Juden zu überzeugen.
In eine ähnliche Kerbe schlägt nun eine Aktion der Impfstelle im thüringischen Sonneberg. Hier gibt es einen Monat lang jeden Freitag ab 6 Uhr morgens für jeden mit der Spritze auch noch eine Bratwurst.
Und der Plan ging am vergangenen Freitag bereits auf: Normalerweise würden in der Impfstelle pro Tag durchschnittlich bis zu 140 Impfungen verabreicht, sagte der Leiter des Pandemiestabs der Kassenärztlichen Vereinigung, Jörg Mertz. Am Aktionstag wurden bis zum Nachmittag aber 250 Interessierte gezählt.
Neben dem „Bratwurst-Impfen“ plant das thüringische Gesundheitsministerium auch Impfaktionen in der Nacht oder bei Fußballspielen des Viertligisten FC Carl Zeiss Jena.
Ist das nicht unfair den Geimpften gegenüber?
Als bereits Geimpfter kann man sich nun natürlich berechtigterweise fragen: Wieso kriegen die, die sich bisher geweigert haben, was geschenkt – und ich habe mich, sobald es ging, freiwillig impfen lassen und gehe leer aus?
Eigentlich sollte der eigene Gesundheitsschutz und der anderer Grund und Anreiz genug sein, sich impfen zu lassen. Ein bisschen unfair scheint es dennoch. Vielleicht wäre es eine Idee, jedem, der geimpft ist oder sich impfen lässt, 100 Euro in die Hand zu drücken. Dann wäre es zumindest fair. Aber darüber wird ja vielleicht der Deutsche Ethikrat zusammenkommen, wenn es soweit ist.
#Bratwurst: Die Reaktionen aus dem Netz
Der Hashtag #Bratwurst ging steil – eine Wurst, die die Menschen bewegte.
Star Wars lässt grüßen...
Was ist eigentlich schlimmer? Der Inhalt der Impfung oder der der Bratwurst?
Im benachbarten Ausland belächelt man uns: