Man kann es sich als Laie wohl kaum vorstellen, wie sehr die Corona-Lage diejenigen belastet, die an vorderster Front stehen. Eine Oberärztin einer Intensivstation in Baden-Württemberg schildert ihren Frust im Interview mit SWR3. Sie möchte anonym bleiben.
Das Furchtbare ist ja nicht, dass wir seit eineinhalb Jahren am Limit laufen – wobei ich nicht glaube, dass man sich daran jemals gewöhnen kann. Das wirklich Furchtbare ist ja, dass jeden Tag Menschen sterben oder mit schweren Folgeschäden ins Leben entlassen werden. Und das Schlimmste daran ist, dass es bei den meisten inzwischen unnötig ist. Und das Allerschlimmste ist, dass jetzt schon klar ist, dass es in den nächsten vier Wochen in einer Dimension passieren wird, die wir jetzt schon nicht mehr beeinflussen können.
In diesem Zitat steckt das drin, was es so besonders schwer macht und Ärzte, Wissenschaftler und Politiker immer wieder wiederholen: Viele Erkrankungen wären durch eine Impfung vermeidbar gewesen. Für die Pflegekräfte ist das schwer auszuhalten. Besonders, weil es auch immer wieder junge Menschen trifft.
Viele Ärzte betonen immer wieder, dass zu wenige Menschen wohl wirklich wissen, was eine Behandlung mit der ECMO bedeutet:
Omikron und ihr Subtyp BA.2: Was über die Corona-Variante bekannt ist
„Hier rufen weinende Oberärzte an“
In der Corona-Krise leistet im besonders stark betroffenen Bayern eine „Helpline“ Soforthilfe für Mitarbeitende im Gesundheitswesen. Es rufen an: weinende Oberärzte, ausgebrannte Intensivpflegekräfte und überforderte Altenheimbetreiber. „Ihr seid nicht schuld“, ist eine Kernbotschaft. Mehr über diese Hotline lest ihr hier.
„Eure ‚Helden‘ sind nicht unverwundbar“
Viele gehen auf dem Zahnfleisch. Diese Userin scheint mit den Nerven am Ende zu sein:
Erschöpfung kennt wohl gerade jeder im medizinischen Bereich:
In einem sehr eindrücklichen Thread beschreibt Twitteruser @Lam3th, wie sehr auch das Pflegepersonal unter der aktuellen Situation leidet.
Manchmal reicht einfach ein einziges Wort:
„Wir betteln seit Monaten“
Die Patienten leiden und manchmal auch sterben zu sehen, ist für jedes Pflegeteam eine große Belastung. Hinzu kommt die körperliche Anstrengung – auch durch das stundenlange Arbeiten im Schutzanzug. Das Personal ist müde, muss sich immer wieder neu motivieren, berichtet die Stationsleiterin der Intensivstation im Westallgäuklinikum, Elisabeth Pfänder. Wie lange das noch klappt, weiß sie nicht.
Bundeswehr soll helfen Am Limit: Arbeiten auf der Intensivstation in Wangen
Auf den Intensivstationen spitzt sich die Lage zu, das medizinische Personal kommt langsam an seine Grenzen. In den Häusern der Oberschwabenklinik (OSK) helfen ab sofort Bundeswehrsoldaten aus.
ECMO – was ist die künstliche Lunge?
Patienten mit akutem Lungenversagen werden zunächst künstlich beatmet. Wenn die Lungen den zugeführten Sauerstoff allerdings nicht mehr in ausreichender Menge ins Blut abgeben können, muss das Blut außerhalb des Körpers mit Sauerstoff befüllt werden.

Laut der Berliner Charité werden damit bei einem Erwachsenen drei bis fünf Liter Blut aus dem Körper herausgeleitet. Dann findet außerhalb an einer künstlichen Membran der Gasaustausch statt. Anschließend wird das mit Sauerstoff angereicherte Blut wieder in den Körper zurückgeleitet. Das Ganze passiert aber nicht nur einmal am Tag sondern einmal pro Minute.
„Keine Hirnblutung in der nächsten Zeit“.
Krankenhausgesellschaft: Laufen in Katastrophen-Medizin hinein
Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß, warnt vor harten Triage-Entscheidungen in Krankenhäusern. Mit Blick auf die zahlreichen Covid-Patienten auf den Intensivstationen sagte er im Deutschlandfunk: „Das findet jetzt auch aktuell statt, um sich auf noch schwierigere Lagen vorzubereiten. Wir laufen langsam, aber sicher in eine Art Katastrophen-Medizin hinein.“
Schon jetzt würden Intensivpatienten früher „als medizinisch vertretbar“ auf Normalstationen verlegt werden, erklärte Gaß. „Man weiß: Wir können nicht mehr allen Patienten die bestmögliche Behandlung ermöglichen, (...) die wir im Regelfall zur Verfügung haben.“ Das sei schon eine Art von Triage.
Ärzte berichten auch immer wieder von Schwangeren, die schwere Verläufe haben.
„Wir stehen kurz vor dem Abgrund“
Die zunehmende Wucht der vierten Corona-Welle trifft die Krankenhäuser in Deutschland immer härter. Nadine Knittel arbeitet als Pflegerin auf der Intensivstation im Klinikum Bretten. Die vierte Corona-Welle spüren sie und ihr Team mit voller Wucht. Noch halten sie durch – noch.
Pflegepersonal wegen Corona am Limit Brettener Intensivpflegerin: "Wir stehen kurz vor dem Abgrund!"
Nadine Knittel arbeitet als Pflegerin auf der Intensivstation im Klinikum Bretten. Die vierte Corona-Welle spüren sie und ihr Team mit voller Wucht. Noch halten sie durch - noch.
Sarkasmus hilft wenigstens etwas
Viele User finden auch noch lustige Worte, bei denen einem aber auch eigentlich das Lachen im Halse stecken bleiben kann.
Er ist DAS Gesicht der Pandemie: Und auch noch in der Zukunft gefragt?