STAND
AUTOR/IN
Ferdinand Vögele
Ferdinand Vögele (Foto: SWR3)
Axel John

Wer länger als sechs Monate nach einer Corona-Infektion noch Symptome hat, leidet an Long-Covid. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie der Mainzer Uniklinik. Frauen sind demnach häufiger betroffen. Doch in der Studie gibt es auch gute Neuigkeiten.

Die Forschung zu Long-Covid steckt noch immer in den Kinderschuhen. Eine neue Studie der Mainzer Uniklinik mit rund 10.250 Menschen bringt nun aber neue Forschungserkenntnisse. Von den Probanden waren knapp fünf Prozent zwischen Oktober 2020 und Juni 2021 mit dem Coronavirus infiziert. Davon etwa 61 Prozent wissentlich und 35 Prozent unwissentlich.

Das sind die Ergebnisse der Mainzer Long-Covid-Studie

  • Rund 40 Prozent der Studienteilnehmer, die sich infiziert hatten, haben auch noch sechs Monate später Long-Covid-artige Symptome. Und zwar unabhängig davon, ob sie von der Infektion wussten oder nicht. Die Mainzer Uniklinik präzisiert: „Betroffen sind nicht nur Personen mit schwereren Verläufen der akuten Infektion, sondern auch die weitaus größere Zahl der Infizierten mit milden oder asymptomatischen Verläufen und ohne medizinische Behandlung in der akuten Erkrankungsphase.“
  • Jeder Dritte berichte, nach einer Infektion mit Sars-CoV-2 nicht wieder so leistungsfähig zu sein wie vorher, sagt Studienleiter Philipp Wild. Knapp 15 Prozent fühlten sich dauerhaft in ihrem Alltagsleben eingeschränkt, mehr als sechs Prozent auch in ihrem Arbeitsleben.
  • Zu den anderen zahlreichen Symptome „ohne klares klinisches Muster“ gehören Abgeschlagenheit, Geruchs- und Geschmacksstörungen, Gedächtnisstörungen, Atemnot/Kurzatmigkeit und Schlafstörungen, Gelenkschmerzen und Stimmungsschwankungen.

Es gibt eine hohe Last ganz unterschiedlicher Langzeitbeschwerden bei Infizierten, die sich teils erst Wochen danach einstellen. Das ist für Menschen, die sich unwissentlich infiziert hatten, besonders schlimm.

  • Aber: Auch rund 40 Prozent der Menschen, die sich gar nicht infiziert hatten, berichteten von teilweise ähnlichen Symptomen während der Pandemie. Dazu gehören Abgeschlagenheit, Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen, die mindestens sechs Monate anhielten, sagte Wild.

Gibt es Long-Covid als Krankheit gar nicht?

Kann man sich Long-Covid dann vielleicht auch nur einbilden? „Es ist aber falsch zu sagen, das Krankheitsbild Long-Covid gibt es nicht“, erklärt der Wissenschaftliche Vorstand der Universitätsmedizin. Diese Ergebnisse zeigten vielmehr, wie wenig spezifisch das Krankheitsbild sei und wie groß der Forschungsbedarf. Der Vorstandsvorsitzende der Unimedizin, Norbert Pfeiffer, sagte mit Blick auf Symptome bei gar nicht Infizierten: „Das ist möglicherweise auch Ausdruck der Situation der Belastung.

Wir müssen die jeweiligen Erkrankungen nach Covid genau untersuchen und uns dann fragen: Ist das eine Folge von Corona, oder hat das doch einen anderen Ursprung? Das ist entscheidend für die Behandlung.

Frauen sind stärker von Long-Covid betroffen als Männer

Ein weiteres Ergebnis der Studie ist, dass Frauen nach einer Infektion häufiger von Long-Covid-artigen Symptomen betroffen sind als Männer. Das Verhältnis liegt bei 45,8 Prozent zu 34,6 Prozent. Das Alter der Infizierten spiele hingegen keine Rolle. Die Häufigkeit von Langzeitbeschwerden stehe im Zusammenhang mit der Zahl der Symptome während der Infektion.

Bei den meisten gehen die Long-Covid-Beschwerden zurück

Die Ergebnisse der Studie sind aber nicht alle so besorgniserregend. Studienleiter Wild berichtet, dass bei den meisten Infizierten die Beschwerden langfristig wieder zurückgehen. „Man kann sagen, je länger die akute Krankheit zurückliegt, desto mehr nehmen die Beschwerden ab“, sagt Wild. Bei einigen könnten die Einschränkungen aber dauerhaft bleiben.

Meistgelesen

  1. Europa

    Wartezeiten halbieren! An diesem Tag musst du im Freizeitpark am wenigsten anstehen!

    Nicht nur Wetter und Ferien: Über die Wartezeiten in Freizeitparks kann auch der richtige Wochentag entscheiden – welcher ist wohl der beste?

  2. O Gott, er ist nackt! David-Statue im Kunstunterricht – absurder Eklat an US-Schule

    „O Gott, er ist nackt! Kinder, schaut nicht hin!“ – so oder so ähnlich müssen Eltern von Sechstklässlern einer US-Schule reagiert haben. Dann kam eine Einladung aus Italien.

  3. Hoffnung nach Schneepflug-Unfall „Avengers“-Star Jeremy Renner trainiert zu laufen

    Lange war nicht klar, ob Schauspieler Jeremy Renner nach seinem Schneepflug-Unfall wieder richtig laufen kann. Jetzt gibt es Hoffnung, wie ein Video von ihm auf Twitter zeigt.

    NOW SWR3

  4. Synchron-Grillen am Sonntag, den 2.4. ab 13 Uhr Das große SWR3 Grillen mit Johann Lafer & Meta Hiltebrand!

    Haltet euch den 2. April frei und freut euch aufs große SWR3 Grillen. Gemeinsam mit unseren Starköchen Meta Hiltebrand und Johann Lafer!

  5. Liveblog: Der Krieg in der Ukraine Bundesregierung will Militärhilfe für Ukraine wohl stark ausweiten

    Russland versucht weiter, die Ukraine einzunehmen. Der Krieg hat auch Auswirkungen auf Europa und die ganze Welt. Alle Infos dazu.

  6. SWR3 Verkehrszentrum Aktuelle Verkehrsmeldungen und Staus

    SWR3 Verkehrszentrum mit Infos zu Verkehr und Stau auf den Straßen in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen und im Saarland