Die Stadt Mannheim hatte die Veranstaltung gegen 18:30 Uhr kurzfristig verboten, aber dann sei der Platz auf einen Schlag von Menschen „geflutet“ worden, sagte ein Sprecher der Polizei Mannheim.
Hier Bilder aus der Innenstadt von Montagabend:
Mannheims OB: „Es geht um Etablierung einer Diktatur“
Mannheims Oberbürgermeister Peter Kurz (SPD) hat die ungenehmigte Demonstration scharf verurteilt. Die Organisatoren solcher Aktionen legten es darauf an, eine andere Verfassung herbeizuführen, sagte Kurz in der Gemeinderatssitzung am Dienstag, die sich eigentlich mit dem neuen Haushalt beschäftigt.
Es geht nicht um Freiheit, sondern ums Gegenteil, es geht nicht um Frieden, sondern ums Gegenteil, und es geht nicht um die Abwehr einer Diktatur, sondern um die Etablierung einer Diktatur.
Man solle diese Dimension nicht unterschätzen, sagte Kurz. Er verwies auf „entsprechende historische Erfahrungen“. Die staatlichen Organe seien jetzt im Sinne der „wehrhaften Demokratie“ gefordert.
Was ist in Mannheim passiert und was sagt die Polizei?
Da die Versammlung verboten worden war, machten sich alle Teilnehmenden strafbar, sagte Patrick Knapp, Polizeisprecher aus Mannheim. Die Menschen aus dem Querdenken-Lager seien in mehreren Gruppen ohne Masken und ohne Abstand in der Stadt unterwegs gewesen seien. Rund 800 von ihnen hätten es geschafft, ins Zentrum vorzudringen.
Die Stadt hat die Versammlung verboten. Die Personen wurden darauf aufmerksam gemacht. Die Personen haben auf die Ansprache und auf den verteilten Platzverweis nicht reagiert.
Als die Polizei versuchte, die Demonstration zu beenden, kam es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen. Eine weitere Eskalation der Lage konnte verhindert werden. Drei Polizisten seien leicht verletzt worden, als eine Gruppe versucht habe, eine Polizeikette zu durchbrechen. Insgesamt seien im Verlauf des Abends sechs Polizeibeamtinnen und -beamte verletzt worden, teilte die Polizei mit.
Platzverweise und 121 Anzeigen in Mannheimer Innenstadt
Neben Platzverweisen gab es 121 Anzeigen wegen Verstößen gegen das Versammlungsverbot. Gegen drei Personen wird zudem wegen Beleidigungen und Widerstand gegen die Beamten ermittelt. Man gehe davon aus, so der Polizeisprecher, dass es sich um eine abgesprochene Aktion gehandelt habe.
Die Teilnehmenden hätten sich offenbar über die sozialen Medien vernetzt. Sie wurden von der Polizei dazu aufgefordert, friedlich nach Hause zu gehen. Die Platzverweise wurden bis Mitternacht ausgesprochen.
Auch Proteste in Tübingen und Reutlingen
Auch in Tübingen und Reutlingen gingen am Montagabend Gegner der Corona-Maßnahmen auf die Straße.
Während in Reutlingen nur wenige Teilnehmende mit Teelichtern durch die Innenstadt liefen, versammelten sich laut Polizei rund 300 Demonstrierende sowie 200 Gegendemonstrierende der Antifa auf dem Tübinger Marktplatz. Beide Gruppierungen hatten ihre Versammlungen nicht angemeldet. Die Polizei bezeichnete die Versammlungen insgesamt als friedlich, überwiegend seien Abstände eingehalten worden.
Die Stadt Reutlingen hatte wegen der Ausschreitungen bei Protesten gegen Corona-Maßnahmen am Wochenende für bestimmte Bereiche der Innenstadt Maskenpflicht und ein Alkoholverbot verordnet.