In Brüssel haben sich am Donnerstagabend die Unterhändler des EU-Parlaments und der Mitgliedstaaten darauf geeinigt, wie das neue EU-Impfzertifikat – auch als grüner EU-Pass bekannt – aussehen soll. Damit soll das Reisen in Europa wieder erleichtert werden. Schon Ende Juni und damit rechtzeitig zum Sommerurlaub soll es bereit sein. Viele Detailfragen sind zwar noch offen, doch einiges steht schon jetzt fest.
Zertifikat soll mehr als nur ein Impfpass sein
Das neue Zertifikat soll dabei mehr als ein einfacher Impfpass sein. Es soll vielmehr gleich drei Dinge nachweisen können:
- Ob der oder die Träger*in gegen das Coronavirus geimpft ist
- Eine überstandene Covid-Erkrankung
- Ein aktuelles negatives Testzertifikat
Wofür wird das Zertifikat genau benötigt?
Das entscheiden die EU-Länder selbst. Beliebte Reiseländer wie Griechenland und Spanien sind schon länger an dem Zertifikat interessiert. Für was es dort aber konkret genutzt werden soll, steht noch nicht abschließend fest. Ursprünglich sollte es nach dem Willen des Parlaments die Inhaber von zusätzlichen Beschränkungen wie Quarantäne oder weiteren Tests befreien. Die EU-Regierungen wollten nicht so weit gehen und sich Beschränkungen vorbehalten.
Wer stellt das EU-Impfzertifikat aus?
In Deutschland sollen die Dokumente laut Gesundheitsministerium nur von autorisierten Menschen in Impfzentren, Arztpraxen und Krankenhäusern ausgestellt werden. Wie bereits Geimpfte an einen Nachweis kommen, ist noch nicht abschließend geklärt. Voraussichtlich soll der Nachweis dort erhältlich sein, wo die Impfungen verabreicht wurden. „Es werden verschiedene Möglichkeiten geprüft, um auch nachträglich digitale Impfnachweise zu erstellen“, teilte das Gesundheitsministerium mit.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat am Freitag erklärt, dass der digitale Impfpass bei der Impfung erhalten werden kann – sobald er eben eingeführt ist. Diejenigen, die bereits jetzt vollständig geimpft sind, müssen sich das Zertifikat dann nachträglich besorgen.
Ist das EU-Impfzertifikat digital oder in Papierform?
Zum einen soll es möglich sein, die Nachweise digital auf dem Smartphone in einer sogenannten Wallet App zu hinterlegen – in Deutschland wird das unter anderem die Corona-Warn-App sein. Eine App zur reinen Anzeige des Zertifikats wird in Deutschland derzeit unter der Führung des Technologiekonzerns IBM entwickelt, weitere Apps dürften folgen. Mit Hilfe eines QR-Codes sollen die Informationen dann in der ganzen EU fälschungssicher ausgelesen werden können. Wer kein Smartphone besitzt oder das Zertifikat nicht digital speichern möchte, kann es auch in Papierform bekommen.
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Was kostet das Impfzertifikat?
Das EU-Impfzertifikat soll kostenlos sein.
Welche Daten werden gespeichert?
Im EU-Impfzertifikat steht zunächst der Name, das Geburtsdatum sowie das Impfdatum des Inhabers oder der Inhaberin und welcher Impfstoff verabreicht wurde. Außerdem sollen Informationen zu aktuellen Tests und durchgestandenen Corona-Infektionen hinterlegt werden.
Und der Datenschutz?
Alle Beteiligten versichern, dass der Datenschutz gewährleistet sei. Die Daten sollen nicht auf Servern gespeichert werden, sondern nur auf dem eigenen Handy. Das Zertifikat stellt lediglich sicher, dass die auf dem Smartphone hinterlegten Daten authentisch sind und tatsächlich zu der auf dem Zertifikat angegebenen Person gehören.
Was ist, wenn man mit einem Impfstoff geimpft ist, der nicht in der EU zugelassen ist?
Auch hier entscheiden die EU-Staaten wieder selbst, ob sie Zertifikate auf Grundlage von nationalen Notfallzulassungen für die noch nicht von der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) zugelassenen Impfstoffe Sputnik V und Sinopharm akzeptieren. Ungarn setzt beispielsweise Sputnik V ein.
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Wird das EU-Impfzertifikat zur Pflicht?
Nein. „Der digitale Impfnachweis ist lediglich ein freiwilliges und ergänzendes Angebot“, heißt es in einer aktuellen Information des Bundesgesundheitsministeriums. Wer keinen digitalen Impfnachweis besitze, könne eine Impfung weiterhin über den gelben Impfausweis nachweisen. Spahn erklärte am Freitag, dass dieser für Reisen ins Ausland ausreiche. Das sei aber „vielleicht nicht so praktisch“.