Für Schwangere und Stillende ist in Deutschland eine Corona-Schutzimpfung nur nach individueller Abwägung empfohlen. Der Grund dafür sind mangelnde Daten. Doch langsam verändert sich die Lage. Eine Studie aus den USA bringt neue Erkenntnisse bezüglich Stillen und einer Impfung mit mRNA-Impfstoffen. Die Forscher kommen zu der Einschätzung, dass Mütter wegen der Immunisierung nicht aufhören sollten zu stillen, schreibt ein Team um Stephanie Gaw von der University of California San Francisco im Fachblatt Jama Pediatrics. In 13 untersuchten Muttermilchproben von sieben geimpften Frauen sei keine mRNA aus dem Impfstoff nachweisbar gewesen.
Studie: Keine mRNA in der Muttermilch
Fünf Probandinnen hatten den mRNA-Impfstoff von Biontech/Pfizer und zwei den von Moderna erhalten. Die untersuchten Proben wurden vor der Impfung sowie zwischen vier und 48 Stunden danach entnommen. Die Ergebnisse seien wichtige frühe Hinweise, dass die mRNA aus den Impfstoffen nicht auf den Säugling übertragen werde, schreibt das Autorenteam.
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Impfung und Stillen: Stiko spricht keine Empfehlung aus, hat aber eine ziemlich eindeutige Meinung
Für eine Impfung von Stillenden gegen Corona hat die Ständige Impfkommission (Stiko) bislang noch keine Empfehlung ausgesprochen. Ihre Aussagen dazu sind jedoch ziemlich eindeutig: Es sei äußerst unwahrscheinlich, dass eine Impfung während der Stillzeit ein Risiko für den Säugling darstellen könnte. Der Stiko-Vorsitzende Thomas Mertens sagt, bei stillenden Frauen sehe die Stiko explizit kein Problem: „Das muss man ganz klar sagen, ich denke, die stillende Frau kann ohne Weiteres geimpft werden“, so Mertens.
Denn theoretisch dürfte bei so einer Impfung nichts passieren. In den zugelassenen Impfstoffen sind keine lebenden Viren enthalten, anstecken kann man sich von der Impfung nicht. Dass es trotzdem noch keine Empfehlung gibt, liegt an dem Mangel an Daten. Denn bloß, weil etwas logisch erscheint, muss es sich nicht bewahrheiten. Um sicherzugehen, braucht man wissenschaftliche Studien.
Corona-Impfstoff-Zulassung: Problem ist die geringe Anzahl an Studienteilnehmerinnen
Aus den großen Zulassungsstudien, als die Impfstoffe getestet wurden, wurden Stillende aber genauso wie Schwangere ausgeschlossen. Das ist ganz normal bei solchen Verfahren. Die Daten zu diesen speziellen Gruppen werden jetzt erst nach und nach veröffentlicht – meist in kleinen Studien. Viele von ihnen sind auch noch nicht ordentlich publiziert, sie müssen noch unabhängig überprüft werden. Auf das Problem mit der geringen Zahl an Studienteilnehmerinnen weist auch das Team um Stephanie Gaw hin.
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Corona-Antikörper werden über die Muttermilch an das Kind weitergegeben
Wenn die stillende Mutter gegen Corona geimpft ist, hilft das wohl sogar dem Kind. Zumindest deutet einiges darauf hin. Denn anders als die mRNA, die nicht über die Muttermilch weitergegeben wird, verhält es sich mit den Antikörpern. Die werden von den Müttern nach der Impfung gebildet. Und in mehreren Studien konnten die dann auch in der Milch nachgewiesen werden. Vor allem nach der zweiten Impfdosis stieg das Antikörperlevel in der Milch an und blieb auch zumindest für einige Wochen hoch. Deswegen hatten sich deutsche Fachgesellschaften im Mai für eine priorisierte Impfung auch von Stillenden ausgesprochen.
Da nachgewiesen ist, dass durch die Impfung gebildete Antikörper über die Muttermilch transportiert werden, sind gestillte Neugeborene durch eine Nestimmunität geschützt.
Es könnte also sein, dass auch das Kind von der Impfung der Mutter profitiert. Wie groß die Schutzwirkung für das Baby über die Milch aber wirklich ist und wie lange diese anhalten würde, ist noch nicht geklärt.
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