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Kira Urschinger
Kira Urschinger (Foto: SWR3)
Video: Kai Karsten

Immer mehr Menschen tragen den ganz Tag lang Tracker-Armbänder. Diese speichern die Anzahl unserer Schritte oder auch des Herzschlags. Was bedeutet es, wenn Google diese Daten abgreifen kann?

Fitness-Apps und Armbanduhren (sogenannte Wearables) sind mittlerweile trendige Begleiter. Sie motivieren uns, mehr Sport zu machen und sagen uns, wann wir zu wenig Schritte getan haben. Fans feiern die Technik-Innovation, kaufen sich die modischen Armbänder und Uhren oder greifen auf Fitness-Apps fürs Smartphone zurück.

Die Vorteile sind für die Nutzer klar: Wir können uns selbst überwachen, motivieren, langfristig die Fitness im Blick behalten. Gemeinsam mit Freunden oder Fremden können wir uns vergleichen, gegenseitig pushen und zusammen trainieren. Je nach Produkt bekommen wir sogar individuelle Tipps, wie wir uns steigern und die Leistung ankurbeln können.

Datenwahn – von Herzschlag bis Schlafdauer

Um solche detaillierten Tipps zu geben, können Fitnessarmbänder mittlerweile viele verschiedene Daten auswerten: den Herzschlag, die Anzahl der Schritte, die wir pro Tag gelaufen sind oder die Schlafdauer.

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Das Problem: All diese Daten werden bei den meisten Modellen eben nicht nur auf der Uhr gespeichert.

Alle Daten in die Cloud!

Bei den meisten Apps bekommen wir erst Auswertungen unserer Zahlen und Tipps für einen gesünderen Lebensstil, wenn wir unsere täglich gesammelten Daten uploaden und in eine Cloud stellen, in einen großen Speicher im Internet. Viele Menschen nutzen außerdem Fitnessarmbänder, um sich in Gruppen zu organisieren, sich mit Freunden oder in der Familie einen kleinen Konkurrenzkampf zu liefen: Ich gründe eine Gruppe, verbinde die Daten der Armbänder miteinander und sehe am Abend, wer von uns am meisten Sport gemacht hat und wer ein bisschen faul war. Auch dann sind all unsere Gesundheitsinformationen sofort beim Anbieter.

Google will deine Fitness-Werte

Nun haben Google und einer der bekanntesten Hersteller von Fitnessuhren, Fitbit, eine Kooperation beschlossen. Google bekommt die Daten, die mit den Uhren eingesammelt werden – natürlich nur, um das Gesundheitssystem zu verbessern. So erklärt es der Internetriese jedenfalls in seinem Blog.

Das Geschäft dahinter: Fitbit will mithilfe der Unterstützung von Google eine digitale Patientenakte erstellen. Wie viele Schritte wir beispielsweise täglich laufen, das geht als Information dann weiter an die Krankenkasse. Die kann dann nachschauen, wie gesund wir uns im Alltag verhalten. Und natürlich darauf reagieren – mit individuell angepassten Gesundheitskursen, aber natürlich im Zweifelsfall auch einer Erhöhung der Beitragssätze.

Zunächst gilt das nur für Fitbit-Nutzer in den USA. Für Deutschland ist die Weitergabe von Fitness-Daten bislang nur freiwillig möglich.

Unbedingt das Kleingedruckte lesen!

Verbraucherschützer warnen dennoch auch deutsche Kunden: Diese Daten, die von Fitness-Bändern und -uhren eingesammelt werden, sind immer Geld wert. Im Kleingedruckten vieler Tracking-Anbieter und Fitness-Apps willigen die Nutzer ein, dass ihre Daten zu Marketingzwecken genutzt werden. Und das machen die Anbieter: Laut Erkenntnissen der Verbraucherzentralen teilt einer der populärsten Anbieter seine Daten mit zehn Unternehmen.

Nachhören: Wirtschaftsfaktor Fitness-Apps

Im SWR3-Themenschwerpunkt Körperliebe und Körperhass haben wir bereits über den Wirtschaftsfaktor bei Fitness-Apps gesprochen.

Qualitätsstandards für Apps?

Im Moment gibt es noch keine Qualitätsstandards für die Apps und Uhren. Daran wird aber gearbeitet, denn der Markt ist unübersichtlich, die Anbieter geben ungern Auskunft über ihren Umgang mit Daten und der letzte, der genau weiß, was er da tut, ist der Kunde. Einrichtungen wie das Bochumer Zentrum für Telematik und Telemedizin GmbH entwickeln Qualitätszertifikate. Da soll dann geprüft werden, was solche Programme genau leisten sollen und wie sie mit Daten umgehen – eine Art Prüfsiegel, wie für Bio-Gemüse.

Mediziner sehen auch Chancen

Bei aller Kritik, gibt es aber auch einige Mediziner, die mehr Chancen als Gefahren sehen. So eine große Menge von Daten bekommt man schließlich selten über seine Patienten. Wenn die ihre Armbänder und Uhren 24 Stunden lang tragen, ist das quasi eine Langzeitbeobachtung für den behandelnden Arzt. Und ein guter Ersatz für Fragebögen, in denen Patienten sich und ihr sportliches Verhalten ja auch mal gern ein bisschen verschätzen. Richtig genutzt könnten die Uhren den Ärzten also dabei helfen, schneller und früher herauszufinden, welche Krankheit jemand hat. Möglich wäre, dass die Fitness-Daten – ähnlich, wie heute Röntgenbilder – dazu genutzt werden, konkrete Diagnosen zu erstellen.

Nur Wenige lehnen Fitness-Apps ab

Bis dahin dürfte es aber noch eine Weile dauern. Nur sechs Prozent der Deutschen haben laut einer Umfrage der Verbraucherzentralen eine Uhr oder ein Armband für die Fitness. Bei den Smartphone-Apps sind wir allerdings schon sehr gut dabei: Fast die Hälfte aller Smartphone-Besitzer haben bereits eine Gesundheits-App installiert. Nur jeder Zehnte lehnt solche Programme grundsätzlich ab.

Wichtige Informationen zum Datenschutz bei Fitness-Programmen haben die Verbraucherzentralen hier zusammengefasst.

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