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Jakob Reifenberger
Jakob Reifenberger (Foto: Jakob Reifenberger)
SWR3

Dialekt kann einerseits schön sein, aber andererseits auch peinlich. Wir klingen vielleicht eher nach Dorf, dabei würden wir lieber nach weltoffener Großstadt klingen. Aber ist Dialekt eine Bereicherung für uns – oder doch eher unserer Karriere im Weg?

„Isch will ünbedingt meinen Dialekt loswärdn, des Sächsisch is ja furschbar, ich bin in der Wirtschaft täädisch, da geht das nüsch!“

Schulklasse von Albert Theisen (Foto: SWR3)
Einmal pro Woche, eine Stunde Unterricht bei Lehrer Albert Theisen

Das zum Beispiel sagen Leute, die zu Frank Gutjahr kommen. Er ist Karrierecoach und Sprachtrainer. Was manche von ihm wollen: Dialekt weg, Hochdeutsch her.

Freiwillig Dialekt lernen

In der Eifel klingt das anders. Bei Lehrer Albert Theisen lernen Kinder freiwillig Platt. Einmal pro Woche, eine Stunde Unterricht – in Langenfeld, einem Ort mit rund 650 Einwohnern. Wenn man die Schülerinnen und Schüler fragt, ob ihnen ihr Dialekt schon mal peinlich war, gibt's große Augen – und die Antwort von Lukas, zehn Jahre alt:

Das ist halt die Sprache unseres Ortes. So wie die Sprache von Deutschland Hochdeutsch ist. Das ist ja nichts, wofür man sich schämen sollte.

Dass Dialekt der Karriere schaden könnte, glaubt hier keiner.

Wenn ich nicht fest überzeugt wäre, dass ich den Kindern und der Region etwas Gutes tue, hätte ich den Unterricht nie begonnen. Damit ruiniert man KEINE Karrieren, man fördert höchstens die Sprachbegabung!

Das sieht übrigens auch Karrierecoach Frank Gutjahr so. Wenn's beim Meeting mal peinlich wird, weil man den sprachlichen Einschlag hört, liegt das nicht am Dialekt selbst:

Es ist die Einstellung des Sprechers, der sich für einen Dialekt schämt, diesen Dialekt versucht zu verbergen, es nicht schafft, und unfreiwillig immer ein paar Brocken dazwischen schmeißt. Das kann peinlich wirken.

Zum eigenen Dialekt stehen

Schulklasse von Albert Theisen (Foto: SWR3)

Sein Tipp: Zur eigenen sprachlichen Note stehen, Dialekt nicht verleugnen. Zu seinen Klienten sagt er: „Ich will nicht, dass Sie Ihren Dialekt verlieren, sondern ich möchte Ihnen was Neues beibringen. Sodass Sie, wenn Sie nach Hause kommen, zu Ihrer Mutter immer noch sagen können: ‚Mama, was gibt's heud zu esse?’ – und nicht: ‚Mutter, was gibt es heute zu essen?’"

Das ist auch für viele der Schülerinnen und Schüler in Langenfeld der Grund, warum sie zum Dialektunterricht gehen: vertrauter, näher mit den Großeltern oder Eltern reden können. In begründeten Ausnahmefällen ist aber auch Hochdeutsch erlaubt.

Mit meiner Mutter rede ich generell eher Hochdeutsch, mit meinem Papa rede ich Platt. Meine Mutter kommt von ein bisschen weiter weg, deswegen redet sie ein bisschen anders. Und das möchte ich mir nicht angewöhnen.

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