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Katharina Fortenbacher-Jahn
Katharina Fortenbacher-Jahn, SWR Aktuelle Wirtschaft (Foto: SWR, SWR)

Ein Zeichen für Respekt und Vielfalt im Job will der Diversity-Tag am 18. Mai sein. Und das scheint auch nötig, denn so wirklich bunt und vielfältig ist die Arbeitswelt noch nicht.

Diversity-Tag: für eine bunte Arbeitswelt

Einen Tag lang soll (fehlende) Vielfalt am Arbeitsplatz besonders im Zentrum stehen. Dahinter steckt ein Zusammenschluss von Arbeitgebenden, die Charta der Vielfalt. Ziel dieses Vereins ist es:

ein wertschätzendes Arbeitsumfeld für alle Mitarbeitenden zu schaffen, unabhängig von Alter, ethnischer Herkunft und Nationalität, Geschlecht und geschlechtlicher Identität, körperlichen und geistigen Fähigkeiten, Religion und Weltanschauung, sexueller Orientierung und sozialer Herkunft.

Herkunft, Geschlecht, Religion, Hautfarbe, Behinderung, Sexualität soll keine negative Rolle spielen

Die Charta der Vielfalt haben rund 3.800 Unternehmen unterschrieben. Der Verein gibt auch Studien in Auftrag, darunter beispielsweise die „Diversity Trends“. Die Befragung von Führungskräften hat darin ergeben, dass die Mehrheit der Unternehmen Vorteile durch Diversity Management sehen. Auch, wenn sie die Charta selbst nicht unterschrieben haben.

Außen bunt, innen grau: Vielfalt in Unternehmen eher selten

Werbung mit unterschiedlich gemischten Teams, Hinweise auf ein eigenes Regenbogennetzwerk oder Diversity-Beauftragte – viele Firmen werben damit, wie vielfältig es bei ihnen zugeht. Der Arbeitsalltag sieht aber häufig anders aus, denn ein vielfältiges Miteinander von unterschiedlichsten Menschen sehen in Deutschland nur wenige Beschäftigte. Rund ein Drittel meint in einer Studie: Diversität steht zwar auf dem Papier, gelebt wird sie aber nicht. Fortschritte innerhalb der letzten drei Jahre sehen nur knapp 40 Prozent der Befragten.

Wo die 30 Dax-Unternehmen stehen, listen unterschiedliche Beobachter auf – zum Beispiel die Firma UHLALA in ihrem Dax 30 LGBT+ Diversity Report. Zuletzt hat SAP hier den ersten Platz belegt, gefolgt von der Deutschen Bank und Siemens, Schlusslicht war E.ON.

Diversity fördert den wirtschaftlichen Erfolg

Mehr unterschiedliche Stimmen bedeuten mehr Ideen. Eine vielfältige Belegschaft und Führungsmannschaft bringen handfeste Vorteile für Unternehmen. Viele Studien belegen, dass Vielfalt auch wirtschaftlich erfolgreicher machen kann.

Die Unternehmensberatung McKinsey sagt zum Beispiel: Vielfältige Unternehmen haben deutlich höhere Chancen, überdurchschnittlich profitabel zu sein. Accenture hat festgestellt: Je mehr Vielfalt, desto mehr Innovationsgeist. Und den halten die Autoren für absolut notwendig, um in der digitalen Welt Erfolg haben zu können. Aber auch dabei, neue Fachkräfte zu finden, kann Vielfalt helfen.

Jobverlust in der Corona-Pandemie trifft Migrant*innen besonders oft

Die Pandemie macht es für viele noch schwerer. Migrantinnen und Migranten und Menschen, die geflüchtet sind, haben ein besonders hohes Risiko, ihren Job zu verlieren. Es ist dreimal so hoch wie bei Beschäftigten ohne Migrationshintergrund. Das zeigt eine Untersuchung des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung. Dahinter steckt meistens der Job an sich: Viele Migrantinnen und Migranten arbeiten immer noch in prekären oder befristeten Arbeitsverhältnissen, oft gehören sie noch nicht lange zur Firma oder sind in besonders betroffenen Branchen wie der Gastronomie beschäftigt.

Viele Start-ups von Menschen mit Migrationshintergrund gegründet

Andererseits ist zu beobachten, dass auffallend viele Menschen mit Migrationshintergrund das Risiko einer Unternehmensgründung wagen. Viele Migrantinnen und Migranten seien gut ausgebildet und seien bereit, „groß zu denken“. Sie hätten also das Zeug für eine Unternehmensgründung. Und das tun auch immer mehr von ihnen. Nicht nur BioNTech, sondern auch Start-ups wie Delivery Hero, ResearchGate oder Auto1 gehören dazu. Zuletzt ist jedes fünfte Start-up von Menschen mit Migrationshintergrund gegründet worden, so die Studie – sie sind damit eine treibende Kraft in der Szene.

Outing am Arbeitsplatz: Wie sag ich’s den Kolleg:innen?

Wie offen kann ich „ich selbst“ sein, am Arbeitsplatz – das ist eine wichtige Frage: nicht nur für die eigene Zufriedenheit, sondern auch bei der Frage, was für eine Leistung ich bringen kann oder wo ich gern arbeiten möchte. Eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung zeigt, dass sich fast ein Drittel der Menschen, die lesbisch, schwul, bisexuell, trans, queer oder intersexuell (LGBTQI*) sind, nicht oder nur teilweise am Arbeitsplatz outen.

Dabei berichten immer wieder LGBTQI*-Menschen, dass sich nach ihrem Outing auch bei der Arbeit etwas zum Positiven verändert hat, dass sie als authentischer wahrgenommen werden – oder auch mit mehr Energie. So ging es beispielsweise Sarah Ungar. Sie hat ihre Karriere als Mann begonnen. Heute ist sie Personalmanagerin bei Rolls-Royce Powersystems.

Burn-out & Co: Diskriminierung macht krank

Depressionen und stressbedingte, körperliche Krankheiten treffen LGBTQI*-Personen besonders oft: LGBTQI*-Menschen bekommen dreimal so häufig Depressionen und Burnout wie die restliche Bevölkerung. Ihr Anteil ist auch bei Herzkrankheiten, Asthma und chronischen Rückenschmerzen weitaus höher. Auslöser sind häufig Anfeindungen und Ablehnung. Das lässt auf große Belastungen im alltäglichen Leben schließen. Das deutsche Institut für Wirtschaftsforschung fordert deshalb unter anderem, Initiativen zur Förderung der gesellschaftlichen Akzeptanz müssten auch in Unternehmen verbindlich vorgeschrieben werden.

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