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Lea Kerpacs
Lea Kerpacs: Website-Redakteurin bei SWR3 (Foto: SWR3, Niko Neithardt)

Katar als Austragungsort der Fußball-WM – warum? Das fragt sich der ehemalige Nationalspieler und Bundesliga-Manager Thomas Hitzlsperger. Für eine ARD-Doku hat er mit Gastarbeiter-Familien, Nationalspielern und Katarern gesprochen.

Wie konnte Katar Austragungsort der WM werden?

In der Doku Katar – warum nur? beginnt Thomas Hitzlsperger dort, wo scheinbar alles begann: Bei der WM-Vergabe durch die Fifa im Jahr 2010. Katar setzte sich gegen die Mitbewerber USA, Südkorea, Japan und Australien durch. Doch ging es wirklich erst zu diesem Zeitpunkt los?

Immer wieder wurden Stimmen laut, Katar hätte schon weit vor der Vergabe Stimmen gekauft – das hat die Sunday Times mit versteckter Kamera dokumentiert. Thomas Hitzlsperger möchte in einer neuen ARD-Doku hinter die Kulissen schauen. Dafür reist er nach Katar, spricht mit Einheimischen und sucht den Kontakt zu den Familien verstorbener Gastarbeiter. Die WM macht es einem schwer, sie unbeschwert zu schauen. Dieses Gefühl habe auch Thomas Hitzlsperger bei seiner Reise begleitet.

Debatte WM aus Katar schauen – vertretbar oder verwerflich?

Boykott wegen Menschenrechtsverletzungen, oder schauen wegen der sportlichen Leistung? Für beide Seiten gibt es Argumente. Wir gehen der Debatte auf den Grund.

Als ARD-Experte zur WM nach Katar: Verzichtet Hitzlsperger?

Während der Dreharbeiten der Doku und bis heute begleitet ihn dieser Gedanke. Sollte er als Experte eine WM begleiten, die so abgelehnt wird? Er verfolgt die aktuelle Diskussion: 56 Prozent der Deutschen haben derzeit nicht vor, die WM mitzuverfolgen. Hitzlsperger verdeutlicht im SWR3-Interview, vor welche schwierige Entscheidung die FIFA Fans stellt: Was denn nun – guten Gewissens schauen, oder boykottieren?

Knickt die deutsche Nationalmannschaft vor Katar ein?

Kapitänsbinde „One Love“ (Foto: IMAGO, Sportfoto Rudel)

Was trägt der Kapitän der deutschen Fußball-Nationalmannschaft denn da am Arm? Eine Neuerung seit den Nations-League-Spielen im September ist die „One-Love-Kapitänsbinde“. Sie löst die Binde in Regenbogenfarben ab. Das neue Design ist eine gemeinsame Aktion verschiedener europäischer Nationalmannschaften: England, Niederlande, Belgien, Schweiz, Wales, Frankreich, Dänemark, Norwegen, Schweden und Deutschland. Allerdings gerät sie in die Kritik: Sie erweckt bei vielen Menschen den Eindruck, dass sich die deutsche Nationalmannschaft weniger deutlich für die Rechte queerer Menschen einsetzt, als das vorher mit der Regenbogen-Binde der Fall war. Auch Thomas Hitzlsperger sieht die neue Kapitänsbinde kritisch. Er hätte sich von allen Beteiligten mehr Mut gewünscht, erzählt er im SWR3-Interview:

Man hat eine gute Absicht, aber das Ergebnis ist weniger wert als das, was davor da war. Denn das Regenbogensymbol ist für viele Menschen in Katar eine Provokation und die One-Love-Binde, da weiß man nicht so richtig, was dahintersteckt. Auch, wenn man es in Pressemeldungen erklärt. Also: Es ist kein Schritt nach vorne, eher einer zurück. Ich hätte mir gewünscht, es gäbe ein deutlicheres, stärkeres Signal.

Weniger Einsatz, um in Katar nicht allzu sehr anzuecken? In einer Pressemitteilung des DFB wurde die Binde verteidigt. Dort schreibt der Fußballbund:

Die Botschaft des „One Love Armbands“ richtet sich gegen jede Form von Diskriminierung. Sie wendet sich gegen die Ausgrenzung von LGBTQ+ Menschen, aber auch gegen Rassismus und Antisemitismus. Die Farbgebung symbolisiert dies. Rot, Schwarz und Grün finden sich in der Panafrikanischen Flagge, Pink, Gelb und Blau symbolisieren die Pansexual Flagge. Die an der Aktion „One-Love-Armband“ beteiligten Nationen wollen eine positive Botschaft für jede Form von Vielfalt senden.

Update: Am 21. November ist der Deutsche Fußballbund nun eingeknickt: Nachdem die Fifa sich gegen die One-Love-Binde ausgesprochen hat und Strafen für alle ankündigte, die sich widersetzen, wird Manuel Neuer die Binde nun doch nicht tragen.

Thomas Hitzlsperger trifft Gastarbeiter, Hinterbliebene, Opfer

Für Hitzlsperger wichtig: Mit denen sprechen, die unmittelbar betroffen sind, statt über sie. Deshalb reist er unter anderem nach Nepal, wo er Familien verstorbener Gastarbeiter trifft, reist nach Katar, um sich mit Einwohnern vor Ort auszutauschen. Menschenrechtler und queere Menschen kommen zu Wort; auch über die politische Doppelmoral, wenn es um arabisches Gas geht.

Außerdem ein Thema: Wie sehen eigentlich die Sportler selbst die WM-Vergabe? Darüber spricht er beispielsweise mit Nationaltorhüter Manuel Neuer.

Doku „Katar – Warum nur?“ hier anschauen

Am 14.11. wird die Doku Katar – warum nur? um 20:15 Uhr im Ersten ausgestrahlt. Seit Sonntag, den 13.11. steht sie in der ARD Mediathek. Im Anschluss an die Doku wird Thomas Hitzlsperger in Hart aber fair zu sehen sein.

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