„Ich glaube, das ist einfach der Luxus, den wir bisher hatten: dass wir immer Fleisch auf dem Teller haben konnten“, sagt Thomas Piofczyk, Initiator der Konferenz Insecta, die im August zum vierten Mal in Gießen stattgefunden hat. Wissenschaftler treffen sich dort, um sich über Insekten als Futter- und Lebensmittelalternative auszutauschen. Dabei lassen sich die Proteine, die im Moment noch über das Fleisch in unser Essen kommen, längst aus Insekten herstellen.
Grund 1: Insektenessen heißt nicht, einem Tier in die Augen zu schauen
Viele Leute haben sicherlich Probleme mit dem bloßen Gedanken, Insekten zu essen. Sie gucken einen an, mit ihren gefriergetrockneten Augen. Sie haben Flügel und viele Beinchen... Das trifft zwar auf die Snacks zu, die wir aus Asia-Shops und Dschungelcamp-Sendungen kennen, ist aber nur ein Teil der Wahrheit. Tatsächlich lassen sich aus Insekten auch einfach Öle und Fette gewinnen, die weiterverarbeitet werden können – und damit gar nicht mehr an Flip aus der Biene Maja erinnern oder an Mutproben aus Fernsehshows. Als Burger verarbeitet ist das Insektenfleisch beispielsweise kaum mehr zu unterscheiden von normalen Pattis – gibt's bereits in der Schweiz.
Grund 2: Insekten zu essen ist gut für die Umwelt!
Ein Thema, nicht nur für Veganer und Vegetarier, sondern für jeden, der ein bisschen nachhaltiger leben möchte: Insekten als umweltfreundliche Alternative zu Fleisch – zu Massentierhaltung sowieso. Denn die Produktion aus Insekten hat einige entscheidende Vorteile:
Insekten wachsen sehr viel schneller als konventionelle Tiere und verbrauchen dabei auch weniger Ressourcen. Der Platzbedarf ist relativ klein. Die Insekten, die hier für die Zucht in Frage kommen, leben gerne zusammen, die mögen es nicht alleine. Die kann man alle aufeinander halten.
Wer Wert auf ökologische Produktion legt, könnte von Insektenessen mit ganz pragmatischen Argumenten überzeugt werden.
Grund 3: Was es schon gibt und gut funktioniert: Tierfutter aus Insekten
In der EU ist es seit letztem Jahr erlaubt, Tierfutter aus Insekten an Fische zu verfüttern, die Produktion ist also schon erprobt. Bis dahin wurde an Fische in Aquakulturen ausschließlich Fisch aus dem (echten) Meer verfüttert. Das bringt Probleme: Denn Überfischung ist ja ohnehin schon ein riesen Thema. Die Alternative mit Insekten wird daher von vielen begrüßt. Das Prinzip dahinter erinnert ein bisschen an Wurstproduktion. So wie bei der Wurst aus Fett, Fleisch, Muskelgewebe und Gewürzen etwas hergestellt wird, geht das auch bei Insekten. „So können wir aus Insekten wieder neue Lebensmittel herstellen. Fleisch, Burger, Brot, Nudeln, oder eben alles, was wir schon kennen.“
Ob wir wirklich bald Produkte aus Heuschrecken, Maden oder anderen Würmern auf dem Teller haben werden, entscheidet der Kunde. Aber Piofczyk ist überzeugt: „Ich sag mal den Nudeln oder dem Brot sieht man das nachher nicht mehr an, was drin ist. Gerade auch dem Burger, das ist dann halt einfach ein Burger. Der schmeckt oder auch nicht – wie das bei den anderen Burgern auch ist.“
Wirby und Zeus haben es ausprobiert
Unser SWR3-Morningshow-Team wäre nicht unser SWR3-Morningshow-Team, wenn sie nicht auch selbst schon probiert hätten, wie Mehlwürmer und Co schmecken. Hier ist der Ergebnis des Selbstversuchs.