Mythos 1: Tiefkühlgemüse hat mehr Vitamine als frisches Gemüse
Stimmt fast immer. Denn vom Feld bis fertig tiefgefroren vergehen nur zwei bis maximal vier Stunden. Frisches Gemüse, dass erst in den Handel transportiert und dann bei uns zuhause oft nach mehrere Tage gelagert wird, hat bis dahin nicht nur Frische, sondern auch Vitamine eingebüßt. Grüne Bohnen etwa haben nach vier Tagen im Kühlschrank nur noch 40 Prozent ihres ursprünglichen Vitamin-C-Gehaltes. Tiefkühlware dagegen büßt fast nichts ein.
Mythos 2: Es ist egal, wie man Tiefkühlkost auftaut
Nicht ganz. Pilze etwa, sollten gar nicht aufgetaut, sondern direkt gefroren erhitzt werden. Teige wiederum können bei 50 Grad im Backofen aufgetaut werden. Größere Fische, Fleischstücke und Geflügel tauen am besten schonend im Kühlschrank komplett auf, bevor sie zubereitet werden. So geht man sicher, dass sie auch innen durchgegart sind. Kleinere Stücke brauchen nur bei Zimmertemperatur angetaut werden, bevor sie in die Pfanne kommen. Das meiste Gemüse kann ebenfalls direkt gefroren verarbeitet werden. Früchte sollten bei Raumtemperatur komplett auftauen und mindestens 10 Grad erreichen, weil sie sonst einfach nicht schmecken.
Mythos 3: Tiefkühlkost kann man nicht nochmal einfrieren
Doch das kann man und ist allemal besser, als das Essen langsam im Kühlschrank verderben zu lassen. Wichtig ist dabei lediglich, dass die Lebensmittel schnell wieder eingefroren werden und beim erneuten Zubereiten gründlich erhitzt werden, das heißt für mindestens 2 Minuten auf 70 Grad gebracht werden. Denn beim Auftauen können sich Keime vermehren, wenn auch in unbedenklichen Mengen. Diese Keime werden mit eingefroren und vermehren sich beim zweiten Auftauen weiter. Um sie abzutöten, ist durcherhitzen wichtig. Ausnahme ist nitratreiches Gemüse wie Spinat und Mangold. Beim erneuten Aufwärmen entsteht so viel Nitrit, dass es für Kinder gesundheitsschädlich sein kann.
90 Jahre Tiefkühlkost
Seit wann gibt es eigentlich Tiefkühlkost?
Die Erfolgsgeschichte der tiefgefrorenen Produkte begann vor 90 Jahren. Als Geburtsstunde gilt der 6. März 1930, als in zehn Lebensmittelgeschäften in der Kleinstadt Springfield im US-Bundesstaat Massachusetts erstmals verpackte Lebensmittel in tiefgekühlter Form verkauft wurden, wie in den Archiven des Lebensmittelkonzerns Unilever zu lesen ist. Das Angebot war damals eher bescheiden. Es gab Gemüse, Obst, Fleisch und Fisch.
Wer hatte die Idee zu Tiefkühlkost?
Auf die Idee mit der Tiefkühlung kam der amerikanische Meeresbiologe Clarence Birdseye wenige Jahre zuvor auf einer Forschungsreise in die Arktis. Dort hatte er erlebt, wie die Bewohner dort die Kälte im Winter nutzten, um Fisch und Fleisch lange haltbar zu machen. Dazu hängten sie frischen Fang oder die gerade erlegte Beute in den eisigen, bis zu minus 45 Grad Celsius kalten Wind und konnten die so haltbar gemachten Lebensmittel über Monate hinweg konsumieren.
Daraufhin entwickelte Birdseye die erste Schockgefrieranlage. Dies war der Startschuss für eine bis heute boomende Industrie. Sie wurde so erfolgreich, dass US-Präsident Ronald Reagan 1984 den 6. März zum Frozen Food Day (Tiefkühlkost-Tag) ausrief.
Wann kam die Tiefkühlkost nach Deutschland?
Nach Deutschland kamen Tiefkühlprodukte erst im Jahr 1955. Da wurden sie jedenfalls erstmals auf der Lebensmittelmesse Anuga in Köln präsentiert. Ein Jahr später startete im Rheinland der so genannte Köln-Bonner-Truhentest. In der Region wurden 400 Kühltruhen aufgestellt, in denen die Händler ihren Kunden erstmals die ungewohnte Ware anbieten konnten.
Wie viel Tiefkühlkost wird konsumiert?
1960 lag der Pro-Kopf-Verbrauch noch bei durchschnittlich 400 Gramm Tiefkühlkost im Jahr. Damals gab es aber auch nur fünf Produkte im Angebot. Heute sind es rund 17.000 Artikel wie Sabine Eichner, die Geschäftsführerin des Deutschen Tiefkühlinstituts der dpa berichtet.
2019 wurden nach Schätzungen des Tiefkühlinstituts in Deutschland insgesamt fast 4 Millionen Tonnen an Tiefkühllebensmitteln konsumiert – etwa die Hälfte wurde über den Lebensmittelhandel verkauft, der Rest wurde an Restaurants und Kantinen geliefert. Das heißt, rund 47 Kilogramm konsumiert jeder Bundesbürger durchschnittlich im Jahr.