Widder sollen impulsiv sein, Stiere Realisten, Löwen willensstark und so weiter. Immer wieder gibt es Diskussionen darüber, was dran ist. In der Evolution hat es vielleicht schon einen Unterschied gemacht, ob jemand im Herbst geboren wurde oder im Frühling. Wer in der richtigen Jahreszeit auf die Welt kommt, konnte besser überleben. Und Sternzeichen beziehen sich ja unter anderem auch auf die Zeit im Jahr, zu der jemand geboren wurde. Die erste Überraschung ist, dass es doch erstaunlich viele Studien zu diesem Thema gibt - und die Ergebnisse erstaunen uns Faktenchecker.
Was ist der Unterschied zwischen Astrologie und Astronomie?
Astrologie ist keine Wissenschaft. Sie wird aber oft mit Astronomie und ihren wissenschaftlichen Fachbegriffen durcheinander geworfen. Die Astronomie beschäftigt sich mit der Physik und Mathematik von Sternen, Sonnen, Planeten und so weiter. Wie sind sie entstanden? Wie bewegen sie sich? Was ist der Ursprung des Universums?
Aus der Astronomie kommt der Begriff der Sternbilder. Mit Horoskopen hat das aber nichts zu tun. Sternbilder sind eine Gruppe von Sternen, die eine Figur darstellen können: Großer Wagen, Cassiopeia, Großer Bär.
Wie gut sind Horoskope fürs Sternzeichen?
Der Begriff Astrologie kommt aus dem Griechischen, er heißt Sterndeutung. Hier versuchen Astrologen anhand der Sterne die Zukunft zu deuten und Aussagen über anstehende Ereignisse zu treffen. Sie erstellen auch Horoskope. Diese bilden die Position der Planeten zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort ab. Jeder Mensch hat also bei seiner Geburt ein individuelles Horoskop und nur Menschen, die zur selben Zeit und am selben Ort geboren werden, haben ein identisches Horoskop.
Damit haben wir einen Fakt schon mal gecheckt: Horoskope in Zeitschriften sind nichts wert. Sogar Astrolog*innen sagen, dass das Blödsinn sei. Dazu kommen wir gleich noch mal.
Welches Sternzeichen steht für was?
Astrolog*innen sprechen von Sternzeichen und Tierkreiszeichen. Widder, Löwe, Skorpion und so weiter. Bestimmte Sternenkonstellation werden mit Charaktereigenschaften von Personen in Verbindung gesetzt. Widder sind impulsiv, Stiere Realisten, Löwen willensstark und so weiter. Jedes Sternzeichen hat angeblich bestimmte Eigenschaften, die durch die Sternenkonstellation während der Geburt geprägt werden - ganz vereinfacht gesagt. Wir haben schon erwähnt, dass einige Untersuchungen tatsächlich zeigen, dass es einen Zusammenhang zwischen unserem Charakter und unserem Geburtsmonat gibt. Aber wissenschaftlich gesehen ist es dünnes Eis, denn: Statistiker*innen kritisieren, dass bei diesen Ergebnissen die Stichprobe viel zu klein gewesen sei, also dass zu wenige Menschen in die Untersuchung einbezogen worden sind. Deswegen könnte das Ergebnis auch einfach Zufall sein. Wenn so eine zufällige Häufung nicht ausgeschlossen werden kann, dann ist das Ergebnis auch nicht aussagekräftig.

Beispiel: Es werden 120 Personen untersucht, 10 für jedes Sternzeichen. Dann werden mit ihnen Persönlichkeitstests gemacht, bei denen es konkret um 20 Charaktereigenschaften geht. Die schlichte Wahrscheinlichkeit ist relativ groß, dass einige dieser Eigenschaften gehäuft bei einem Sternzeichen vorkommen. Das beweist aber eben nicht, dass das am Sternzeichen liegt. Die Studie, die das untersucht hat, ist in dem Fall nicht gut aufgebaut. Und nur, weil ich einen Zusammenhang zwischen Geburtsmonat und Charakter finde, heißt das nicht automatisch, dass der Grund dafür die Sterne sind. Korrelation und Kausalität sind hier die Schlagworte.
Hat der Geburtsmonat mit dem Charakter zu tun?
Schauen wir in die Statistik: Menschen, die im November geboren worden sind, landen zum Beispiel häufiger im Gefängnis als Menschen, die im Mai Geburtstag haben. Das ist erwiesen. Aber liegt das an den Sternen oder am Monat? Unwahrscheinlich. Ein Forscher, mit dem wir gesprochen haben, sagt, dass es sein können, dass November-Kinder häufiger als andere zu Karneval gezeugt wurden – und vielleicht keine Wunschkinder waren. Dadurch war ihr Start ins Leben möglicherweise nicht so gut, sie könnten weniger Liebe in ihrer Kindheit erfahren haben und deswegen einen Hang zur Kriminalität. Aber Achtung, das ist ein Erklärungsmodell, mehr nicht. Sie ist genauso wissenschaftlich oder unwissenschaftlich wie das Sternzeichen als Grund zu sehen. Es gibt keinen Beleg dafür.
Zeitpunkt der Geburt und Charakter, deutsch-dänische Studie
Ein deutsch-dänisches Forscherteam hat mehr als 15.000 Probanden untersucht, also eine große Stichprobe. Frage: Gibt es einen Zusammenhang zwischen Geburtsmonat und Charaktereigenschaften? Antwort: Nein. Was sagen Astrolog:innen dazu, dass ihre Arbeit sich wissenschaftlich nicht belegen lässt? Macht das ihren Job nicht komplett überflüssig?

Wenn man ein persönlich berechnetes Horoskop betrachtet, dann hat man eine ganz große Vielzahl an Faktoren, die mit berechnet werden: Da kommt es auf die Tageszeit an, es kommt auf die exakte Uhrzeit und den Ort an. Und man hat eine Vielzahl an Planeten und anderen Himmelskörpern, die wir in die Kalkulation und in die Analyse miteinbeziehen. Und das wiederum spiegelt schon ganz akkurat vieles wieder, was wir im Leben erfahren. Es ist so individuell wie ein Fingerabdruck. Man kann es quasi nicht duplizieren.
Demnach ist eine Verallgemeinerung also falsch, dass Zwillinge Abwechslung mögen oder Jungfrauen fleißig sind, weil jeder Mensch seinen eigenen Charakter hat! Wir sind alle Individuen. Das stellt uns Wissenschaftler vor ein ganz schönes Problem: Die Astrologie als solche lässt sich dann kaum wissenschaftlich überprüfen.
Frühling, Sommer, Herbst, Winter: Welchen Einfluss hat die Jahreszeit auf den Charakter?
Die Studien von oben zeigen ja nur Zusammenhänge und finden keine klare Ursache. Und wenn jeder Fall ein Einzelfall ist, dann gibt es eben keine Zusammenhänge mehr zu beweisen.
Wir haben allerdings sehr wohl eine gute Studie gefunden, die einen Zusammenhang zwischen Geburtsmonat und Persönlichkeitsmerkmalen nachweist. Die Jahreszeit, zu der wir geboren sind, hat demnach wirklich einen Effekt auf unsere Persönlichkeit.
Sommermenschen sind glücklicher, aber reizbarer
Und die Studie liefert sogar eine Ursachenerklärung. Menschen, die im Sommer geboren werden, zeigen eher eine positive Grundeinstellung, sind also optimistischer. Bei den Winterkindern ist das nicht der Fall. Dafür waren die weniger reizbar. Auch eine Neigung zur Winterdepression könnte ihren Ursprung schon bei der Geburt haben.
Und das liegt nicht an den Sternen, sondern an unsere Biochemie! Die Jahreszeit, in der wir geboren werden, hat Einfluss auf bestimmte Neurotransmitter, also Botenstoffe wie Dopamin und Serotonin. Und diese Stoffe sind Ausgangspunkt für gutes oder weniger gutes Befinden.
Das heißt nicht, dass das Temperament bei der Geburt festgelegt wird. Ganz offensichtlich bläst nicht jeder Mensch sein Leben lang Trübsal, nur weil er im Winter geboren wurde. Auch genetische Faktoren, Umwelteinflüsse und soziale Kontakte spielen eine wichtige Rolle.
Beeinflussen Sternzeichen, mit wem die Beziehung hält?
Unser Sternzeichen hat keinen Einfluss auf unseren Charakter. Aber: Es gibt einen Hinweis, dass die Sterne einen anderen Lebensbereich beeinflussen: Die Liebe. Denn es sieht so aus, als würde das Sternzeichen die Partnerwahl beeinflussen. Die Zusammenhänge sind nicht vollständig geklärt, aber die Studie zeigt statistisch ziemlich klar, dass es bestimmte Häufungen bei bestimmten Sternzeichen-Kombinationen von Ehepartnern gibt.
Schweizer Forscher hatten zusammen mit dem Statistischen Bundesamt in Bern 700.000 Ehepaare befragt. Bei dieser Untersuchung haben Forscher beide Eheleute nach ihrem Tierkreiszeichen gefragt, und tatsächlich gibt es bei bestimmten Kombinationen eine statistische Häufung. Weil die Stichprobe so groß ist, gehen die Statistiker wirklich davon aus, dass das kein Zufall mehr sein kann.
Wir haben hier die fünf Kombinationen aufgelistet, die laut dieser Untersuchung statistisch häufiger vorgekommen sind als die anderen:

Außerdem gab es noch neun weitere Kombinationen, die häufiger aufgetreten sind als der Durchschnitt. Aber nur, weil es diesen statistisch messbaren Effekt gibt, heißt das nicht, dass die Sterne dafür verantwortlich sind, dass ein Steinbock-Mann häufiger mit einer Fische-Frau zusammen ist als mit einer Stier-Frau. Woran es dann liegt, weiß man nicht. Die beteiligten Statistiker glauben nicht daran, dass die Sternenkonstellation der Grund ist. Wir haben mit einem gesprochen. Erklären, wie es zu diesem Ergebnis kommt, kann er aber auch nicht.
Eine unbewiesene Erklärung liegt allerdings nahe: Menschen könnten absichtlich glauben, dass ihr Tierkreiszeichen besser zu einem ganz bestimmten anderen passt. Sie könnten sozusagen eher abergläubisch sein, selbst auf einer sehr niederschwelligen Ebene, vielleicht sogar auf einer unterbewussten. Warum kann das entscheidend sein: Wenn ich fest daran glaube, dass ich bessere Chancen mit jemandem habe, der das gleiche Sternzeichen hat wie ich, dann gehe ich optimistischer an die Beziehung heran. Eine sich selbst erfüllende Prophezeiung.
Astrologen sagen mehrheitlich: „Die Sterne haben keinen Einfluss auf den Menschen”
Bei unserer Recherche sind wir auf diese Aussage gestoßen: In einer Umfrage mit Astrolog:innen glaubten nur 18 Prozent, dass die Sterne ursächlich einen Einfluss auf den Menschen haben. Die absolute Mehrheit der Astrolog:innen hat folgendem Satz gestimmt: „Die Sterne haben keinen Einfluss auf den Menschen”. Was ist denn dann mit meinem schönen Horoskop aus der Zeitung vom Anfang? Die Astrolog:innen, mit denen wir gesprochen haben, bezeichnen diese allgemeinen Horoskope eher als Unterhaltung oder Unsinn.
Also das ist völliger Quatsch. Auch Verschwörungsmythen funktionieren ja immer dann wunderbar gut, wenn es einen wie auch immer gearteten Kern gibt, der stimmig ist. Es geht eher um das Bedürfnis nach einfachen Antworten. Das gibt es ja in vielen Bereichen. Da hätten wir gerne die einfache klare Antwort. Wird alles gut? Oder wird es nicht gut?
Passt das Horoskop zu mir?
Diese einfachen Horoskope sind so allgemein gehalten, dass sie quasi auf jeden zutreffen. Sie sind vage formuliert, und weil wir Menschen eben dazu neigen, recht vage und allgemeingültige Formulierungen anzunehmen, haben wir das Gefühl, dass sie genau auf uns passen. Dieser Effekt hat sogar einen Namen: Barnum-Effekt. Er geht auf eine Untersuchung aus dem Jahre 1947 zurück.
In den USA hatte ein Psychologe seine Studenten Persönlichkeitstests ausfüllen lassen – mit ziemlich unterschiedlichen Ergebnissen. Anschließend hat er ihnen eine Beschreibung ihrer Persönlichkeit vorgelegt. Diese war bei allen Student:innen exakt dieselbe. Sie war zusammengebaut aus Textbausteinen von Horoskopen, ganz allgemeinen Sätzen wie: „Sie brauchen die Zuwendung und Bewunderung anderer.” Oder „Zwar hat ihre Persönlichkeit einige Schwächen, doch können sie diese im Allgemeinen ausgleichen.”
Das sind also Sätze, die irgendwie auf alle zutreffen. Die Student:innen sollten ihre Gutachten dann bewerten. Auf einer Skala von 0, trifft gar nicht zu, bis 5, trifft genau zu. Der Durchschnitt lag bei 4,2. Das Experiment hat der Psychologe und nach ihm viele weitere wiederholt – immer mit ähnlichem Ergebnis.
Fazit Faktencheck Astrologie und Co:
- Es gibt keinen Beweis, dass die Sterne einen direkten Einfluss auf unser Leben und unseren Charakter haben. Dem würden sogar die allermeisten Astrolog:innen zustimmen.
- Astrolog:innen glauben aber, dass die Sternen-Konstellation am Geburtstag eines Menschen stellvertretend steht für seine innere Welt. Wissenschaftlich überprüfen lässt sich das jedoch nicht.
- Nachweisbar ist, dass die Jahreszeit, in der wir geboren werden, eine Auswirkung auf uns und unseren Charakter hat. Spannend bleibt die statistische Häufungen bei Tierkreiszeichen und Ehen.
- Menschen mit bestimmten Sternzeichen finden gerne häufiger zueinander. Warum das so ist, ist wissenschaftlich gesehen nicht klar. Es liegt vielleicht ebenso in der Jahreszeit abhängigen Charakterbildung - oder am Aberglauben.
- Allgemein formulierte Horoskope werden selbst von Astrolog:innen kritisiert oder als Unterhaltung verstanden. Wir erkennen uns in ihnen wegen des Barnum-Effekts wieder.