Während Kinder vor 20 Jahren oft nur ein Hobby hatten, sieht es mittlerweile in vielen Familien anders aus, erklärt Kevin Walterschen, Klinikleiter der Mutter-Kind-Klinik Saarwald bei Idar-Oberstein. Der Alltag scheint oft ein organisatorisches Meisterwerk der verschiedenen Verabredungen und Verpflichtungen zu sein. Väter und Mütter jonglieren zwischen Fußballtraining, Leichtathletik, Malkurs und anderen Verabredungen – der Druck wächst.
„Man hat so ein bisschen den Eindruck, dass die Gesellschaft sich grundsätzlich in der Richtung verändert hat. Alles wird dynamischer, alles wird schneller. Man muss einen bestimmten Kurs zwangsläufig mitgehen. Kinder zum Beispiel fordern vielmehr ein, um dann in ihrem sozialen Kontext konkurrieren oder mithalten zu können. Eltern sehen sich ein Stück weit auch in der Verpflichtung, das dann mitzugehen und müssen diese hohe Schlagzahl dann permanent aufrechterhalten.“
Burnout in der Familie: Wie merken Eltern, dass es zu viel wird?
Oft sind Väter und Mütter so im Alltagstrott gefangen, dass sie nicht merken, wenn sie nicht mehr können. Aber es gibt Anzeichen, auf die man unbedingt achten sollte: „Wenn man irgendwann das Gefühl hat, dass man einfach nicht mehr hinterherkommt, allen gerecht werden möchte, mit der Schlagzahl nicht mehr mithalten kann, man Dinge auch nicht mehr fertig bekommt und das Gefühl hat, dass man auf der Stelle tritt. Das ist so das erste, wo man feststellt: Oh, hier wird es jetzt gerade zu viel.“
Wer diese Gefühle ignoriert, riskiert gesundheitliche Probleme. „Müdigkeit, Kopfschmerzen, Übelkeit etc.: Das soll jetzt nicht bedeuten, dass jeder Kopfschmerz direkt ein Zeichen für Burnout ist – man muss schon den Gesamtkontext betrachten. Aber der Körper hat nur eine gewisse Menge an Ressourcen und wenn die aufgebraucht sind, dann schlägt sich das irgendwann auch in gesundheitlichen Problemen nieder.“
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Tipps von Kevin Walterschen, Klinikleiter der Mutter-Kind-Klinik Saarwald
- Erkennen, dass es zu viel ist: „Nur wenn ich weiß, dass irgendetwas falsch läuft, kann ich es auch entsprechend ändern.“
- Nicht alles direkt machen wollen: „Es kann auch mal was liegenbleiben und man stellt fest, dass gar nicht so viel passiert, wenn es nicht direkt erledigt wird. Einfach mal abwartet, was passiert, wenn es ein paar Stunden oder vielleicht länger warten muss.“
- Aufgaben abgeben: „Erst mal bei sich selber suchen und entsprechende den Tagesablauf umorganisieren. Vielleicht auch mal Aufgaben innerhalb der Familie abgeben oder verteilen, das nicht alles bei einer Person gipfelt.“
- Zeit für sich selbst nehmen: „Bewusst Zeiten einplanen, wo man ein paar Minuten oder eine Stunde oder vielleicht mal einen ganzen Tag aus dem Alltag ausklinkt. Das muss natürlich funktionieren im gesamtfamiliären Kontext.“Extra Tipp: Sich dem täglichen Trott entziehen und Dinge machen, die im Alltag nicht sowieso auf einen einprasseln.
- Hilfe suchen: Es muss nicht direkt die Klinik sein. Es gibt Einrichtungen für Gesprächstherapie oder vielleicht vor Ort, Gesprächskreise oder auch einfach mal bei den Nachbarn fragen, die vielleicht in einer ähnlichen Situation sind.
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