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Kira Urschinger
Kira Urschinger (Foto: SWR3)

Superfood im Frühstück, vegane Ernährung zur Rettung des Klimas oder gezielte Diäten für Bauch, Beine und Po. Was bringen diese Fitnesstrends? Ihr habt einem Fitnesscoach Fragen gestellt – und er hat sie live im Radio beantwortet.

Der Freiburger Fitnesscoach Patric Heizmann war knapp zwei Stunden bei Sebastian Müller, um live in SWR3 Popup mit euch über Ernährung und Fitness zu sprechen. Und, ganz wichtig: um eure Fragen zu beantworten. Hier kannst du die die wichtigsten Fragen noch einmal nachlesen.

Fitnesstrends im Check: Was ist wirklich gesund?

Wir haben verschiedene Trends für euch unter die Lupe genommen:

  1. Vegane Ernährung
  2. Superfood wie Chia, Goji, Acai
  3. Vitamin D im Winter
  4. Anti-Erkältungsessen
  5. Sport bei Krankheit
  6. Diäten für Bauch, Beine & Po

1. Vegane Ernährung – ist das ein gesunder Ernährungsplan?

Vegane Ernährung ist natürlich kein neuer Trend, sondern für viele Menschen eine ganz normale Lebensweise. Trotzdem: Es gibt immer mehr Menschen, die sich für vegane Ernährung interessieren. „In Zeiten von Klimaerwärmung, brennenden Wäldern und schwer misshandelten Tieren sollte eine pflanzenbetonte Ernährung auch außerhalb der Gesundheitsfrage diskutiert werden“, davon ist Fitnesscoach und Ernährungsexperte Patric Heizmann überzeugt. Der Fleischhunger sei nach wie vor groß, die Meere würden leergefischt und „Hühnerlegebatterien zeigen in geheim gedrehten Dokumentationen ein widerliches Bild.“ Dass Pflanzen die Grundlage einer gesunden Ernährung spielen sollten, finden offenbar immer mehr Menschen richtig – immer mehr Leute leben jedenfalls vegetarisch oder vegan.

Patric Heizmann: Fitness- und Ernährungscoach (Foto: HealthMedia21)
Patric Heizmann kommt ursprünglich aus Freiburg. Mittlerweile ist er viel unterwegs mit seinem Bühnenprogramm, in dem er den Menschen nahe legen will, dass Fitness und Gesundheit auch Spaß machen können.

Doch der Freiburger Fitnessexperte ist kein rigoroser Vertreter einer Nie-wieder-Fleisch-Mentalität: „Der Mensch ist nachweislich ein Omnivore – ein Alles-(Fr)esser, was auch der Grund war, warum sich unsere Spezies auf der ganzen Welt ausbreiten konnte. Alleine die tierische Kost hat es dem Menschen ermöglicht, innerhalb weniger hunderttausend Jahre die Gedärme verkleinern und sein Hirn enorm wachsen zu lassen. Die Darmlänge liegt in der Mitte von reinen Karnivoren (Fleischfresser) und Herbivoren (Pflanzenfresser).“ Auch der Kauapparat und die Stoffwechselprozesse seien zwar auf eine pflanzenreiche Kost eingestellt, aber nicht auf eine, die völlig frei ist von tierischen Produkten. Zum Ausgleich auf Zusatzmittel zurückzugreifen, halten viele Experten für schwierig – so auch Patric Heizmann. Wer sich komplett fleischfrei ernähren möchte, sollte sich daher eingehend mit dem Ernährungsplan beschäftigen.

Als Ernährungsexperte ist es unsexy, die Position in der Mitte zu vertreten, aber sie ist sicherlich ein guter Kompromiss zwischen den Extremen, die zu oft populistisch aufgeheizt sind und die Wahrheit verzerren. Soll heißen: Wir könnten uns heute vegan ernähren, müssen dann aber gegebenenfalls gewisse Einschränkungen in Kauf nehmen. Oder wir lassen reduziert hochwertige Tierprodukte in unserer Nahrung zu und profitieren von der gesamten Bandbreite der Nahrungsvielfalt, für die der Mensch evolutiv ausgelegt ist.

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2. Chia, Goji, Acai – was bringt Superfood für die Gesundheit?

„Verrückt, dass es auf der einen Seite Veganer gibt, die auch aus ökologischen Gründen die Pflanzenkost bevorzugen, wir aber auf der anderen Seite Produkte aus fernen Ländern importieren, weil wir von ihnen erhoffen, dass sie besondere Wirkungen entfalten“, findet Patric Heizmann und sagt ganz klar: „Ich halte den Superfood-Trend für einen ganz großen Quatsch!“ Er möchte es nicht verteufeln, wenn jemand mal etwas Neues ausprobieren und über den heimischen Tellerrand hinausblicken will. Er kritisiert aber, dass viele der Produkte überteuert seien, teilweise unter haarsträubenden Bedingungen produziert würden und vor allem mit absurden Versprechen beworben würden. Er empfiehlt daher, sich auch mal beim heimischen Superfood umzuschauen, die vielleicht nicht so fancy klingen, dafür aber seiner Einschätzung nach kein bisschen weniger gesund seien: Beeren, Leinsamen, Äpfel, Kohlgemüse und Haferflocken aus der Region.

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3. Vitamin D – brauchen wir das wirklich im Winter gegen Erkrankungen?

Kaum ein Vitamin ist so gut erforscht wie das Vitamin D.

Als wir früher im Lendenschurz und Bärenfellbikini den ganzen Tag draußen waren, bekamen wir genügen Sonnenlicht ab, was das Vitamin D über unser zwei Quadratmeter Sonnensegel (die Haut) produziert hat. Heute sitzen wir ganztägig in künstlichen Höhlen (Büros) bei künstlichem Licht.

Nach dem Winter hätten über 90% der Menschen einen erheblichen Vitamin-D-Mangel. Dazu käme, dass wir selbst in einem sonnigen Sommer oftmals nicht ausreichend aufgebauen würden. Grund dafür seien unter anderem Sonnencremes, die die Produktion drosseln – was nicht heißen soll, dass man auf Sonnencreme verzichten sollte.

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Der Fitnesscoach hält es für sinnvoll, zumindest über den Herbst und Winter nachzuhelfen. Diese Empfehlung gibt auch die SWR-Ernährungsredaktion, wenn ich es nicht schaffe, mich auch in der dunkleren Jahreszeit noch oft genug draußen aufzuhalten. Denn: Vitamin D übernimmt vielfältige Aufgaben im Körper. Gerade in der Erkältungszeit stimuliere es das angeborene Immunsystem, was wie ein körpereigenes, natürliches Antibiotikum und auch die Schlagkraft gegen Viren deutlich erhöhen könne, sagt der Experte.

4. Anti-Erkältungsessen – Ernährung fürs Immunsystem?

Natürlich gibt es keine Ernährung, die eine Garantie dafür gibt, dass man komplett gesund durch den Herbst und Winter kommt. Dennoch hilft eine gesunde und ausgewogene Ernährung, das Immunsystem zu stärken. Für Patric Heizmann gehört hierzu auch Fleisch, denn es ist sehr zinkreich, hat gut verwertbares Eisen, einen hohen Anteil an Eiweiß mit einer guten Aminosäurebilanz. Seine Empfehlung lautet: ein- bis zweimal wöchentlich ein wirklich gutes Stück Fleisch essen. Das sei eine gute Basis. Dazu immer viel Gemüse und Obst, denn das liefert nicht nur viele Vitalstoffe im Verhältnis zu wenigen Kalorien, sondern auch eine Menge Ballaststoffe für das Mikrobiom im Darm.

Im Darm wird unsere Immunpolizei ausgebildet. Wer in den Strebermodus wechseln will, der greift immer wieder zu Kohlgemüse. Das ist heimisches Superfood, weil es besonders viele Vitalstoffe liefert. Viel kalorienfreie Flüssigkeit trinken ist ebenfalls ein ganz wichtiger Tipp. Zudem: immer wieder Stoßlüften bzw. raus an die frische Luft.

5. Sport bei Krankheit – machen oder lassen?

Wer angeschlagen ist, hat seinem Körper bereits eine große Aufgabe auferlegt: gegen die Eindringlinge zu kämpfen. Der Fitnessexperte sagt deshalb ganz klar: „Der Körper braucht jetzt Ruhe!“ Das heißt aber nicht, dass man sich bei der kleinsten Erkältung schon nicht mehr bewegen sollte. Im Gegenteil: Bei einer leichten Erkältung empfehlen Experten eher einen gemütlichen Spaziergang an der frischen Luft. Das kann der Immunabwehr helfen.

Heizmann aber warnt: „Alles, was den Puls zu schnell nach oben bringt, sollte unbedingt vermieden werden. In der Zeit der Erkältung und der anschließenden Regeneration, verlieren wir kaum Leistung bzw. diese ist sehr schnell wieder aufgeholt. Ich habe es oft genug erlebt: Die Fitness ist bald danach sogar noch besser, weil der Körper endlich mal Ruhe hatte, sich komplett zu regenerieren.“

6. Gezielte Diät für Bauch, Beine, Po – sinnvoll oder sinnfrei?

Entgegen aller Hoffnungen: Fettspeicher sind Depots, die auch genetisch festgelegt sind. Durch bestimmte Übungen an bestimmten Stellen abzunehmen, sei daher kaum möglich, so Heizmann. Sein Vergleich: „Vom Kaugummikauen geht ein Doppelkinn ja auch nicht weg.“

Daneben gebe es aber hormonelle Einflüsse auf die Fettspeicherung, die wir durchaus beeinflussen könnten. Wer beispielsweise viel Stress hat und dadurch viel Cortisol ausschüttet, der würde vermehrt im Bauchraum das gesundheitlich sehr bedenkliche Viszeralfett aufbauen. Da könnten dann Entspannungsübungen oder Ausgleichssport helfen. Grundsätzlich würde Sport in Verbindung mit einer dauerhaft guten Ernährung auch irgendwann an hartnäckigen Stellen das Fett schmelzen lassen. „Dazu braucht es allerdings die wichtigste Zutat: Geduld!“

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