Aus Superfood wird „Badfood“
Lange Zeit galt Kokosöl als DAS Wundermittel. Es sei gesund, ein Alleskönner und beuge sogar Krankheiten vor. Ein sogenanntes Superfood. Großes Aufsehen gab es deshalb über ein Youtube-Video, in dem Professor Karin Michels vom Institut für Prävention und Tumorepidemiologie an der Uni Freiburg bei einem Vortrag sogar so weit ging und sagte: Kokosöl ist „das reine Gift!“
Kokosöl erhöht das Herzinfarkt-Risiko
Fakt ist: Kokosöl besteht zu über 90 Prozent aus gesättigten Fettsäuren und enthält damit mehr als doppelt so viel ungesunde Fette wie zum Beispiel Schweineschmalz oder Butter. Deshalb können mit Kokosöl auch schneller unsere Blutgefäße verstopfen. Was die vielen vermeintlich tollen Effekte von Kokosöl betrifft: Keiner davon ist in irgendeiner Studie mit Menschen belegt!
Die American Heart Association empfiehlt generell, gesättigte Fettsäuren zu reduzieren und lieber auf ungesättigte zurückzugreifen. Ungesättigte Fettsäuren findet man zum Beispiel in Nüssen, Hülsenfrüchten, fettreichem Fisch und Avocados.
Rapsöl statt Kokosöl

Klar enthalten Öle auch ein paar Vitamine, aber immer nur wenige. Vitamine kriegen wir in nennenswerten Mengen nicht über Fett, sondern wenn wir Obst und Gemüse essen. Trotzdem brauchen wir natürlich Fett. Zum einen, damit das Essen schmeckt. Denn Fett ist nun mal ein toller Geschmacksträger. Zum anderen, weil es dafür sorgt, dass unser Körper einige Vitamine überhaupt aufnehmen kann – die fettlöslichen Vitamine (ADEK).
Als perfekter Allrounder gilt hier Rapsöl: Es ist nicht nur heimisch, sondern auch noch ideal in Sachen Fettsäurenzusammensetzung. Alle anderen Fette sind reine geschmackliche Abwechslung, auch Kokosöl.
Kann man mit Kokosöl gut abnehmen?
Wenn vom Abnehmwunder Kokosöl die Rede ist, dann beziehen sich viele auf die Laurinsäure, die Fettsäure, die im Kokosöl den größten Anteil ausmacht. Diese Laurinsäure werde direkt in der Leber verstoffwechselt und gehe deshalb nicht als Fettpolster auf die Hüfte – so heißt es. Das stimmt so aber leider nicht. Laurinsäure ist mit zwölf Kohlenstoffatomen bereits eine langkettige Fettsäure. Grundsätzlich gilt: Fett in Maßen genießen, um nicht fett zu werden. Da macht Kokosöl keine Ausnahme.
Superfoods sind ihr Geld wert – ein Irrtum!
Auch andere Superfoods wie Açai oder Chia-Samen kommen bei der Ärztin nicht so gut weg. Ihrer Meinung nach braucht ein Mensch, der sich ausgewogen ernährt kein sogenanntes Superfood. In Obst und Gemüse stecken Vitamine, im Fleisch Proteine, in Milch und Joghurt Kalzium. Also, eigentlich essen wir sowieso täglich Superfood und sind deswegen auch durchweg gut mit Nährstoffen versorgt – solange wir halbwegs abwechslungsreich essen.
Gesund nicht, aber kein Gift!
Die Kollegen von Quarks sagen: Hin und wieder mit Kokosöl zu kochen, ist unbedenklich. ABER: Kokosöl hat zusätzlich noch eine schlechte Klimabilanz. Lieber auf regionale Öle setzen!
Diskussion im Netz
Die Kommentarfunktion unter dem Video der Professorin wurde übrigens bald von der Uniklinik Freiburg deaktiviert. Vielen Food-Bloggern passt die Meinung von Karin Michels nämlich überhaupt nicht.