STAND
AUTOR/IN
Sandra Tiersch
Sandra Tiersch (Foto: SWR3)
Simone Sarnow
SWR3 Moderatorin Simone Sarnow (Foto: SWR3)
Julia Rubin
Christine Helmeke
Helmeke, Christine (Foto: SWR3)
Josh Kochhann
Josh Kochhann (Foto: SWR3)

Ohne Ausbildung, megaerfolgreich oder auch gescheitert. Sieben junge Firmengründer in SWR3Land stellen sich mit ihren Start-Ups großen Herausforderungen. Was sie alle eint ist: LEIDENSCHAFT!

Firmengründung statt Studium

Gründer: Die Schulfreunde Pascal Lindemann und Dominic Libanio (beide Anfang 20) entschieden sich nach dem Abi gegen's Studium, fürs Start-up: „LIME medical GmbH“, motiviert durch einen Preis bei Jugend Forscht und die Unterstützung der Uni-Klinik Mainz.

Idee: Ein Fingertherapiegerät mit App-Steuerung – der digitale Physiotherapeut für zu Hause soll helfen – beispielsweise nach der Operation einer Handverletzung oder nach einem Schlaganfall.

Fingerttherapiegerät (Foto: SWR)

Video anschauen: Fingertherapiegerät mit App-Steuerung

Pascal Lindemann und Dominik Libanio aus Bad Kreuznach entschieden sich nach dem Abi statt fürs Studium fürs Start Up und haben ihr selbst entworfenes Finger-Therapiegerät zum Zwei-Mann-Unternehmen gemacht: Der Prototyp ist ein digitaler Physiotherapeut für zu Hause.

Ausbildung: Abitur

Finanzen: Es gab bereits mehrere Gründerpreise für das Gerät – darunter einer dotiert mit Sachpreisen und Coachings im Wert von 300.000 Euro.

Herausforderung: Investoren finden, damit das Finger-Therapiegerät in Serie gehen kann. Das mit gerade mal Anfang 20 und ohne Studium zu schaffen – nicht einfach!

Motto:

Wenn's nicht klappt, können wir immer noch studieren gehen!

Apfelwein als In-Getränk

Gründer: Benedikt Kuhn (Ende 30) mit „Bembel with Care“ im Odenwald

Idee: „Äpplewoi“ in Dosen abfüllen und ihm endlich das verstaubte Image nehmen

Ausbildung: Studium Mediengestaltung

Finanzen: Benedikt arbeitete nebenher als freier Designer, um das Einmann-Projekt anfangs zu finanzieren. Jetzt hat er 10 Mitarbeiter und sogar mal Urlaub, seit 5 Jahren kann er davon leben.

Herausforderung: Etwas Altbekanntem, Unmodernem ein völlig neues Image geben

Motto:

Man muss 'ne Menge Biss haben, um das Ganze durchzuziehen, die Idee ist nicht alles!

Mit Nachhaltigkeit zum Erfolg

Gründer: Martin Höfeler (35) mit „Armed Angels“ in Köln

Idee: Ein Produkt schaffen, dass man in den Händen halten kann und mit dem man etwas Gutes tut.

Ausbildung: abgebrochenes BWL-Studium

Finanzen: Die ersten 5 Jahre haben sich Martin und sein Geschäftspartner jeweils nur 1.000 Euro brutto ausbezahlt, nicht mal Mindestlohn. Heute haben sie 85 Mitarbeiter und 30 Millionen Jahresumsatz.

Herausforderung: Start ohne jede Ahnung von Textilien

Motto:

Selbstständigkeit – man muss das wirklich wollen! Das ist Verantwortung, die man hat!

Gescheitert am Gesetz

Gründer: Gerald Holler (heute 40) scheiterte mit seiner ersten eigenen Firma.

Idee: Vor über 20 Jahren hat er im Kreis Böblingen angefangen, Briefe wie Einladungen und Lohnabrechnungen von großen Unternehmen zu verteilen. Seine Firma wuchs, aber nach drei Jahren war Schluss: wegen Verstoßes gegen das Briefpostmonopolgesetz.

Ausbildung: Groß- & Einzelhandelskaufmann

Finanzen: Gerald Holler einigte sich außergerichtlich mit der Post. Als 20-Jähriger hatte er plötzlich Schulden in sechsstelliger Höhe. Privatinsolvenz kam für ihn nicht infrage.

Herausforderung: Mit einem Darlehen und einem guten Job in der IT-Branche arbeitete er, um sich wieder selbstständig machen zu können. Denn als Angestellter eine Summe von mehreren 100.000 Euros zurückzuzahlen, erschien ihm unmöglich. Mittlerweile führt er ein erfolgreiches mittelständiges Unternehmen und möchte Existenzgründern Mut machen.

Motto:

Steh auf, glaub an dich und such dir die nächste Chance!

Mit zwei Firmen am Start

Gründer: Patrick Schmitt (25) mit einem Sachverständigenbüro und Kanzlei in Mainz

Idee: Produktentwicklung von Nahrungsergänzungsmitteln, Arzneimitteln und Patentierung von Rezepturen, dazu ab 2014 eine Sachverständigenkanzlei zur Verkehrsfähigkeitsbewertung von Nahrungsergänzungsmitteln

Ausbildung: Juniorstudium bis zum Physikum in Medizin, Abschluss als Molekularbiologe, nebenbei studiert er noch etwas Jura und BWL

Finanzen: 100 Euro Startkapital vor drei Jahren im Kinderzimmer bei den Eltern zu Hause

Herausforderung: Sein Fach mit Herzblut verfolgen und versuchen die Probleme selbst anzugehen.

Motto:

Auf jeden Fall braucht man Hartnäckigkeit! Man muss seine Ziele verfolgen, man muss dranbleiben, auch wenn es mal Rückschläge gibt.

Mit Idealismus und Mut zur Traumfirma

Gründer: Zwei Freunde, Christoph Holthof und Daniel Reich, versprachen sich in der Schule: „Irgendwann machen wir unsere eigene Firma auf!“ Rund zwei Jahrzehnte später gründen sie „Kurhaus Productions“ in Baden-Baden.

Idee: eine Film-Produktionsfirma für bewegende und berührende Dokumentar- und Spielfilme

Ausbildung: Uni und Jobs

Finanzen: Das Grundkapital bestand nur aus Mut und Lust! Die beiden Gründer haben Filmförderung beantragt, sich 3 Jahre lang nichts ausbezahlt und mit Nebenjobs über Wasser gehalten, im Glauben daran, dass Projekte kommen, die Geld abwerfen.

Das nächste Projekt, an dem viele scheitern, war ein Spielfilm – ein hohes finanzielles Risiko. Aber es klappte. Die Familie zog mit, Freunde, die an die Jungs glauben, unterstützen sie, wenn‘s eng wurde.

Es entstanden preisgekrönte Spielfilme wie „Freier Fall“, „unter Nachbarn“ oder „Die Reste meines Lebens“, viele Dokumentationen und Serien. Die Firma ist keine Gelddruckmaschine, aber Christoph und Daniel können langfristiger planen, haben vier Mitarbeiter eingestellt.

Herausforderung: Start ohne Businessplan und Geld, mit wenig Erfahrung und kaum Kontakten in die Filmbranche

Motto:

Dieses Gefühl, sein eigener Chef zu sein... das ist was, was ich nie mehr aufgeben wollte.

Traditionelles Handwerk

Gründer: Johannes Nink und Martin Lorenz haben im südpfälzischen Völkersweiler eine Zimmerei gegründet.

Idee: traditionelle Handarbeit, größere Angebotsbandbreite durch Verbindung von Handwerk und Technik

Ausbildung: Erst Zimmererausbildung, als Gesellen auf Wanderschaft: Dann machte Johannes den Meister, Martin den Techniker.

Finanzen: Das Unternehmen haben Johannes und Martin aus eigener Tasche gegründet. Sie erwarten in den ersten 5 Jahren finanziell noch nicht so viel, aber es läuft laut Johannes in die richtige Richtung.

Herausforderung: Wollen vom aktuellen Bauboom in der Region profitieren, ohne hippes Marketing, dafür mit sympathischen Auftreten.

Motto:

Es macht Spaß, sich selbst zu verwirklichen. Wenn’s in die Hose geht, kann man immer noch aufhören und was Neues machen. Es ist immer einen Versuch wert.

Meistgelesen

  1. Zu high zum Fliegen Hier dröhnen sich Schwäne mit Opium zu

    Ein harmloses Mohnfeld im Süden der Slowakei wird plötzlich zum Schauplatz einer Drogenparty für Schwäne. Und bringt einen Biobauern zum Verzweifeln. Hier liest du es!

  2. Deine Rechte Darf ich im Hotel das Shampoo mitnehmen?

    Im Hotel übernachten, einfach die kleinen Fläschchen einpacken und dann mit nach Hause nehmen – ist das erlaubt? Und wie siehts mit der Dose Cola aus der Minibar aus?

  3. Liveblog: Der Krieg in der Ukraine Staudamm: Kiew und Moskau schieben sich vor Sicherheitsrat Schuld zu

    Russland versucht weiter, die Ukraine einzunehmen. Der Krieg hat auch Auswirkungen auf Europa und die ganze Welt. Alle Infos dazu.

  4. Wie schlimm ist die Lage in der Südukraine? Kachowka-Staudamm zerstört: Tausende fliehen vor dem Wasser

    Durch den beschädigten Damm fließt das Wasser des Kachowka-Stausees seit Dienstag ungehindert ab und hat schon viele Ortschaften überschwemmt. Tausende Menschen müssen fliehen.

  5. K.O.-Tropfen und blaue Flecken Rammstein reagiert nach heftigen Sex-Vorwürfen – so lautet das Statement

    Eine junge Frau erhob Vorwürfe gegen Till Lindemann – dann meldeten sich noch mehr: Bei Konzerten würden Frauen für Sex mit dem Star rekrutiert. Darauf hat Rammstein jetzt reagiert.

  6. 20 Jahre zu Unrecht im Gefängnis „Schlimmste Serienmörderin Australiens“ ist gar keine

    Stell dir vor, du hast vier Kinder. Alle sterben. Die Gesellschaft denkt, du hättest sie umgebracht. Hast du aber nicht. Und nach 20 Jahren in Haft wird dir endlich geglaubt.