Noch keine Woche ist es alt, das jetzt schon berühmt-berüchtigte 9-Euro-Ticket, und schon sorgt es für Chaos: volle Züge, Verspätungen, Überlastung. Bereits im Vorfeld befürchteten viele, dass der ÖPNV hierzulande der hohen Nachfrage nach den günstigen Monatstickets nicht gewachsen sein könnte.
Besonders Züge zu touristischen Zielen betroffen
Obwohl die Deutsche Bahn für Pfingsten extra mehr Züge auf die Gleise schickte, reichte das Angebot mancherorts nicht aus, um dem Ansturm an Reisenden gerecht zu werden. Der Verkehr rund um Feiertage ist schon unter normalen Umständen mehr – wenn man aber so günstig fahren kann wie jetzt, nutzen erwartungsgemäß auch mehr Menschen die Öffentlichen.
Ein Sitzplatz war in vielen Zügen Luxus, man konnte wohl eher froh sein, wenn man überhaupt mitgenommen wurde. Denn manche Züge waren so überfüllt, dass sogar Fahrgäste wieder aussteigen mussten. Das berichtete zum Beispiel auch der Bahn-Betreiber Go-Ahead für Baden-Württemberg.
Überfüllte Regionalzüge und kaum Staus in BW
Aber auch in anderen Bundesländern war das der Fall:
Bahnen im Norden: voll und ohne Fahrradmitnahme
Besonders dramatisch sei die Situation in den Regionalbahnen Richtung Ostsee sowie in Hamburg und Bremen, sagte Karl-Peter Naumann vom Fahrgastverband Pro Bahn am Samstag. In Hamburg gab die Metronom Eisenbahngesellschaft bekannt, dass bis Pfingstmontag eine Fahrradmitnahme ausgeschlossen sei.
Auch die Deutsche Bahn Schleswig-Holstein erklärte auf Twitter, dass Fahrräder wegen des hohen Passagieraufkommens nicht mitgenommen werden könnten:
Verspätungen wegen Baustellen und Überfüllung
Wer häufiger Bus oder Bahn fährt, kennt es: Je mehr Menschen ein- oder aussteigen wollen, desto länger dauert es. Dadurch verzögert sich dann auch oft die Abfahrt. Hinzu kommen noch zahlreiche Baustellen, die Nah- und Fernverkehr teilweise erhebliche Umleitungen fahren lassen.
Teilweise volle Züge nach Sylt
Was als Witz begann, wurde spätestens zum Wochenende Ernst: vermeintliche Heerscharen unbetuchter Touristen, die sich auf den Weg zu Deutschlands „Reichen-Insel“ machten.
Unter den „Neuentdeckern“ Sylts waren auch einige Punks, die dem Aufruf linker Gruppen im Netz gefolgt waren, die Insel zu „entern“.
Vollen Bahnen etwas Positives abgewinnen
Klar, volle Züge nerven. Für manche sind die Beliebtheit des 9-Euro-Tickets und die dadurch kuscheligen Waggons aber auch ein positives Zeichen. Jetzt müsse nur noch mehr in den ÖPNV investiert werden:
Für Twitter-User LAZCoder1 war die Zugfahrt gar eine nostalgische Reise in die Vergangenheit:
Und offensichtlich konnte man selbst am Pfingstwochenende Glück haben und eine leere Bahn erwischen:
Kritik vom Betriebsrat der Bahn
Nach dem Pfingstwochenende mit dem 9-Euro-Ticket im Nahverkehr kommt vonseiten der Personalvertretung der Bahn Kritik. Rund 400 Züge seien jeden Tag so stark ausgelastet gewesen, dass Passagiere abgewiesen oder Fahrräder nicht mitgenommen worden seien. Das sagte der Vize-Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats DB Regio dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Es habe täglich Hunderte Meldungen von Überlastung, Problemen mit Passagieren oder Störungen gegeben.