Der US-Rechtsextremist Alex Jones betreibt den Kanal Info Wars. Dort behauptet er unter anderem seit zehn Jahren, das Schulmassaker von Newton im Dezember 2012 sei ein Fake gewesen.
Damals hatte ein 20-Jähriger die Sandy-Hook-Grundschule in Connecticut gestürmt und 20 Kinder und sechs Lehrkräfte ermordet. Danach tötete er sich selbst. Zuvor hatte er bereits seine Mutter erschossen.
Warum Fake News beliebter sind als die Wahrheit
Wegen Jones' Lügen: Menschen urinieren auf das Grab eines erschossenen Kindes
Seitdem behauptet Jones einfach wieder und wieder, das Massaker sei von den Befürwortern strengerer Waffengesetze und den etablierten Medien erfunden worden. Die Opfer seien in Wahrheit Schauspieler gewesen.
Deren Eltern, Kinder und Freunde hat er damit in einen zweiten Alptraum gestürzt, aus dem es kein Erwachen gibt: Unter Tränen schilderten Eltern und Geschwister der Todesopfer im Prozess, wie sie über Jahre hinweg von Menschen bedroht und belästigt worden seien, die Jones' Lügen geglaubt hätten.
Wildfremde seien vor ihren Häusern aufgetaucht, um sie mit Handys zu filmen. In sozialen Medien seien sie geschmäht und beleidigt worden. Anhänger von Verschwörungs-Erzählungen hätten auf das Grab seines siebenjährigen Sohnes Daniel uriniert und gedroht, den Sarg auszugraben, berichtete Mark Barden.
Tochter von ermordeter Rektorin wurde Vergewaltigung angedroht
Erica Lafferty, Tochter der damals getöteten Rektorin der Sandy-Hook-Schule, erhielt nach eigenen Angaben Briefe mit Drohungen, dass man sie vergewaltigen werde.
Angehörige von acht Opfern und ein FBI-Agent klagten gegen Jones
Am Ende verklagten die verzweifelten Angehörigen von fünf Kindern und drei getöteten Lehrkräften Jones, sein rechtsextremes Online-Portal Infowars und dessen Mutterfirma Free Speech Systems.
Auch ein FBI-Agent, der als einer der ersten Beamten am Tatort eintraf, schloss sich der Klage gegen den Moderator an.
Gerichtsurteil: Jones soll seinen Opfern 965 Millionen Dollar zahlen
Jetzt haben die Geschworenen in Waterbury im Staat Connecticut entschieden: Jones soll 965 Millionen Dollar Entschädigung an die Opfer seiner Lügenkampagne zahlen. Hier Jones zynische Reaktion auf das Urteil: Er tut, als sei er eines der Opfer, die sich vor allem über das Geld freuen (kurz darauf bat er selbst um Spenden):
„Hass und Lügen werden uns für den Rest unserer Tage verfolgen“
„Ich wünsche mir, dass ich nach dem heutigen Tag einfach nur eine Tochter sein kann, die um meine Mutter trauert, und mir um die Verschwörungstheoretiker keine Sorgen mehr machen muss“, so Lafferty nach dem Urteil.
Auch ihr sei aber bewusst, dass Jones' „Hass, Lügen und Verschwörungstheorien sowohl mich als auch meine Familie für den Rest unserer Tage verfolgen werden“.
Kann Jones tatsächlich 965 Millionen Dollar Strafe zahlen?
Wie viel Jones von der gewaltigen Summe tatsächlich zahlen kann, ist fraglich. Angeblich ist Info Wars pleite. Erst im Sommer hatte zudem eine Jury in Texas angeordnet, dass Jones wegen seiner Lügen den Eltern eines der getöteten Kinder 50 Millionen Dollar zahlen müsse.
Damals hatte Jones erklärt, er könne sich nicht mehr als zwei Millionen Dollar leisten. Mit Blick auf das jüngste Urteil sagte sein Anwalt Norm Pattis lediglich: Die Summe sei höher als er erwartet habe. Man werde in Berufung gehen.