STAND
AUTOR/IN
Amelie Heß
Amelie Heß (Foto: SWR)
Björn Widmann
Björn Widmann (Foto: SWR3)

Fünf Polizisten wurden bei einem Einsatz in einer Trierer Disco verletzt, als eine betrunkene Meute auf die Ordnungshüter losgegangen ist. Jetzt sucht die Polizei Zeugen.

Nach den massiven Angriffen auf Polizisten vor einer Disco in Trier sucht die Polizei weiter nach möglichen Tätern. Über das geschaltete Onlineportal und das Zeugentelefon gingen elf Hinweise ein – auch mehrere Videos, die aufgenommen wurden.

Die Polizei Trier sucht weitere Zeugen, die in der Nacht in dem Club waren oder vielleicht sogar Bilder und Videos gemacht haben. Zwei Männer im Alter von 42 und 21 Jahren wurden noch in der Nacht in Gewahrsam genommen, sie kommen aus Trier. Die anderen konnten abhauen.

Elf Hinweise hat die Polizei #Trier zu den Tatverdächtigen erhalten - Danke! Bei den bisher ermittelten Tatverdächtigen handelt es sich ausschließlich um deutsche Staatsangehörige aus Trier. Weiterhin bitten wir Zeugen sich unter 0651/97795210 zu melden: https://t.co/gywVNTFZTl https://t.co/1t4ZYo4PBw

Einsatz wurde schnell lebensgefährlich für die Polizei

Angefangen hatte alles wie ein ganz normaler Polizeieinsatz: Die Beamten wurden in der Nacht auf Freitag wegen einer Körperverletzung in die Disco „Secret Club“ in Trier-West gerufen. Dort angekommen, eskalierte der Einsatz aber ganz schnell und wurde für die Polizisten zu einem lebensgefährlichen Arbeitstag.

Die Stimmung in der Disco sei aufgeheizt, viele Gäste betrunken gewesen, teilte die Polizei mit. Deshalb seien gleich mehrere Streifenwagen zu der Disco gefahren. Während die Polizei die Daten der ursprünglich gemeldeten Streithähne aufnahm, griff eine erste Gruppe Betrunkener die Polizisten an.

Trier: Betrunkener Mob geht auf Polizisten los

Diesen Angriff konnten die Polizisten laut ihrer Aussage „mit massiver Kraftanstrengung“ unter dem Einsatz von Pfefferspray abwehren. Dann hätten sich aber etwa 40 Betrunkene zusammengetan, um die Polizisten anzugreifen.

Mit Eisenstangen, Glasflaschen, Besen und Schaufeln“ seien die Polizisten attackiert worden. Ein Mann habe sogar einen Einkaufswagen geworfen. „Für die Einsatzkräfte, die zahlenmäßig unterlegen waren, entstand so eine lebensgefährliche Situation“, teilte die Polizei mit. Erst als ein Beamter zur Warnung zweimal in die Luft schoss, habe sich die Lage beruhigt und die Polizisten konnten die verletzten Kollegen in Sicherheit bringen.

Bei SWR Aktuell findet ihr noch mehr Infos zum Vorfall, unter anderem mit einem Interview eines Facharztes für Psychiatrie und Psychotherapie, der erläutert, wie Einsatzkräfte mit Gewalterfahrungen umgehen können.

Fünf Beamte verletzt bei Gewaltausbruch gegen Polizisten

Einen solchen Gewaltausbruch gegen Einsatzkräfte habe ich in meiner Zeit als Leiter der Polizeiinspektion Trier noch nicht erlebt“, sagte Polizeidirektor Christian Hamm. Fünf Beamte hätten ihren Dienst aufgrund von Verletzungen nicht fortsetzen können.

Der rheinland-pfälzische Innenminister Michael Ebling (SPD) zeigte sich schockiert und „wütend“ über die „Enthemmung“ der Täter.

Logo SWR3 (Foto: SWR, SWR)

Nachrichten Innenminister Ebling: „Die Enthemmung macht mich wütend“

Dauer

Innenminister Ebling: „Die Enthemmung macht mich wütend“

Die @PolizeiTrier ermittelt nach dem Angriff auf Polizeibeamte in der vergangenen Nacht entschlossen und mit starken Kräften. Innenminister Michael #Ebling verurteilt die Tat scharf: „Die Skrupellosigkeit macht mich wütend.“ https://t.co/F6GR1ujFmQ

Gewerkschaft der Polizei ist erschüttert über Gewaltbereitschaft

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) in Rheinland-Pfalz ist erschüttert, wie gewaltbereit die Betrunkenen in Trier waren. „Wir verurteilen die Gewalt, das Zusammenrotten und gewalttätige Agieren aus der Gruppe heraus gegen unsere Kolleginnen und Kollegen auf das Schärfste“, sagte die stellvertretende GdP-Landeschefin Stefanie Loth.

Gruppenbezogene Gewalt ist kein Einzelphänomen, wir haben das zuletzt an Silvester erlebt, sehen es oft bei Fußballspielen und werden es auch wieder bei anderen Feierlichkeiten erleben müssen.

Auch aus der Politik werden die Gewalttaten aufs Schärfste verurteilt. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sagte: „Sich zusammenzurotten und mit Eisenstangen und Flaschen auf Einsatzkräfte loszugehen, zeigt nichts als rohe Gewalt, die mit aller Härte verfolgt und geahndet werden muss.“ Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) sagte: „Wer die Polizei angreift, greift jeden von uns an und er greift unseren Staat an.“

Polizisten als Ziele von Gewalttätern? Nach der Berliner Silvesternacht hat ein Experte erklärt, wie es dazu kommt:

Polizei-Gewerkschaft prangert Werteverfall an

Der Umgangston in der Gesellschaft wird nach Feststellung der GdP „immer schlimmer“, auch Respektlosigkeiten seien an der Tagesordnung. „Dieser Angriff ist auch ein Angriff auf unser Gemeinwesen und den Rechtsstaat und dieser präsentiert sich insgesamt eher schwach“, sagte Loth.

Polizei und Justiz bräuchten mehr Personal, um schnell und konsequent zu arbeiten. Dabei gehe es „um alle Schritte, von der Prävention über die Aufnahme von Straftaten bis zur Verurteilung des Angeklagten und dem Strafvollzug“. Gebraucht werde zudem „ein lückenloser und guter Dienstunfallschutz ohne umfangreiche Bürokratien“.

Unsere Quellen

Transparenz ist uns wichtig! Hier sagen wir dir, woher wir unsere Infos haben!

Wenn Personen, Vereine oder Unternehmen Neuigkeiten direkt kommunizieren, dann ist das eine Quelle für uns. Das können zum Beispiel exklusive Interviews oder Pressemitteilungen sein. In der Regel kennzeichnen wir bereits im Text, auf welche Quelle wir uns konkret beziehen – vor allem dann, wenn es keine zweite unabhängige Bestätigung zu der Neuigkeit gibt.

Die dpa ist eine Nachrichtenagentur. Dort arbeiten Journalisten, Kameraleute, Fotografen. Sie sind in Deutschland und weltweit bei wichtigen Ereignissen dabei. Informationen, Bilder und Videos stellen sie anderen zur Verfügung. Das hat den Vorteil, dass Zeitungen, Sender und Online-Portale über Themen berichten können, bei denen sie keine eigenen Leute vor Ort hatten. Weitere Nachrichtenagenturen, mit denen wir arbeiten, sind zum Beispiel Reuters, AFP, AP und SID.

Der SWR ist der Südwestrundfunk. Er ist öffentlich-rechtlich und gehört mit anderen Sendern (wie zum Beispiel WDR und BR) zusammen zur ARD. Dort arbeiten Journalisten, die zu aktuellen Themen direkt mit Betroffenen sprechen und bei Behörden und Unternehmen kritisch nachfragen. Der SWR wird durch den Rundfunkbeitrag finanziert und arbeitet unabhängig von Werbung und Politik.

STAND
AUTOR/IN
Amelie Heß
Amelie Heß (Foto: SWR)
Björn Widmann
Björn Widmann (Foto: SWR3)

Meistgelesen

  1. Südwesten

    Gewerkschaften Mega-Streik: Bahn stellt am Montag Fernverkehr komplett ein

    Die Gewerkschaft Verdi setzt ihre Warnstreiks im Öffentlichen Dienst fort. Züge, Autobahntunnel, Flughäfen und die Schifffahrt sind betroffen.

  2. In Gedanken immer beim Jobwechsel? Unzufriedenheit im Job: Was der Chef damit zu tun hat

    Nur jeder vierte Arbeitnehmer ist zufrieden mit seinem Chef oder seiner Chefin – das belegt eine Studie. Woran das liegt, wann man kündigen sollte und wie die Zufriedenheit zurückkommen kann, lest ihr hier!

  3. Leichte Schäden So heftig war das Erdbeben im Südwesten

    Am Mittwoch hat ein Beben die Grenzregionen in Deutschland, der Schweiz und Frankreich zittern lassen. Alle Infos hier!

  4. Liveblog: Der Krieg in der Ukraine IAEA: Lage am ukrainischen AKW Saporischschja „prekär“

    Russland versucht weiter, die Ukraine einzunehmen. Der Krieg hat auch Auswirkungen auf Europa und die ganze Welt. Alle Infos dazu.

  5. SWR3 Verkehrszentrum Aktuelle Verkehrsmeldungen und Staus

    SWR3 Verkehrszentrum mit Infos zu Verkehr und Stau auf den Straßen in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen und im Saarland

  6. Freudenberg (NRW)

    Zwölfjährige von zwei Mädchen getötet Fall Luise aus Freudenberg: Familie und Freunde nehmen Abschied

    Die Nachricht ist immer noch ein Schock: Zwei Kinder haben mutmaßlich eine Zwölfjährige getötet. Die Familie, Freunde und die Öffentlichkeit trauern.