Nach den massiven Angriffen auf Polizisten vor einer Disco in Trier sucht die Polizei weiter nach möglichen Tätern. Über das geschaltete Onlineportal und das Zeugentelefon gingen elf Hinweise ein – auch mehrere Videos, die aufgenommen wurden.
Die Polizei Trier sucht weitere Zeugen, die in der Nacht in dem Club waren oder vielleicht sogar Bilder und Videos gemacht haben. Zwei Männer im Alter von 42 und 21 Jahren wurden noch in der Nacht in Gewahrsam genommen, sie kommen aus Trier. Die anderen konnten abhauen.
Einsatz wurde schnell lebensgefährlich für die Polizei
Angefangen hatte alles wie ein ganz normaler Polizeieinsatz: Die Beamten wurden in der Nacht auf Freitag wegen einer Körperverletzung in die Disco „Secret Club“ in Trier-West gerufen. Dort angekommen, eskalierte der Einsatz aber ganz schnell und wurde für die Polizisten zu einem lebensgefährlichen Arbeitstag.
Die Stimmung in der Disco sei aufgeheizt, viele Gäste betrunken gewesen, teilte die Polizei mit. Deshalb seien gleich mehrere Streifenwagen zu der Disco gefahren. Während die Polizei die Daten der ursprünglich gemeldeten Streithähne aufnahm, griff eine erste Gruppe Betrunkener die Polizisten an.
Trier: Betrunkener Mob geht auf Polizisten los
Diesen Angriff konnten die Polizisten laut ihrer Aussage „mit massiver Kraftanstrengung“ unter dem Einsatz von Pfefferspray abwehren. Dann hätten sich aber etwa 40 Betrunkene zusammengetan, um die Polizisten anzugreifen.
„Mit Eisenstangen, Glasflaschen, Besen und Schaufeln“ seien die Polizisten attackiert worden. Ein Mann habe sogar einen Einkaufswagen geworfen. „Für die Einsatzkräfte, die zahlenmäßig unterlegen waren, entstand so eine lebensgefährliche Situation“, teilte die Polizei mit. Erst als ein Beamter zur Warnung zweimal in die Luft schoss, habe sich die Lage beruhigt und die Polizisten konnten die verletzten Kollegen in Sicherheit bringen.
Bei SWR Aktuell findet ihr noch mehr Infos zum Vorfall, unter anderem mit einem Interview eines Facharztes für Psychiatrie und Psychotherapie, der erläutert, wie Einsatzkräfte mit Gewalterfahrungen umgehen können.
Video: Hier hat der Mob in Trier zugeschlagen
Fünf Beamte verletzt bei Gewaltausbruch gegen Polizisten
„Einen solchen Gewaltausbruch gegen Einsatzkräfte habe ich in meiner Zeit als Leiter der Polizeiinspektion Trier noch nicht erlebt“, sagte Polizeidirektor Christian Hamm. Fünf Beamte hätten ihren Dienst aufgrund von Verletzungen nicht fortsetzen können.
Der rheinland-pfälzische Innenminister Michael Ebling (SPD) zeigte sich schockiert und „wütend“ über die „Enthemmung“ der Täter.

Nachrichten Innenminister Ebling: „Die Enthemmung macht mich wütend“
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Innenminister Ebling: „Die Enthemmung macht mich wütend“
Gewerkschaft der Polizei ist erschüttert über Gewaltbereitschaft
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) in Rheinland-Pfalz ist erschüttert, wie gewaltbereit die Betrunkenen in Trier waren. „Wir verurteilen die Gewalt, das Zusammenrotten und gewalttätige Agieren aus der Gruppe heraus gegen unsere Kolleginnen und Kollegen auf das Schärfste“, sagte die stellvertretende GdP-Landeschefin Stefanie Loth.
Gruppenbezogene Gewalt ist kein Einzelphänomen, wir haben das zuletzt an Silvester erlebt, sehen es oft bei Fußballspielen und werden es auch wieder bei anderen Feierlichkeiten erleben müssen.
Auch aus der Politik werden die Gewalttaten aufs Schärfste verurteilt. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sagte: „Sich zusammenzurotten und mit Eisenstangen und Flaschen auf Einsatzkräfte loszugehen, zeigt nichts als rohe Gewalt, die mit aller Härte verfolgt und geahndet werden muss.“ Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) sagte: „Wer die Polizei angreift, greift jeden von uns an und er greift unseren Staat an.“
Polizisten als Ziele von Gewalttätern? Nach der Berliner Silvesternacht hat ein Experte erklärt, wie es dazu kommt:
„Kriegsspiele“ an Silvester: Warum der Staat für manche zum Feind wird
Polizei-Gewerkschaft prangert Werteverfall an
Der Umgangston in der Gesellschaft wird nach Feststellung der GdP „immer schlimmer“, auch Respektlosigkeiten seien an der Tagesordnung. „Dieser Angriff ist auch ein Angriff auf unser Gemeinwesen und den Rechtsstaat und dieser präsentiert sich insgesamt eher schwach“, sagte Loth.
Polizei und Justiz bräuchten mehr Personal, um schnell und konsequent zu arbeiten. Dabei gehe es „um alle Schritte, von der Prävention über die Aufnahme von Straftaten bis zur Verurteilung des Angeklagten und dem Strafvollzug“. Gebraucht werde zudem „ein lückenloser und guter Dienstunfallschutz ohne umfangreiche Bürokratien“.