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Christian Kreutzer
Christian Kreutzer (Foto: SWR3)

US-Basketballstar Brittney Griner ist wieder frei. Im Gegenzug musste Washington einen Russen laufen lassen, dessen Handelsware für den Tod zahlloser Menschen verantwortlich ist.

Brittney Griner ist Profisportlerin und hatte ein bisschen Cannabisöl im Gepäck. Viktor But hat legal und illegal Waffen an afrikanische Warlords und Kriegsparteien auf der ganzen Welt verkauft – gerne an beide Seiten zugleich. Damit soll er um die sechs Milliarden Dollar verdient haben.

Griner: Neun Jahre Arbeitslager für medizinisches Cannabisöl

Die Hauptsache für viele ist gerade: Brittney Griner ist frei. Sie war in Moskau mit dem Öl erwischt und dafür zu der irren Strafe von neun Jahren Arbeitslager verurteilt worden. Griner sagt, sie habe mit dem Öl in Absprache mit ihrem Arzt Schmerzen behandelt.

Am Donnerstagmorgen war Griner dann auf dem Flughafen in Abu Dhabi gegen den in den USA inhaftierten russischen Waffenhändler ausgetauscht worden. „Sie ist sicher. Sie ist im Flugzeug. Sie ist auf dem Weg nach Hause“, freute sich US-Päsident Joe Biden zusammen mit Griners Ehefrau Cherelle.

But: Wohl einer der berühmtesten Verbrecher der Welt

Griners Unterstützer hatten in ihr von Anfang an eine geopolitische Geisel gesehen, die es Moskau erlaube, mitten im Krieg gegen die Ukraine mit Washington zu feilschen. Höchstwahrscheinlich hatten sie Recht.

Denn die Nummer 2 in diesem Spiel, Viktor But, war schon vor seiner Gefangennahme 2008 so berühmt, dass US-Regisseur Andrew Niccol 2005 einen Spielfilm über ihn drehte. Deutscher Titel: „Lord of War – Händler des Todes“. Hier der Trailer:

Häufige Bezahlung für Buts Waffen: Blutdiamanten

Den Titel „Händler des Todes“ hat But (manche schreiben Bout) vom früheren britischen Verteidigungsminister Peter Hain. Und er scheint ihn sich „redlich“ verdient zu haben.

Liberia, Libyen, Sierra Leone, Ruanda, Afghanistan – dort und an vielen Orten, an denen die Bürgerkriege besonders dreckig sind, hatte But seine Finger im Spiel und verkaufte Waffen, mit denen dann oft wehrlose Zivilisten abgeschlachtet wurden. Bezahlt wurde er oft mit sogenannten „Blutdiamanten“ – also Edelsteinen aus Minen, in denen Menschen Sklavenarbeit verrichten müssen. Betrieben werden sie von den Warlords.

Buts Kundschaft: Hisbollah, Taliban und afrikanische Kriegsverbrecher

But wusste wohl meistens, wen der da bewaffnete. Und wie alle, die solche „Geschäfte“ betreiben, redete But sich darauf heraus, das seien halt Geschäfte wie alle anderen und er sei lediglich ein Transportunternehmer.

Unter seinen Kunden waren die libanesische Hisbollah und die kolumbianische FARC. Aber auch die afghanischen Taliban. Wer Geld hatte, bekam Waffen.

Ein Deal zu viel

Bereits 2001 verhängten die UN Sanktionen gegen ihn. 2002 erließ Belgien als erstes Land einen Haftbefehl wegen Geldwäsche und Diamantenschmuggel. But setzte sich daraufhin nach Russland ab.

Zum Beginn des Irakkrieges transportierten seine Flugzeuge Waren für die USA ins Zweistromland. Die Regierung von George W. Bush war ihm zunächst wohlgesonnen. 2005 jedoch setzten sie ihn auf eine schwarze Liste. Ein Geschäft mit FARC-Rebellen (in Wahrheit getarnten US-Agenten) wurde ihm zum Verhängnis. Sie hatten angekündigt, US-Passagierflugzeuge abschießen zu wollen. But verkaufte trotzdem.

Das hatte Folgen: 2008 wurde er in Thailand geschnappt und zwei Jahre später an die USA ausgeliefert. Das Bild im Tweet zeigt seine Ankunft in den USA:

Businessman Víktor But returns to Russia after a prisoner swap with the US for Brittney Griner https://t.co/KO9Z1ZrEPt

Urteil: 25 Jahre Haft

2012 verurteilte ihn ein US-Gericht zu 25 Jahren Haft und 15 Millionen Dollar Geldstrafe. Immerhin: Rechnet man alles zusammen, hat er 14 Jahre in Gefängnissen verbracht. Russland versuchte immer wieder, ihn freizubekommen – und immer vergeblich. Bis die Behörden Brittney Griner in die Hände bekamen.

Das russische Fernsehen zeigte am Donnerstagabend, wie But auf der Landebahn in Moskau von seiner Ehefrau und seiner Mutter empfangen wurde. Er habe bis zuletzt nicht gewusst, dass er ausgetauscht werde und nach Hause komme, gab der 55-Jährige zu Protokoll.

Sorgen muss man sich um ihn nicht machen: Wahrscheinlich lebt But künftig ganz gut von seinem Geld aus dem Waffenhandel. Die Opfer seiner Kunden sind derweil immer noch tot.

ARD-Korrespondentin Annette Kammerer in Moskau berichtet von einem US-Amerikaner, den Russland nach wie vor gefangen hält:

Logo SWR3 (Foto: SWR, SWR)

Nachrichten Griner gegen But: Gefangenenaustausch zwischen Russland und USA

Dauer

Ein US-Amerikaner sitzt immer noch in russischer Haft. Annette Kammerer berichtet von dem Fall.

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