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Leo Eder
Leo Eder (Foto: SWR3)

Stell dir vor, du hast vier Kinder. Alle sterben. Die Gesellschaft denkt, du hättest sie umgebracht. Hast du aber nicht. Und nach 20 Jahren in Haft wird dir endlich geglaubt.

Kathleen Folbigg solle „im Interesse der Gerechtigkeit so schnell wie möglich“ entlassen werden, sagte der Generalstaatsanwalt des australischen Bundesstaates New South Wales, Michael Daley, am Montag. Damit wird sie nach 20 Jahren im Gefängnis begnadigt.

„Australiens schlimmste Serienmörderin“

2003 wurde Folbigg für den Mord an drei ihrer Kinder sowie den Totschlag an einem vierten Kind im Zeitraum zwischen 1989 und 1999 verurteilt. Sie habe ihre Kinder im Alter von 19 Tagen bis 18 Monaten erstickt, wurde ihr vorgeworfen. In Australien galt sie deshalb als „schlimmste Serienmörderin“ des Landes.

Obwohl die inzwischen 55-Jährige stets ihre Unschuld beteuerte, argumentierte die Staatsanwaltschaft, es sei äußerst unwahrscheinlich, dass vier Kinder plötzlich und ohne Erklärung gestorben seien. Forensische Beweise gab es damals keine, befragte Experten waren sich uneinig – es war ein reiner Indizienprozess.

Kathleen Folbigg’s lawyer has described this as the greatest case of injustice the Australian legal system has ever seen. @janehansen2000 tells us why this may be the case. pic.twitter.com/ut2pS3S6dx

Kein Mord: Kinder sind natürlichen Todes gestorben

Eine Petition zur Freilassung der Mutter hatte 2021 den Anstoß gegeben: Der Fall wurde neu aufgerollt. Fast 100 Wissenschaftler und Ärzte hatten sich dafür eingesetzt und in der Petition für jeden der vier Todesfälle mögliche medizinische Gründe aufgeführt.

Neue wissenschaftliche Erkenntnisse hätten ergeben, dass die zwei Jungen und zwei Mädchen möglicherweise eines natürlichen Todes gestorben seien, wie die Verurteilte gesagt hatte, so Daley. Man hatte festgestellt, dass die Frau ihren beiden Töchtern eine seltene genetische Mutation vererbt hatte, die zu Herzrhythmusstörungen und zum plötzlichen Tod führen könne. Einer der Jungen habe einer Expertin zufolge an einer „neurogenen Grunderkrankung“ gelitten und könnte an einem epileptischen Anfall gestorben sein.

"We found a variant that had never been seen before in any other individual in the world that looked very suspicious, very damaging and that eventually was proven to cause this type of cardiac arrhythmias" - Prof. Carola Vinuesa #abc730 pic.twitter.com/SdsfuPbNyQ

Mutter nach 20 Jahren Haft begnadigt

Der frühere Oberste Richter, Tom Bathurst, leitete die Untersuchung und kam zu dem Schluss:

Ich bin zu der festen Überzeugung gelangt, dass begründete Zweifel an der Schuld von Frau Folbigg für jede der Straftaten bestehen, wegen der sie ursprünglich angeklagt wurde.

Dass Folbigg ihr viertes Kind umgebracht habe, hielt er für unwahrscheinlich. Sie sei nichts anderes als „eine fürsorgliche Mutter“ gewesen.

Once labelled Australia's worst female serial killer, Kathleen Folbigg is now a free woman.Following two decades behind bars for killing her four children, she's been pardoned and released after an inquiry found there was reasonable doubt about her guilt. @dougalbeatty #9News pic.twitter.com/7sykWt0zZf

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Die AFP (Agence France-Presse) ist eine Nachrichtenagentur. Dort arbeiten Journalisten, Kameraleute, Fotografen. Sie sind in Deutschland und weltweit bei wichtigen Ereignissen dabei. Informationen, Bilder und Videos stellen sie anderen zur Verfügung. Das hat den Vorteil, dass Zeitungen, Sender und Online-Portale über Themen berichten können, bei denen sie keine eigenen Leute vor Ort hatten. Weitere Nachrichtenagenturen, mit denen wir arbeiten, sind zum Beispiel dpa, Reuters, AP und SID.

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