Seit Wochen versammeln sich immer wieder Tausende niederländische Bauern zu Protesten. Die Landwirte demonstrieren gegen Umweltschutzauflagen, die die Regierung angekündigt hat.
Warum gibt es einen Bauernstreik in Holland?
Die niederländische Regierung will den Ausstoß von Stickstoff bis 2030 landesweit im Durchschnitt um die Hälfte senken. Da ein großer Teil der Schadstoffe aus der Landwirtschaft stammt, soll der Viehbestand der Bauern drastisch reduziert werden. Aus Protest dagegen blockieren Bauern immer wieder Autobahnen. In sozialen Netzwerken wird jetzt behauptet, dabei kämen auch Panzer zum Einsatz.
Schüsse bei Bauernstreik in den Niederlanden
Wie verzweifelt die holländischen Bauern sind, zeigt ein Vorfall im Norden der Niederlande: Vor knapp zwei Wochen, am 4. Juli 2022, eskalierte die Situation in der Provinz Friesland. „Gegen 22.40 Uhr versuchten Traktorfahrer, auf Beamte und Dienstfahrzeuge aufzufahren“, schrieb die Polizei Friesland auf Twitter. Geschehen sei das auf der A32 am Kreuz Heerenveen: „Es entstand eine bedrohliche Situation. Warnschüsse und gezielte Schüsse wurden abgefeuert.“ Verletzt wurde niemand, es gab drei Festnahmen.
Faktencheck: Wurden beim Streik der Landwirte in Holland Panzer eingesetzt?
Dieses Gerücht hält sich hartnäckig. Dran ist allerdings nichts. Es gibt zwei Videos: Einmal fahren Panzer über die Autobahn – dazu gibt es die Aussage, die Militärpolizei bereite sich auf die Ankunft der protestierenden Bauern vor. Dazu teilte die Militärpolizei auf Twitter mit: „Wir haben keine Panzer“.
In einem zweiten Video ist zu sehen, wie ein Panzer von einem Tieflader fährt. Angeblich sei der den niederländischen Bauern geliefert worden, um sich gegen die Polizei zu wehren. Die Firma, die unter anderem alte Panzer restauriert, sprach auf Facebook von „Fake News“ und erklärte, man habe mit dem historischen Panzer Anfang Juli lediglich an einer Veranstaltung zum Gedenken an das Ende des Zweiten Weltkriegs teilgenommen.
Streik der Landwirte in Holland: Droht uns auch ein Bauernstreik?
Der Deutsche Bauernverband zeigt grundsätzlich Verständnis für die Proteste der niederländischen Kollegen, wenn auch nicht in jedem Aspekt. So sagte Präsident Joachim Rukwied dem SWR:
Wir lehnen jegliche gewalttätigen Proteste ab. Auf der anderen Seite sind wir solidarisch mit unseren niederländischen Kollegen. Das war so zu erwarten. Hier sollen ja großflächig Regionen landwirtschaftlich stillgelegt werden, bäuerliche Existenzen vernichtet werden. Das geht nicht.
Landwirtschaft in den Niederlanden: Deutsche Bauern zeigen Solidarität
Der bayerische Zweig der Vereinigung „Land schafft Verbindung“, die nach eigenen Angaben neben Landwirten auch generell Menschen vom Land vertritt, zeigt sich verwundert, dass es in Deutschland nicht bereits zu ähnlichen Protesten gekommen ist. Ihre Vorstände Rainer Seidl und Claus Hochrein warnen nach Angaben von Fachmedien in einer Pressemitteilung, da Deutschland ähnliche Gesetze wie in den Niederlanden drohten, sei hierzulande sogar die Lebensmittelversorgung gefährdet.
„Angesichts dieser Aussichten müssten eigentlich nicht nur abertausende Schlepper hupend in Berlin und Brüssel stehen, sondern auch hunderttausende Bürgerinnen und Bürger, um für ihre sichere Ernährung zu kämpfen“, teilten Seidl und Hochrein demnach mit.
Der niederländische Twitteruser Kees schreibt zu den Protesten: „Niederländische Bauern warnen Ministerpräsident Mark Rutte: „Die Proteste werden weitergehen. Wir haben die Unterstützung von Millionen von Menschen. Es wird Aktionen geben, die die Niederlande noch nie zuvor gesehen haben.““