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Katha Jansen
SWR-Wirtschaftsredakteurin Katha Jansen (Foto: SWR, Stefanie Schweigert)

Also doch! Monatelang ging es hin und her. Jetzt hat der Bundestag für das Heizungsgesetz gestimmt. Wie teuer wird das? Und wie hoch ist der Klimaschutz wirklich?

2045 will Deutschland klimaneutral sein. Heizungen halten üblicherweise 20 Jahre. Deshalb soll jetzt geklärt werden, dass neu eingebaute Heizungen den Umweltstandards der Zukunft entsprechen. Das ist grob gesagt der Kern des Gebäude-Energiegesetzes (GEG).

Das sind die wichtigsten Fakten zum Heizungsgesetz:

  • Wer aktuell mit Öl oder Gas heizt, darf das auch weiterhin.
  • Defekte Heizungen dürfen repariert werden.
  • Endgültig Schluss für Öl- und Gaskessel ist erst Ende 2044!

Wer ist vom Heizungsgesetz betroffen?

Es gibt über 40 Millionen Privathaushalte in Deutschland. Die allermeisten davon heizen noch mit fossilen Energien, vor allem mit Gas. Deshalb sollen Öl- und Gasheizungen ab dem 1. Januar 2024 schrittweise auf Erneuerbare Energien umgestellt werden.

Die strengeren Regeln gelten zunächst aber nur für Neubauten in Neubaugebieten. Für alle anderen Hausbesitzer gibt es lange Übergangsfristen. Und: Die Kommunen müssen erstmal ihre Wärmeplanung vorlegen. Damit Hausbesitzer zum Beispiel wissen, ob ein Anschluss an ein Fernwärmenetz überhaupt möglich ist.

Umstrittenes Vorhaben Heizungsgesetz steht zur Abstimmung im Bundestag

Lange wurde darüber gestritten, nun soll das Heizungsgesetz vom Bundestag beschlossen werden. Aus der Union kam erneut Kritik an der geplanten Regelung, die den Gebäudebereich kli…

Welche Heizungen müssen jetzt ausgebaut werden?

Solange eine Heizung funktioniert, darf sie auch drin bleiben, zumindest für die nächsten Jahre. Und selbst, wenn die alte Gas- oder Ölheizung kaputt ist, aber repariert werden kann: Auch dann muss sie nicht getauscht werden.

Merken muss man sich nur: Wenn die Heizung nicht mehr repariert werden kann, muss sie durch eine klimafreundliche ersetzt werden. Also eine, die mindestens zu 65 Prozent mit Erneuerbarer Energie funktioniert. Am allerbesten können das aber Energieberater sagen, wenn sie sich ein Haus oder eine Wohnung genauer angeschaut haben.

Ist es clever, jetzt noch schnell eine neue Gas- oder Ölheizung einzubauen?

Nicht wirklich. Es ist schon jetzt klar: Gas und Öl werden teurer. Das hängt mit der CO2-Abgabe zusammen, die wir auf klimaschädliche Dinge zahlen müssen. Und die Abgabe steigt automatisch jedes Jahr – deshalb wird auch der Sprit fürs Auto teurer, aber halt auch Gas oder Heizöl.

Aber am Ende kann es sein, dass eine Wärmepumpe günstiger ist als eine Gasheizung , obwohl die eigentlich teurer sind beim Kauf. Sie sind dennoch oft günstiger im Verbrauch und es gibt auch Förderungen vom Staat.

Wie sollten sich Mieter verhalten?

Da muss sich der Vermieter um alles kümmern – und auch zahlen. Aber auch für Mieterinnen und Mieter wird die Wärmewende im Heizungskeller teuer, denn die Vermieter können einen Teil der Umbaukosten auf die Miete umlegen. Hier schreibt das neue Heizungsgesetz allerdings eine Höchstgrenze vor.

Warum ist das Heizungsgesetz so umstritten?

Weil es so viele Menschen betrifft und weil es mit so hohen Kosten verbunden ist. Mehr Infos lest ihr hier:

Ampel-Parteien teilen mit: Heizungsgesetz soll nach der Sommerpause beschlossen werden

Am Freitag sollte das umstrittene Heizungsgesetz im Bundestag verabschiedet werden. Jetzt ist klar: Erst Anfang September soll darüber abgestimmt werden.

So soll die Förderung beim Heizungstausch aussehen!

Nach Informationen des ARD-Hauptstadtstudios will das Wirtschaftsministerium bis zu 70 Prozent der Kosten für klimafreundliche Heizungen übernehmen . Allerdings gestaffelt und je nach Einkommen des Besitzers. Das heißt konkret: Alle haben Anspruch auf 30 Prozent Förderung.

Menschen mit geringem Einkommen können noch einmal 30 Prozent obendrauf beantragen. Wer die Heizung besonders frühzeitig innerhalb der nächsten fünf Jahre tauschen lässt, kann zusätzliche 20 Prozent Bonus bekommen.

Nach obenhin wird der Zuschuss gedeckelt auf 70 Prozent oder maximal 21.000 Euro. Außerdem können noch weitere Förderungen beantragt werden, wenn gleichzeitig mit dem Tausch auch die Dämmung des Hauses verbessert wird. Auch zinsgünstige Kredite sollen weiter angeboten werden.

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Wie sehr wartet die Heizungsbranche auf dieses Gesetz?

Sehr! Wie quasi alle, die es betrifft. Denn auch Mieter und Eigentümer sind ziemlich verunsichert. Egal, welchen Interessenverband man aktuell fragt, alle sagen: Wir brauchen beim Thema Heizung endlich Planungssicherheit, das Gesetz muss also schnellstmöglich verabschiedet werden.

Aber auch da sind sich alle einig: Es gäbe da noch Nachbesserungsbedarf. Schon vor der Sommerpause gab es ja viel Kritik und da am Gesetz in der Zwischenzeit nichts geändert wurde, bleibt diese Kritik auch bestehen. Da geht es um unklare Fördermöglichkeiten, darum wie gut das Gesetz mit der kommunalen Wärmeplanung verzahnt wird und wie viele Ausnahmen es braucht.

Sind auf die Schnelle so viele Wärmepumpen zu beschaffen?

Es gibt wohl immer noch Wärmepumpen, auf die man Monate warten muss, aber eben auch wieder etliche, die kurzfristig verfügbar sind. Insgesamt entspannt sich die Lage allmählich. Dafür gibt es zwei Gründe.

Grund 1: Die Nachfrage ist spürbar eingebrochen. Laut dem Bundesverband Wärmepumpe bei einigen Betrieben um 90 Prozent. Das hat damit zu tun, dass die Nachfrage zur Hochphase der Energiekrise überdurchschnittlich hoch war, dieser Effekt relativiert sich jetzt. Außerdem sind viele durch das ganze Hin und Her rund ums Heizungsgesetz verunsichert und warten erstmal ab. Und die ganz extremen Tauschfristen sind ja schon vor der Sommerpause aus dem Gesetzestext rausgeflogen. Viele Eigentümer haben jetzt Jahre Zeit für diese Entscheidung, welche Heizung sie einbauen, nicht mehr Monate.

Grund 2: Die Produktionskapazitäten steigen, die Lieferengpässe bei den Materialien sind nicht mehr so akut.

Geht der Streit um das Heizungsgesetz weiter?

Wahrscheinlich nicht. Zum einen geht das mit dem Einbau umweltfreundlicher Heizungen längst nicht so schnell, wie vor allem die Grünen sich das mal vorgestellt hatten. Warum? Im Heizungs-Baugewerbe fehlen zehntausende Fachkräfte.

Zweiter Punkt ist die Inflation. Wenn die sich jetzt bei sechs Prozent verfestigt, dann werden ja auch die Heizungsanlagen immer teurer. Also muss eigentlich auch die Förderung regelmäßig angepasst werden.

Das sind die Streitpunkte – auch nach der Entscheidung

Der Streit innerhalb der Ampel – werden einseitig Wärmepumpen gefördert, oder haben auch andere Heizarten eine Chance? – der kann jederzeit von Neuem beginnen. Und auch die Opposition wird das populäre Thema sicher weiter nutzen. Für den Fall eines Regierungswechsels im Bund hatte die CDU/CSU ja schon angekündigt, das Heizungsgesetz sofort zu kassieren, und die AfD spricht sowieso von einer faktischen Enteignung der Hausbesitzer. Der politische Widerstand bleibt also.

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