Warum sind die Todesraten bei Covid-19 weltweit so unterschiedlich? Liegt es allein an der Ausstattung des Gesundheitssystems oder gibt es noch andere Erklärungen? Forscher der Martin-Luther-Universität Halle Wittenberg haben jetzt einen möglichen Zusammenhang mit der Luftverschmutzung entdeckt.
Wenig Wind + viel Stickstoffdioxid = mehr Corona-Todesfälle?
Todesfälle in Folge des Coronavirus sind vermehrt in Regionen aufgetreten, die vor der Infektionswelle hohe Stickstoffdioxid-Belastungen hatten. Außerdem gab es eher wenig Luftbewegungen – man spricht auch von sogenannten Inversionswetterlagen.
Die Wissenschaftler der Uni Halle-Wittenberg haben Satellitendaten, Wetterbeobachtungen und Corona-Sterbestatistiken zusammengeführt. Studienleiter Dr. Yaron Ogen ist dabei eine Gemeinsamkeit der Region Norditalien, dem Großraum Madrid in Spanien und der Provinz Wuhan in China aufgefallen: „Sie alle sind umgeben von Bergen“, so Ogen. Das mache es wahrscheinlicher, dass die Luft in diesen Regionen stabil und die Belastung mit Schadstoffen höher sei.
Forscher: Schlechterer Gesundheitszustand führt zu schwereren Covid-19-Erkrankungen
Der Geowissenschaftler Ogen hat deswegen die Vermutung, dass die Menschen in diesen Regionen insgesamt einen schlechteren Gesundheitszustand haben. Deswegen könnten sie besonders anfällig für das neuartige Coronavirus sein.
Erster Hinweis, kein Beweis
Das ist kein Beweis für einen ursächlichen Zusammenhang – aber ein Indiz. Ogen sieht in seiner Arbeit selbst nur einen „ersten Hinweis“. Weitere Regionen müssten noch untersucht werden.
Aber auch andere Forschergruppen sehen Belege dafür, dass hohe Luftbelastungen dazu führen, dass sich mehr Menschen infizieren bzw. die Infektion schlimmer verläuft. Wissenschaftler der Harvard-Universität hatten errechnet, dass schon geringe Unterschiede in der Feinstaubbelastung die Überlebenschance von Patienten deutlich verringern.