Sie habe zwischendurch auf ihren Kalender geschaut, so ruhig sei es gewesen, fasst eine Sprecherin der Stuttgarter Polizei die Silvesternacht zusammen. An den meisten Orten wurden die Corona- Bestimmungen für Silvester offenbar eingehalten.
Dieser Eindruck dürfte sich mit dem der meisten Einsatzkräfte decken – nicht nur in Baden-Württemberg: Silvestertypische Verletzungen durch Böller oder von Feuerwerkskörpern ausgelöste Brände meldeten die Einsatzkräfte wenige. Auch Verstöße gegen die Infektionsschutzmaßnahmen blieben wohl überschaubar.
Unverkaufte Silvester-Knaller zerstören Berliner Supermarkt
Selbst in Berlin wirkte die Polizei erstaunt: Dort ging es zwar lautstark zu – aber mit deutlich weniger Menschen auf den Straßen als in den Vorjahren. In vielen Kiezen wurden Böller und Raketen gezündet, über mehreren Bezirken in Berlin kreisten Polizeihubschrauber. Doch an der Lageeinschätzung der Polizei änderte sich auch nach Mitternacht nichts. „Es ist ruhig, es ist wenig los“, sagte ein Sprecher.
Eine der wenigen Ausnahmen in der Hauptstadt: In Berlin-Buckow ging in der Nacht ein rund 800 Quadratmeter großer Supermarkt in Flammen auf und stürzte zum Teil ein. In einem Teil des Gebäudes schienen Feuerwerkskörper gelagert worden zu sein, die explodierten und durch die Gegend flogen, wie ein Feuerwehrsprecher schilderte.
Gut zu tun hatten die Einsatzkräfte auch in Leipzig, wo sieben Bundeswehr-Jeeps auf dem Gelände eines Autohandels ausbrannten. Die Polizei geht von Brandstiftung aus.
In Essen setzten rund 30 Jugendliche zunächst Mülltonnen in Brand und bewarfen dann anrückende Feuerwehrkräfte massiv mit Böllern, wie ein Polizeisprecher sagte. Zur Verstärkung eilende Polizisten seien ebenfalls mit Feuerwerkskörpern beworfen worden. Einen 16-Jährigen nahmen die Beamten schließlich fest, verletzt wurde keiner der Einsatzkräfte.
Silvester-Demos gegen Corona-Politik in Stuttgart
In Stuttgart waren Beamte wegen zahlreicher Demonstrationen gegen die Corona-Politik der Bundes- und der Landesregierung im Einsatz. Bei den insgesamt fünf Demonstrationen, die über den Donnerstagabend verteilt stattfanden, kam es wiederholt zu Verstößen gegen die Auflagen, wie die Polizei mitteilte. Sonst ging es dort jedoch ruhig zu:
Ähnlich friedlich blieb es auch in Rheinland-Pfalz:
Dennoch meldete die Polizei für Baden-Württemberg immer noch über 2.700 Verstöße gegen die Corona-Regeln und für Rheinland-Pfalz rund 900. Überwiegend hatten sich die Menschen dabei nicht an die Ausgangsbeschränkungen nach 20.00 Uhr gehalten. Außerdem wurde gegen die Maskenpflicht und Abstandsregeln verstoßen.
Einige Verletzte und mindestens zwei Tote an Silvester
Für einige Menschen gingen der Silvesterabend und die Neujahrsnacht aber schlimm aus – mal mehr, mal weniger:
Ein 63-Jähriger im brandenburgischen Kremmen verlor eine Hand: Der Mann habe mit einem illegalen Böller hantiert, sagte eine Polizeisprecherin. Dabei habe sich die Hand entzündet, und sei abgetrennt worden.
Ebenfalls in Brandenburg kam ein 24-jähriger Mann während eines Feuerwerks ums Leben. Bei dem Unglück in Rietz-Neuendorf bei Frankfurt/Oder explodierte manipulierte Pyrotechnik direkt in seiner Nähe, wie eine Polizeisprecherin sagte. Der Mann erlitt demnach schwere Gesichts- und Kopfverletzungen, an denen er noch vor Ort starb.
Bei einer Explosion in einem Wohngebäude bei Osnabrück wurden drei Männer verletzt – einer von ihnen schwebt in Lebensgefahr. Die 20, 21 und 26 Jahre alten Männer hatten nach ersten Erkenntnissen mit Chemikalien hantiert, um einen Knallkörper herzustellen, wie die Polizei am Freitagmorgen mitteilte. Dabei kam es im Obergeschoss einer Doppelhaushälfte in Hilter zu der Explosion. Dem 21-Jährigen wurden Teile von Gliedmaßen abgetrennt.
Feuerwerksmörser reißt 25-Jährigem den Kopf ab
In Schmalkalden wurde ein 24-Jähriger durch einen zu früh explodierenden Böller schwer verletzt: Wie die Polizei in Thüringen am Freitagmorgen mitteilte, hatte der Mann den Böller selbst gezündet. Er habe schwere Verletzungen im Gesicht erlitten. Zu befürchten sei, dass der Mann in Folge des Unfalls erblinde.
Im Elsass verlor ein 25 Jahre alter Mann sein Leben: Ein Feuerwerksmörser habe ihm in der Gemeinde Boofzheim, nahe der Grenze zu Deutschland, „den Kopf abgerissen“, teilte die Präfektur Bas-Rhin, mit. Ein 24-jähriger Mann sei im Gesicht verletzt worden und liege im Krankenhaus.
Die beiden Männer seien mit dem Feuerwerksmörser auf der Straße zugange gewesen, gab die Polizei bekannt. Die Präfektur Bas-Rhin hatte den Verkauf und Kauf von Feuerwerkskörpern für den gesamten Monat Dezember verboten.
Bizarrer Unfall in Düsseldorf
Am Silvester-Nachmittag war es in Düsseldorf zu einem bizarren Unfall gekommen – erfreulicherweise ohne Verletzte.
Ein Autofahrer fuhr in der Innenstadt in den Graben entlang der Königsallee. Er rettete sich durch das Schiebedach auf sein Auto und wartete dort auf Hilfe, wie ein Sprecher der Polizei mitteilte.
Er machte zunächst keine Angaben zum Unfallhergang und der Identität der Insassen. Laut Angaben eines dpa-Reporters vor Ort war der Wagen zuvor durch einen Zaun gekracht und in dem Graben, der die „Kö“ in zwei Seiten teilt, gelandet.

Einer der Insassen soll weggelaufen sein. Der andere Mann kletterte auf das Autodach und wurde von Einsatzkräften mit einem Schlauchboot gerettet. Die Feuerwehr will nun das Auto mit einem Kran aus dem Stadtgraben bergen.