Mit dem Eiffelturm war es im 19. Jahrhundert wohl ein bisschen wie mit dem Berliner Flughafen BER heute: Er war für viele in der französischen Bevölkerung eine Lachnummer. Wohl nur die wenigsten konnten sich vorstellen, dass aus dem Turm mal das Wahrzeichen von Paris werden würde, das auch im Jahr 2022 noch immer Besucher aus aller Welt anzieht.

Doch die rund 7.300 Tonnen Stahl wollen gepflegt werden. Das hat auch schon der Eiffelturm-Erfinder Gustave Eiffel damals gesagt: Denn wo Stahl ist, ist auch Rost teilweise nicht weit. Der Eiffelturm wurde 1889 eingeweiht, aber erst 1912 meldeten deutsche Tüftler Patente für rostfreien Stahl an. Nun will das französische Magazin „Marianne“ von Insidern erfahren haben, dass es höchste Zeit ist, den Turm zu sanieren. Denn der Rost habe mittlerweile sozusagen epische Ausmaße angenommen. „133 Jahre nach dem Bau des Denkmals hat der Rost gesiegt und nagt am Eisen“, schreibt das Magazin.
Eiffelturm bräuchte Anti-Rost-Kur
Aber was machen die Verantwortlichen, die sich um den Turm kümmern? Leider zu wenig, kritisieren die Experten, auf die sich die französische Zeitschrift beruft: Der Eiffelturm müsste restauriert werden, fordern sie. Damit ist offenbar gemeint, dass Fachkräfte vom Rost zerfressene Stahlteile gegen neue austauschen müssten. Aktuell würden aber nur fünf Prozent der Bauteile ausgetauscht, nämlich ein kleiner Bogen.

Stattdessen werde mittlerweile zum 20. Mal in der Geschichte des Turms lieber zum Farbeimer gegriffen – und die Probleme überpinselt. Das Streichen ist zwar auch im Sinne des Erfinders Gustave Eiffel, der es alle sieben Jahre empfohlen hatte. Aber die Experten, die im französischen Magazin zu Wort kommen, halten das für nicht ausreichend. „Wenn Gustave Eiffel den Ort besuchen würde, würde er in Ohnmacht fallen“, kritisieren Beobachter. Es wird spekuliert, dass die Verantwortlichen den Turm aus Kostengründen nicht für Besucher sperren und sanieren wollen. Denn schon der Besucher-Stopp in der Corona-Pandemie habe sie viel Geld gekostet.
Olympia 2024 in Paris
Außerdem erwartet Paris in zwei Jahren wegen der Olympischen Spiele noch mehr Besucher, als ohnehin schon in die französische Hauptstadt strömen. Offenbar gilt deswegen für den Eiffelturm das französische Motto „être sur son 31“, auf deutsch „auf seinen 31 sein“, also sich von seiner besten Seite zeigen – weshalb Arbeiter schon seit einiger Zeit zum Farbeimer greifen, um den Eiffelturm hübsch zu machen. „Eine Kampagne, um anlässlich der Spiele hübsch auszusehen“, kritisiert ein Experte, den das Magazin zitiert.

Offenbar keine Gefahr für Eiffelturm-Besucher
Doch bei aller Kritik an der „Kosmetikaktion“ ist ein Besuch des Eiffelturm selbst nach Ansicht der Experten offenbar nicht lebensgefährlich, wie SWR3-Reporterin Caroline Dylla über den Artikel berichtet: „Auch diejenigen, die dort zu Wort kommen und da schon eine teilweise sehr deutliche Kritik äußern, sagen im gleichen Atemzug:
´Das ist zwar alles tatsächlich ein sehr ernster Zustand, in dem dieser Turm ist. Aber es ist jetzt auch nicht so, dass er morgen umfällt.´“
„Ce n’est que partie remise“ heißt in Frankreich das, was bei uns "aufgeschoben ist nicht aufgehoben" bedeutet. Das Rost-Problem wird den Eiffelturm also auch weiterhin begleiten. Andererseits hält die Stahlkonstruktion bereits seit 133 Jahren. Ob dagegen der Berliner Flughafen BER in 133 Jahren noch steht, bleibt abzuwarten.

Nachrichten SWR3-Korrespondentin Caroline Dylla über den Eiffelturm
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SWR3-Korrespondentin Caroline Dylla berichtet im Interview mit Volker Janitz über den Eiffelturm-Artikel des Magazins „Marianne“.