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Björn Widmann
Björn Widmann (Foto: SWR3)
Alina Surawicz
Portraitfoto von Alina Surawicz (Foto: DNA Creative Collective / Niko Neithardt)

Am frühen Samstagnachmittag hat es in Baden-Württemberg ein Erdbeben der Stärke 4,1 gegeben. Das Epizentrum war 10 Kilometer tief bei Hechingen.

Holla, das hat ganz schön gerumpelt. Das Erdbeben im Zollernalbkreis mit der Stärke 4,1 am Samstagnachmittag war laut baden-württembergischem Innenministeriums noch in einem Umkreis von fünfzig Kilometern zu spüren.

Die Behörde ordnete das Beben als mäßig stark ein. Im Zollernalbkreis bebt immer mal wieder die Erde. Das liegt daran, dass sich vor Millionen von Jahren die afrikanische Platte unter die eurasische Platte geschoben hat. Dabei sind die Alpen entstanden – und die Albstadt-Scherzone mit dem darüber liegenden Hohenzollerngraben – in der es immer noch tektonische Spannungen gibt, die sich von Zeit zu Zeit in Form von Erdbeben entladen.

Erdbeben: Tausende Meldungen aus ganz Baden-Württemberg

Martin Hensch war am Samstagmittag der diensthabende Seismologe beim Landeserdbebendienst in Freiburg. Er sagte dem SWR, aus ganz Baden-Württemberg habe er rund 5.000 Hinweise auf das Beben bekommen. „Wir haben Meldungen aus Freiburg, aus Stuttgart, im Prinzip aus ganz Baden-Württemberg, auch einzelne Meldungen aus dem Elsass und aus dem westlichen Bayern.

Bisher keine Schäden gemeldet

Der Seismologe vom Landeserdbebendienst sagte weiter, dass es bei einer Stärke von knapp über 4 keine größeren Auswirkungen gebe:

Das ist ein Erdbeben, das gerade im Bereich des Epizentrums deutlich spürbar ist, wo sich auch ein Bücherregal mal entleeren kann, wo je nach Bausubstanz auch mal hier oder da ein Riss am Gebäude entsteht, aber in der Regel nichts darüber hinaus.

Bei einem Beben dieser Stärke ist nach Angaben des Landeserdbebendienstes auch mit Nachbeben zu rechnen. Davon habe es bis zum Samstagnachmittag bisher zwei gegeben, sagte Hensch.

Erdbeben in Baden-Württemberg: Bis in die Schweiz zu spüren

SWR3 hat auch am Sonntag nochmal bei der Polizei in Tübingen nachgefragt: „Bisher sind uns keine Schäden gemeldet worden“, sagte ein Sprecher der Behörde. Damit dürfte das Beben also spurlos an Baden-Württemberg und den angrenzenden Gebieten vorbei gegangen sein.

Der US Geological Service (USGS), also die US-Erdbebenwarte in Reston, Virginia, hat das Beben mit einer Stärke von 4,0 angegeben. Auf einer Karte, die der Dienst veröffentlicht hat, ist zu sehen, dass die Auswirkungen des Bebens auch in der Schweiz noch nachweisbar waren – vor allem rund um Zürich.

Die Auswirkungen des Erdbebens bei Hechingen auf einer Grafik des USGS (Foto: SWR, SWR / US Geological Service)
Diese Grafik des US Geological Service (USGS) zeigt, wo die Ausläufer des Erdbebens noch zu spüren oder zu messen waren.

Schon stärkere Erdbeben in Baden-Württemberg

Dass es in der Gegend um Tübingen immer wieder Erdbeben gibt, liegt – wie oben schon erwähnt – an der Albstadt-Scherzone. Sie liegt fünf bis zehn Kilometer tief und sorgt immer wieder für Beben – schwächere, durchaus aber auch stärkere.

Über der Albstadt-Scherzone liegt der Hohenzollerngraben, der oft für die Beben verantwortlich gemacht wird. Tatsächlich liegt er mit zwei Kilometern Tiefe aber viel höher als die Zentren der Beben – hat mit ihnen also gar nichts zu tun.

Seit 1911 gab es in der Albstadt-Scherzone schon drei Beben, die eine Stärke von mindestens 5,0 auf der Richterskala hatten. Dem entsprechend haben sie auch größere Schäden verursacht – und waren auch viel weiter weg noch zu spüren.

Wo waren die stärksten Erdbeben in Deutschland bisher?

Das bisher stärkste Beben war am 16. November 1911 um 22:26 Uhr unter Ebingen. Es hatte eine Stärke von 6,1 und war von Braunschweig bis in die Toskana zu spüren. An etwa 6.250 Gebäuden gab es Schäden, in Konstanz stürzten die Spitze des Münsterturms und Statuen vom Reichspostgebäudes herab.

Am 28. Mai 1943 bebte es in der Gegend wieder heftig – diesmal war es eine Stärke von 5,6. Das Epizentrum lag unter dem Raum Tailfingen-Onstmettingen-Pfeffingen. In Albstadt wurden mehr als 8.000 Gebäude beschädigt, weitere 3.000 in den umliegenden Gemeinden. An der Burg Hohenzollern stürzten Türme ein und Ritterfiguren ab.

Das letzte bisher registrierte starke Beben war am Sonntag, den 3. September 1978 um 6:08 Uhr unterhalb von Tailfingen. Es hatte eine Stärke von 5,7. Auch hier gab es an der Burg Hohenzollern viele Schäden. Aber auch in und rund um Albstadt verursachte das Beben Schäden von 275 Millionen Mark – damals wären das etwa 140 Millionen Euro gewesen.

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