Die Sitzordnung bei dem Treffen des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan und den EU-Spitzen in Ankara hat in sozialen Medien für Irritationen und Kritik gesorgt. Während für EU-Ratspräsident Charles Michel ein großer Stuhl neben dem türkischen Staatschef reserviert war, wurde EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bei dem Gespräch gestern in „gebührendem“ Abstand von Erdogan und Michel auf einem Sofa platziert. Viele fragten sich warum? Und – ob man das als von Erdogan bewusst gewähltes Zeichen deuten könne?
Özdemir: "Zeichen von autoritären Unterdrückern und Machos"
Unter anderem auf Twitter wurde darauf aufmerksam gemacht, dass der frühere EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker bei Treffen mit Erdogan auf Augenhöhe sitzen durfte. Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Cem Özdemir kommentierte deutlich kritisch:
In der EU-Kommission wurde unterdessen darauf verwiesen, dass von der Leyen das Treffen mit Erdogan genutzt habe, um mit ihm eine lange und sehr offene Diskussion über Frauenrechte und den Rückzug der Türkei aus der Istanbul-Konvention zum Schutz von Frauen und Kinder vor Gewalt zu führen.
Keine offene Kritik an Sitzordnung
Offene Kritik an der Sitzordnung gab es allerdings nicht. Als ein Grund dafür gilt, dass Michel als Präsident des Europäischen Rates in der protokollarischen Rangordnung über der EU-Kommissionspräsidentin steht.
Außerdem saß von der Leyen auch nicht allein auf Abstand. Im Netz kursieren zwar Bilder, auf denen nur von der Leyen abseits sitzend zu sehen ist. Auf dem Originalfoto allerdings saß ihr gegenüber der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu, der ebenfalls an dem Gespräch mit Erdogan teilnahm – ebenfalls mit einem Abstand von weit mehr als 1,5 Metern.

Türkei verteidigt Sitzordnung
Auch die Türkei hat die Sitzordnung beim EU-Treffen in Ankara mittlerweile gegen Kritik verteidigt. Außenminister Cavusoglu sagte, man habe die Sitze auf Anregung der EU so aufgestellt. Das Treffen sei entsprechend internationaler Standards und türkischer Gastfreundschaft abgehalten worden.