In großen Höhen nimmt der Sauerstoffgehalt der Luft rapide ab - Halluzinationen können die Folge sein. Entsprechend ungläubig dürften sich Forscher der University of Nebraska, die Augen gerieben haben, als sie bereits im Februar ein Exemplar der gelbohrigen Blattohrmaus entdeckten: Die Begegnung fand nämlich auf 6.739 Metern Höhe statt.
Über 7.000 Metern herrschen härteste Bedingungen
Ab etwa 7.000 Metern beginnt eine Welt, die Alpinisten die „Todeszone“ nennen. Der Grund: Ab dieser Höhe kann sich der Körper wegen des Sauerstoffmangels nicht mehr aus eigener Kraft regenerieren.

Es drohen Wasseransammlungen in Lungen und Hirn (sogenannte Ödeme), schwere Erfrierungen, lebensgefährliche Erschöpfung und sehr oft der Tod. Die meisten Bergsteiger behelfen sich ab dieser Höhe mit Sauerstoff aus Flaschen, der die Symptome zumindest lindert.
Die Maus jedoch war keine Halluzination: Dort, auf dem Gipfel des Vulkans Llullaillaco im Norden Chiles, saß das possierliche Tierchen und war ganz fidel. Gerade haben die Forscher ihre Entdeckung in der renommierten US-Fachzeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences“ veröffentlicht.
Blattohrmaus schlägt Großohr-Pfeifhasen
Bislang hielt der Großohr-Pfeifhase aus dem Himalaya den Rekord mit einer belegten Sichtung auf 5.182 Metern und glaubwürdigen Berichten über einen Fund auf 6.130 Metern Höhe.
Die Entdeckung der Maus auf dem Gipfel lege nahe, dass die Anpassungsfähigkeit von Säugetieren an die Lebensbedingungen in so großer Höhe bislang unterschätzt worden sei, schreiben die Forscher um Jay Storz.
Wovon lebt sie bloß da oben?
Offenbar sei es den Tieren trotz der widrigen Umstände gelungen, sich an die Kälte und den geringen Sauerstoffgehalt der Luft zu gewöhnen.
Allerdings bleiben zu der Maus, die Wissenschaftler „Phyllotis xanthopygus rupestris“ nennen, noch viele Fragen offen: Unklar ist beispielsweise, von was sich das Tier rund 2.000 Meter oberhalb der Vegetationsgrenze ernährt.