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Amelie Heß
Amelie Heß (Foto: SWR)

Forscher haben den „Weltuntergangsgletscher“ in der Antarktis untersucht. Ihre Entdeckungen sind besorgniserregend – was sie bedeuten, liest du hier.

Eigentlich heißt der Gletscher, um den es hier geht, Thwaites-Gletscher. Er liegt in der westlichen Antarktis und hatte 2010 eine Fläche von rund 192.000 Quadratkilometern – das ist etwa so groß wie Florida oder doppelt so groß wie Österreich. Bekannt ist der Thwaites aber auch unter dem Namen „Weltuntergangsgletscher“ und das hat einen Grund:

Weltuntergangsgletscher macht Forschern Sorge

Gemeinsam mit dem Pine-Island-Gletscher wirkt er wie ein Bremsklotz für den viel größeren westantarktischen Eisschild. Sollte der Thwaites schmelzen und damit wegfallen, könnten die Eismassen des westantarktischen Eisschilds ins Meer fließen. Das würde zwar mehrere Jahrzehnte dauern, aber der Meeresspiegel würde so steigen, dass viele Küstenstädte wie wir sie heute kennen, einfach überflutet werden würden.

Forscher finden Risse und Spalten im Thwaites-Gletscher

Klingt alles nach Weltuntergang? Ja, irgendwie schon... Nun haben Forscher der Cornell-Universität mithilfe einer Unterwasserdrohne erstmals das Eis des Gletschers untersuchen können. Dafür bohrten sie ein 600 Meter tiefes Loch in das Eis und ließen einen torpedoähnlichen Tauchroboter namens Icefin 600 dadurch. Auch die Grundlinie des Gletschers – also dort, wo das Eis vom Gletscher abrutscht und zum ersten Mal auf den Ozean trifft – fuhr der Roboter ab.

Ein gelber, torpedoähnlicher Tauchroboter, taucht durch das Eis des Thwaites-Gletschers in der westlichen Antarktis.  (Foto: Reuters)
Icefin 600 heißt der torpedoähnliche Tauchroboter, mit dem Forscher der Cornell Universität die Beschaffenheit des Eises des Thwaites-Gletschers untersuchten.

Dabei kam heraus, dass Risse und Spalten den Gletscher durchziehen. An diesen Stellen kann wärmeres Salzwasser in das Eis eindringen und lässt den gigantischen Eisblock so schneller schmelzen. „Warmes Wasser dringt in die schwächsten Teile des Gletschers ein und verschlimmert ihn“, erklärt Britney Elice Schmidt, Leiterin des Forschungsteams. „Diese neuen Möglichkeiten der Gletscherbeobachtung erlauben uns zu verstehen, dass es in diesen sehr warmen Teilen der Antarktis nicht nur darauf ankommt, wie viel Schmelze stattfindet, sondern auch wie und wo sie stattfindet.

Das ist die Art von Dingen, über die wir alle sehr besorgt sein sollten.

Gute Nachricht: Gletscher schmilzt nicht so schnell wie angenommen

Es gibt auch eine gute Nachricht: Der Boden des Eisschildes scheint weniger schnell zu schmelzen als bisher angenommen. Das ist aber kein Grund zur Entwarnung: „Wenn wir weniger Schmelzen beobachten, ändert das nichts an der Tatsache, dass sich der Gletscher zurückzieht“, so Schmidt gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.

13 US-amerikanische und britische Forscher verbrachten Ende 2019 und Anfang 2020 sechs Wochen auf dem Gletscher für diese Untersuchungen, die gerade in der Fachzeitschrift Nature veröffentlicht wurden.

Bereits im vergangenen Herbst hatten britische Wissenschaftler gesagt, der Thwaites halte sich „nur noch an den Fingernägeln“ fest. Sie erwarten in Zukunft große Veränderungen über kleine Zeiträume. Der Gletscher verliert jedes Jahr rund 50 Milliarden Tonnen Eis – mehr, als er durch Schneefall zurückgewinnt.

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