Sind es Nacktfotos von Marlène Schiappa? Nein. Regt sich trotzdem ganz Frankreich darüber auf? Ja. Die Staatssekretärin für Sozial- und Solidarwirtschaft kommt auf die Titelseite des Playboys. Sie gibt der Zeitschrift ein zwölfseitiges Interview über Feminismus, Abtreibung und LGBTQ+-Rechte. Zuerst hatte die Zeitung Le Parisien darüber berichtet: „Nach unseren Informationen wird Marlène Schiappa am 8. April auf dem Cover des Playboy erscheinen“.
Es ist ein Playboy-Cover, das alle aufregt. Und das schon vor seiner Veröffentlichung in den Korridoren der Macht für Aufsehen und lange Seufzer sorgt.
Seit der Ankündigung berichten fast alle großen Medien in Frankreich darüber und aus allen politischen Reihen hagelt es Kritik. Die französische Staatssekretärin Schiappa selbst steht zu ihren Playboy-Fotos und erklärt auf Twitter: „In Frankreich sind Frauen frei!“
Mit zusätzlich vier Fotos posiert sie laut Le Parisien im Heft sexy und in eine französischen Flagge gehüllt. Auf dem Cover „ist sie angezogen und trägt ein langes weißes Kleid“, sagte ihr Ministerbüro.
Das Magazin Spiegel berichtet, dass Premierministerin Élisabeth Borne am Wochenende mit Schiappa geredet hat. Demnach wies die Premierministerin ihre Kollegin zurecht und erklärte, das Interview sei „nicht angemessen“, erst recht nicht in einer Zeit, in der Frankreich mit einer sozialen Krise infolge der Rentenreform zu kämpfen habe.
Grünen-Politikerin und Frauenrechtsaktivistin Sandrine Rousseau sagte gegenüber dem Sender BFMTV: „Wo bleibt der Respekt vor dem französischen Volk?“ Die Menschen in Frankreich würden überall demonstrieren, weil sie zwei Jahre länger arbeiten sollen. Außerdem wüssten viele nicht, wie sie angesichts der Inflation Essen auf den Tisch stellen sollen. Sie habe kein Problem damit, wenn Frauen ihre Körper zeigten, sagte Rousseau. „Aber es gibt einen sozialen Kontext.“