Knapp 7.000 Fans waren zum Frankfurter Römer gekommen, um das DFB-Team um Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg zu bejubeln. Der ganze Platz vor dem Rathausbalkon, auf dem die Vize-Europameisterinnen winkten, tanzten und sich feiern ließen, war voll mit schwarz-rot-goldenen Flaggen und Menschen im Trikot der deutschen Nationalmannschaft.
Wir wollten eigentlich Europameister sein und nicht die Sieger der Herzen. Aber wenn wir uns so in die Herzen der Bevölkerung gespielt haben, sind wir gerne die Sieger der Herzen.
Frauen-Fußball soll weiterhin begeistern
Durchschnittlich 17,897 Millionen Menschen, in der Spitze sogar rund 20 Millionen haben in Deutschland beim EM-Finale eingeschaltet. „Es ist Wahnsinn, dass eine Leistung über mehrere Wochen anerkannt wird und nicht nur der Sieg“, freute sich Voss-Tecklenburg. Doch jetzt soll die Begeisterung auch anhalten und nicht mit dem EM-Finale wieder verschwinden. Bundeskanzler Olaf Scholz habe ihr versprochen, dass sie sich treffen werden, um die Themen für die Zukunft anzugehen.
Joti Chatzialexiou, Leiter Nationalmannschaften beim DFB, sagte, Strategiepläne, um den Frauenfußball zu fördern, hätten schon vor der EM vorgelegen. Es müsse etwas passieren: „Da sind nicht nur der Bundeskanzler und die Politik. Sondern da müssen auch wir als Verband und die Vereine zusammenstehen und tatsächlich diesen Hype, den wir erzeugt haben, umsetzen.“
Diese Mannschaft hat Perspektive. Wir haben den Anfang von etwas ganz Großem gesehen.

Svenja Huth: „Es tut gerade einfach nur schweineweh“
Die deutschen Fußballerinnen mussten am Sonntag mit hängenden Köpfen vom Platz. Ohne Anführerin Alexandra Popp hatten die DFB-Frauen den neunten EM-Titel verpasst. Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg macht ihren Spielerinnen Mut:
Wir sind todtraurig. Aber wir können stolz sein.
Auch Ersatzkapitänin Svenja Huth tat die Niederlage „einfach nur schweineweh“.
Wie lief das Spiel?
Die eingewechselten Ella Toone und Chloe Kelly erzielten vor der EM-Final-Rekordkulisse (Frauen und Männer) von mehr als 87.000 Zuschauern die Treffer für die Engländerinnen. Lina Magull hatte in der zweiten Hälfte ausgeglichen. Nach 120 Minuten stand es dann 2:1 für England. Das Team holte damit seinen ersten großen Titel. Das sind die Highlights:
Popp hat gefehlt
Trösten können sich die Spielerinnen des zweimaligen Weltmeisters mit einer Finalprämie von 30.000 Euro. Nicht im Finale dabei war Kapitänin Popp, die wegen muskulären Problemen ausfiel. Die 31-Jährige hatte zuvor in allen fünf Spielen getroffen.
Scholz gratuliert
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat der englischen Frauen-Fußballnationalmannschaft zum Gewinn der Europameisterschaft gratuliert. Den Frauen des deutschen Teams bescheinigte der SPD-Politiker eine „Weltklasse-Leistung in einem engen Spiel“. Scholz hatte das Spiel im Londoner Wembley-Stadion persönlich verfolgt.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser verfolgte das Spiel ebenfalls auf der Tribüne. Die SPD-Politikerin, in deren Ressort auch der Sport fällt, sprach von einem „hochspannenden Finale auf Augenhöhe“. Es sei schade, dass die DFB-Frauen nicht als Siegerinnen vom Platz gegangen seien. Sie gratuliere dennoch einem „fantastischen Team zu einer beeindruckenden Leistung“ und den Engländerinnen zum EM-Titel.
Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) lobte die deutsche Mannschaft und sprach von Millionen neuer Fans, die die DFB-Frauen mit ihrem Teamgeist gewonnen hätten.
Halbfinale gegen Frankreich
Mit 2:1 (1:1) besiegten die DFB-Frauen die Französinnen am Mittwochabend in Milton Keynes. Torschützin in beiden Fällen: Kapitänin Popp. Es waren ihr fünftes und sechstes Tor im Turnier.
Hier die Zusammenfassung im Video:
Popp: „Haben wieder eine Wahnsinnspartie gespielt“
„Um ehrlich zu sein, kann ich es gar nicht in Worte fassen. Wir haben wieder eine Wahnsinnspartie gespielt“, sagte Popp nach dem 2:1 gegen Frankreich im ZDF.
Wir sind so unfassbar glücklich, kein Schwein hat mit uns gerechnet, und wir stehen jetzt im Finale gegen England vor 90.000 – ganz ehrlich, etwas Schöneres gibt es nicht.
Eigentor von Keeperin Frohms
Vor 27.445 Zuschauern hatte Deutschland zwar den ersten Gegentreffer überhaupt in diesem Turnier kassiert – ausgerechnet durch ein Eigentor von Keeperin Merle Frohms (44.) nach der Führung durch Popp (40.).
Alexandra Popp sorgte dann in der zweiten Halbzeit per Kopf (76.) aber erneut für ausgelassenen Jubel.
Klopp schickte DFB-Frauen Botschaft vor dem Spiel
Eine Videobotschaft von Jürgen Klopp hatte Voss-Tecklenburg zuvor noch in die Spielbesprechung einfließen lassen – und für zusätzliche Motivation gesorgt: „Jetzt weiß man, dass ich eine bestimmte Art von Fußball mag“, sagte Liverpools Star-Trainer da. „Und dementsprechend könnt ihr euch vorstellen, dass ich euren Fußball liebe.“
Die Sportschau hat alle Highlights der EM noch einmal zusammengefasst: