Die Stadt Köln startet ein Pilotprojekt, das derzeit für viel Aufsehen sorgt: Freitags soll der Muezzin von den Moscheen der Stadt aus zum islamischen Mittagsgebet rufen. „Während in christlichen Kirchen die Glocken geläutet werden, um die Gläubigen zum gemeinsamen Gottesdienst zu rufen, sind es in den Moscheen muslimischer Glaubensgemeinschaften die Rufe des Muezzins, die diesen Zweck erfüllen“, hieß es in der Mitteilung der Stadt. Seit vielen Jahren sei der Islam, wie viele andere Religionen auch, ein fester Bestandteil der deutschen Gesellschaft, so dass auch die Frage der Erlaubnis der Gebetsrufe an den Moscheen bundesweit immer wieder diskutiert werde.
Podcast-Reihe des SWR: Islam in Deutschland
„Der Untergang des Abendlandes ist das nicht“, kommentiert SWR-Fachredakteur Mark Kleber den wenige Minuten dauernden Muezzinruf am Freitagnachmittag:

Nachrichten „Die Hasskommentare sind schlimmer“
- Dauer
Muezzin-Ruf in Köln hat für viele Diskussionen gesorgt
In den sozialen Medien gab es kontroverse Diskussionen über das Kölner Modellprojekt.
Die Stadt Köln hat das Pilotprojekt aber immer wieder verteidigt. „Köln ist die Stadt der (religiösen) Freiheit & Vielfalt. Wer am Hbf ankommt, wird vom Dom begrüßt und von Kirchengeläut begleitet“, schrieb die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) auf Twitter. Viele Bürgerinnen und Bürger seien Muslime, erklärte sie und sprach von einem „Zeichen des Respekts“.
Moscheen müssen Auflagen für Muezzin-Ruf einhalten
Die Moscheengemeinden in Köln, die mitmachen wollen, müssen einen Antrag ausfüllen und Auflagen einhalten. Dazu zählt, dass die umliegende Nachbarschaft von der Moscheegemeinde im Vorfeld mit Flyern informiert werden muss. Außerdem braucht es eine Ansprechperson, die Fragen beantwortet oder Beschwerden entgegennimmt. Der Gebetsruf darf freitags nur in der Zeit zwischen 12 bis 15 Uhr und für die Dauer von maximal fünf Minuten erfolgen. Auch die Lautstärke des Rufes wird je nach Lage der Moschee mit einer unterschiedlichen Höchstgrenze festgelegt.
Ramadan beginnt – mit Abstand in der Krise
Pilotprojekt in den Kölner Moscheen läuft zwei Jahre lang
Die Kölner Stadtverwaltung will das Projekt eng begleiten. Nach zwei Jahren soll es eine Auswertung geben, um dann zu entscheiden, ob die neue Regelung beibehalten werden kann, heißt es von der Stadt.