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Cornelia Stenull
Cornelia Stenull (Foto: SWR3)
Geli Hensolt

Wie kann das sein im Jahr 2023? Gleiche Arbeit, gleiche Leistung – und trotzdem: Frauen verdienen in Deutschland oft weniger als Männer. Wir ordnen die neuesten Zahlen für euch ein:

Die vermeintlich gute Nachricht: Der Gender Pay Gap, also der Lohnabstand zwischen Frauen und Männern, ist in Deutschland in den vergangenen Jahren kleiner geworden. Dennoch: Im europäischen Vergleich hinkt Deutschland in Sachen Gerechtigkeit beim Einkommen weit hinterher.

Dass Deutschland einen der größten Gender Pay Gaps in Europa aufweist, ist ein Armutszeugnis.

Frauen bekommen niedrigeren Stundenlohn als Männer

Das Statistische Bundesamt hat die neuen Zahlen für 2022 herausgegeben. Die beziehen sich auf den Stundenlohn. Weil für die aktuelle Statistik eine andere Methode angewandt wurde, lassen sich die Zahlen aus den Vorjahren mit denen jetzt nur eingeschränkt vergleichen. Das hat mit dem unbereinigten und bereinigten Gender Pay Gap zu tun.

Laut Bundesamt haben Frauen im vergangenen Jahr in Deutschland pro Stunde im Schnitt 18 Prozent weniger verdient als Männer. Das wären rund vier Euro, die Frauen pro Stunde weniger bekommen.

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Nachrichten Das sagen die Zahlen des Gender Pay Gap

Dauer

Im vergangenen Jahr haben Frauen in Deutschland pro Stunde im Schnitt 18 Prozent weniger verdient als Männer. Laut Statistischem Bundesamt liegt damit der Stundenlohn bei Frauen über vier Euro unter dem von Männern. Aus der Wirtschaftredaktion, SWR3-Reporterin Geli Hensolt:

Unbereinigter und bereinigter Gender Pay Gap

Für die Statistik des unbereinigten Gender Pay Gap werden alle berufstätigen Männer und alle berufstätigen Frauen quasi miteinander verglichen. Weil Frauen aber häufiger in schlechter bezahlten Berufen arbeiten als Männer – wie zum Beispiel als Krankenpflegerin, Kindergärtnerin oder Kassiererin im Einzelhandel – kommen solche Lohnunterschiede in der Statistik dabei heraus. Dazu kommt noch, dass Frauen häufiger in Teilzeit arbeiten, Männer dagegen öfter in Vollzeit.

Der bereinigte Gender Pay Gap hat jetzt diese Faktoren herausgerechnet. Das heißt, für die neue Statistik wurden jetzt Männer und Frauen verglichen, die die gleichen Jobs haben und auch die gleichen Qualifikationen. Und eben dort ist der Lohnunterschied von den aktuell sieben Prozent herausgekommen. Die Behörde vermutet, dass hier Erwerbsunterbrechungen etwa bei Schwangerschaften, zur Kindererziehung oder zur Pflege von Angehörigen eine Rolle spielen.

Baden-Württemberg

Frauen verdienen weniger "Gender Pay Gap": BW ist Schlusslicht

Dass Frauen schlechter verdienen als ihre männlichen Kollegen, ist nicht neu. Auch 2022 war das wieder so. Die Statistik zeigt, dass Baden-Württemberg besonders schlecht da steht.

SWR4 BW am Vormittag SWR4 Baden-Württemberg

Gleiche Löhne von Männer und Frauen – Theorie versus Praxis

Viele Betriebe oder Unternehmen zahlen Frauen und Männern zwar den gleichen Stundenlohn. Es gibt aber noch weitere berufliche Unterschiede zwischen Männern und Frauen, die sich auf das Gehalt auswirken: Zum einen verhandeln Männer oft besser, wenn es um das Gehalt geht – viele fordern einfach höhere Gehälter für den gleichen Job. Zudem fordern Männer bei tarifgebundenen Firmen und Arbeitsplätzen eher, dass sie in eine höhere Stufe eingruppiert werden.

Am größten sind die Gehaltssprünge laut Statistik immer dann, wenn man ein Unternehmen wechselt, sich also neu für einen Job in der neuen Firma bewirbt. Und weil Männer in dem Zusammenhang mobiler und flexibler sind als Frauen, profitieren sie auch da.

Und: Führungsposition ist nicht gleich Führungsposition. Noch immer ist es so, dass Männer häufig höher eingruppiert sind, also eine höhere Führungsposition haben. Die Folge ist, dass sie dann auch deutlich besser verdienen als Frauen in der Führungsposition.

Unsere Quellen

Transparenz ist uns wichtig! Hier sagen wir dir, woher wir unsere Infos haben!

Wie viele Menschen leben in Deutschland, fahren Auto oder gehen zur Schule? Das Statistische Bundesamt liefert Antworten dazu und viele weitere Informationen auch zum Beispiel zu Wirtschaft, Migration oder Klima. Die Daten stammen von staatlichen Einrichtungen oder aus Umfragen. Die Teilnehmer dafür werden so ausgewählt, dass sie den Durchschnitt der Gesellschaft zeigen. Deswegen sind diese Umfrage-Ergebnisse auch eine Quelle für uns.

Die dpa ist eine Nachrichtenagentur. Dort arbeiten Journalisten, Kameraleute, Fotografen. Sie sind in Deutschland und weltweit bei wichtigen Ereignissen dabei. Informationen, Bilder und Videos stellen sie anderen zur Verfügung. Das hat den Vorteil, dass Zeitungen, Sender und Online-Portale über Themen berichten können, bei denen sie keine eigenen Leute vor Ort hatten. Weitere Nachrichtenagenturen, mit denen wir arbeiten, sind zum Beispiel Reuters, AFP, AP und SID.

Reuters ist eine Nachrichtenagentur. Dort arbeiten Journalisten, Kameraleute, Fotografen. Sie sind in Deutschland und weltweit bei wichtigen Ereignissen dabei. Informationen, Bilder und Videos stellen sie anderen zur Verfügung. Das hat den Vorteil, dass Zeitungen, Sender und Online-Portale über Themen berichten können, bei denen sie keine eigenen Leute vor Ort hatten. Weitere Nachrichtenagenturen, mit denen wir arbeiten, sind zum Beispiel dpa, AFP, AP und SID.

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