Die Recherche von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung zeigt: 1.500 Orte in Deutschland sind mit sogenannten PFAS (oder PFC) belastet – also mit Chemikalien, die wahrscheinlich Krebs erregen.
PFAS-Belastung in Orten in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz
Lea Busch aus dem Rechercheteam sagt in SWR3: „Insgesamt habe ich 600 Fälle bei euch gefunden. In Baden-Württemberg sind das rund 500, in Rheinland-Pfalz knapp 100.“
PFAS-Karte: So hoch ist die Belastung in den unterschiedlichen Regionen
Belastung durch PFAS am größten im Raum Rastatt
Die größten Belastungen im Südwesten finden sich im Raum Rastatt und rund um die Militärflugplätze der Airforce wie etwa Spangdahlem, sagt SWR-Umweltredakteur Werner Eckert. Wo noch, hört ihr hier:

Nachrichten Wie hoch ist die PFAS-Belastung im Südwesten?
- Dauer
SWR-Umweltredakteur Werner Eckert berichtet.
Der prominenteste Fall ist natürlich Rastatt, da ist ja mutmaßlich mit PFAS verseuchter Kompost auf den Feldern verteilt worden. Der PFAS-Beauftragte vor Ort sagt dazu, wenn man hier diesen ganzen Boden ausheben würde, würde das mehr als zwei Milliarden Euro kosten. Und das sei im Prinzip nicht finanzierbar. Und da reden wir nur vom Boden, noch nicht mal vom Trinkwasser. Also man sieht an diesem Fall: Wenn das Zeug einmal da ist, dann bleibt das auch da.
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Definition: Was sind PFAS oder PFC?
Das Bundesministerium für Umwelt und Naturschutz schreibt: „Per- und polyfluorierte Chemikalien (PFAS) sind organische Fluorverbindungen, die auch als PFC – früher auch als PFT – bezeichnet werden.“
Sie kommen nicht natürlich vor, sind als langlebige Chemikalien bekannt, werden erst seit den späten 1940er-Jahren hergestellt und sind in unserer Umwelt und in unserem Körper sehr lange nachweisbar. Verwendet werden PFAS beispielsweise in Regenjacken, Kosmetik oder auch in Pfannen.
Mit den Gefahren von PFAS für Menschen hat sich auch schon STRG_F beschäftigt:
Ist PFAS in Haushaltsgegenständen schädlich?
Auch das haben wir Lea Busch gefragt. Muss ich mir zum Beispiel bei meiner Teflon-Pfanne Sorgen wegen der PFAS machen? Busch kann da aber beruhigen: Das Spiegelei anzubraten, sei nicht das Problem:
Das erste Problem ist die Herstellung. Denn wenn die Chemikalien hergestellt werden, kommen die oft in die Umwelt. Das zweite Problem ist die Entsorgung. Wenn die Pfanne irgendwann durch ist und entsorgt wird, dann haben die Müllverbrennungsanlagen oft gar nicht die Verbrennungstemperaturen, die sie bräuchten, um PFAS überhaupt einfach vollständig zu zersetzen.
Menschen können PFAS vor allem über Lebensmittel aufnehmen – dazu zählt auch Trinkwasser. Laut der europäischen Lebensmittelbehörde EFSA sind vor allem tierische Produkte belastet.
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Von Leberschäden über Schilddrüsenerkrankungen und Fettleibigkeit bis hin zu Fruchtbarkeitsstörungen und Krebs können PFAS schwerwiegende Folgen für unseren Körper haben, klärt die Europäische Umweltagentur auf.
Dem stimmt Lea Busch zu: „Die Wissenschaft bringt PFAS mit einer Vielzahl an Krankheiten in Verbindung. [...] Auch das Umweltbundesamt hat neulich Zahlen veröffentlicht. Und die sagen: Jeder fünfte Jugendliche in Deutschland hat jetzt schon zu viel PFAS im Blut.“
NDR-Reporter Johannes Edelhoff vom selben Rechercheteam wie Lea Busch hat in der Tagesschau über die Gefahren und Verbreitung von PFAS in Deutschland gesprochen:
Laut einer Stellungnahme von EFSA aus dem Jahr 2020 sollte die wöchentliche Aufnahme der vier PFAS, die im Blut überwiegen, den Wert von 4,4 Nanogramm pro Kilogramm Körpergewicht nicht überschreiten.
Warum sind PFAS nicht verboten, wenn sie so gefährlich sind?
„Es wird sich jetzt schon noch zeigen, ob und wie lange sie erlaubt bleiben“, meint Lea Busch. Viele als gefährlich eingestufte Verbindungen aus dieser Gruppe sind schon seit Jahren verboten, aber:
Fakt ist, man hat über Jahre weggesehen. Die Industrie hat die Chemikalien weiter und weiter produziert, und wenn welche verboten wurden, dann hat die Industrie einfach neue Chemikalien auf den Weg gebracht. Jetzt, wo dieses Verbotsverfahren im Raum steht, fährt die Lobby Hochtouren. Mehr als 1.000 Dokumente haben wir ausgewertet. Und die Hersteller, die es noch nicht geschafft haben, auf PFAS-freie Produkte umzusteigen, sagen, es gäbe gar keine Alternativen und sie bräuchten mehr Zeit.
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