Das Foto der 13-jährigen Schülerin, die mit dickem Mantel, Handschuhen und Mütze vor der Schule in Hagen sitzt, geht gerade durch alle Medien. Seit dem Ende der Weihnachtsferien weigert sich das Mädchen, sich in das volle Klassenzimmer zu setzten. Denn sie hat Angst, sich bei ungeimpften Mitschülern mit Corona anzustecken.
Das Mädchen selbst ist Risikopatientin – sie hat Asthma – und dreifach geimpft. Es geht ihr aber auch darum, ein Zeichen zu setzten, für mehr Impfungen, sagt sie. Mindestens die Hälfte der Schüler sei ungeimpft, ebenso wie ein paar Lehrer. Sie wolle für ihre Meinung kämpfen, sagt sie.
Schule in Hagen nimmt Sorgen der 13-Jährigen ernst
In der Schule nimmt man die Sorgen des Mädchens ernst. Die Schule hatte ihr Pult und Stuhl auf den Schulhof gestellt, wo es online am Unterricht teilnahm. Während der Pausen oder zum Aufwärmen nutzte die Schülerin einen freien Raum im Gebäude, wie ein Sprecher der Stadt Hagen schilderte. Schulleiterin Corinna Osman sagt, sie finde es wichtig, dass die 13-Jährige auf die Ängste von Kindern und Jugendlichen in der Corona-Pandemie aufmerksam macht.
Auch auf Twitter stellt sich die Schule hinter seine Schülerin.
Bezirksregierung verbietet Draußen-Unterricht
Doch wie der WDR berichtet, darf die 13-Jährige nun nicht mehr in der Kälte sitzen. Verboten hat das die Bezirksregierung Arnsberg, die die Schulaufsicht über Hagen hat. Sogar das Jugendamt hatte sich eingeschaltet und eine Stellungnahme des schulpsychologischen Dienstes angeregt. Von Seiten der Stadt heißt es dazu, dass längerfristige Unterrichtung auf dem Schulhof wegen der Jahreszeit Fragen „nach dem Gesundheitsschutz und dem Kindeswohl“ aufwerfen würde. Man stehe in Kontakt mit der Familie, die sich kooperationsbereit zeige, sagte Stadtsprecher Michael Kaub.
WDR-Reporter Daniel Schmitz hat mit dem Mädchen gesprochen und erklärt, warum das Jugendamt eingeschritten ist.

Nachrichten Angst vor Corona: Schülerin will nur draußen unterrichtet werden
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Schülerin in Hagen auf Schulhof: Kompromiss zeichnet sich ab
Doch jetzt gibt es wohl eine Lösung: Seit Donnerstag nimmt die Realschülerin von einem kleinen Büro in der Schule aus am Unterricht teil. Damit fühlt sich auch die Schulleiterin wohler.
Landesschülervertretung spricht von „Armutszeugnis“
Die Landesschülervertretung NRW kann den Protest des Mädchens gut nachvollziehen. „Es ist aber zugleich ein Armutszeugnis, dass es eine solche Aktion braucht“, sagte Johanna Börgermann vom LSV-Vorstand. Angesichts der stark steigenden Infektionszahlen müsse es Wechselunterricht geben – und zudem endlich dafür gesorgt werden, dass Online-Unterricht auch zu Hause funktioniere.